Buchtipp

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Burli, Roman von Bernd Fischerauer, Picus 2017, 24 Euro

Österreich in der Nachkriegszeit. Burli, der eigentlich den schönen Vornamen Adolf hat, ist 1942 in Graz geboren. Sein Vater war bei der Marine und ist fast nie zu Hause. Seine Mutter sorgt mit Schlägen und Scheitelknien für die harte, rechtschaffene Erziehung. Eines Abends steht ein fremder Mann vor der Tür, der Burlis Mutter kennt und nach Vati fragt. Burli muss versprechen, dass er den Mann nie gesehen hat. Auch als die Polizei kommt und ein Foto mit nackten, teilweise toten Frauen und zwei lachenden Männern mit Pistolen zeigt. Obwohl die Männer seinem Vater und dem Besucher sehr ähneln. So langsam kommt Burli auf die Spuren der Nazi-Vergangenheit seiner Familie und Umgebung. Streng erzogen gelingt es ihm für sein Schweigen auch mal ein sehr schönes Fahrrad oder auch ein bisschen Sex zu ergattern. Burli durchlebt in dieser für ihn stark triebgesteuerten Zeit die heiße Phase der Pubertät. Auf der Theaterbühne muss, beziehungsweise darf er mit seiner Angebeteten eine Liebesszene proben. Hier erahnt er den Unterschied von triebhaftem Verlangen zur Liebe. Es ist für unseren Helden sicher das wichtigere Thema, auch wenn ihn die Nazi-Vergangenheit nicht loslässt. Durch diese Konstellation gelingt es Bernd Fischerauer ein so schweres Kapitel der Geschichte wie die Entnazifizierung in einer Weise aufzubereiten, die dem Leser Vergnügen bereitet, keinen Generalvorwurf erhebt aber auch keine Generalamnestie ausspricht. In Österreich werden 1957 auch die Schwerbelasteten amnestiert. In Österreich gibt es keine Nazis mehr. Erhältlich in allen Buchhandlungen.



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