ALK zeigt sich im Schneidhainer Ortsbeirat von Umgang der Stadt mit Gewerbegebiet enttäuscht

Schneidhain (nd) – Hauptthema der Sitzung des Ortsbeirates in Schneidhain waren am Montag, 4. März, die Bebauungspläne des ehemaligen Donath-Geländes. Auch Investor Kaveh Amiri war anwesend. Ortsvorsteher Wolfgang Gottschalk (ALK) gab vorübergehend den Vorsitz an Dr. Michael Pfeil (CDU) ab, um erneut Kritik am Umgang der Stadt mit dem Gewerbegebiet zu äußern. Die Kritik richte sich keineswegs an den Investor; man könne froh sein, heutzutage überhaupt jemanden zu finden, der investiere und es sei ein sehr schönes Projekt. Wenig Verständnis habe man aber für das Verhalten des Magistrats der Stadt Königstein. Ursprünglich seien 70 Prozent Gewerbefläche und 30 Prozent Wohnraum geplant gewesen, doch „wir wurden von der Magistratsentscheidung überrannt, plötzlich waren es nur noch 40 Prozent Gewerbe“, erklärte Gottschalk. Für alle Bürgermeisterkandidaten und -kandidatinnen wären zwei Themen vorrangig gewesen – die Verstärkung des Gewerbes und bezahlbarer Wohnraum und doch hätten am Ende etliche Fraktionen gegen ein Gewerbegebiet gestimmt. „Das macht mich am Ende fassungslos“, so Gottschalk. Nicht nur habe man die Chance vertan, mehr Gewerbesteuer einzunehmen, sondern auch ein großes Gewerbegebiet dauerhaft geopfert.

Gottschalk erläuterte, dass auch von vergünstigtem Wohnraum nicht die Rede sein könne, wenn nur acht von 62 Wohnungen zum vergünstigten Preis an die Stadt gehen würden – so würde vor allem Wohnraum für privilegierte Einkommen geschaffen. Die ALK werde nach wie vor gegen das Projekt stimmen, da „die Stadt gnadenlos schlecht verhandelt hat“, so Gottschalk, auch wenn die Einrichtung einer Kita, eines Drogeriemarktes und Arztpraxen den Ortsteil aufwerten würden. Am Ende konnte die ALK mit ihrer Gegenstimme jedoch nur ein Zeichen setzen. Mit fünf Ja-Stimmen und zwei Nein-Stimmen wurden beide Vorlagen beschlossen – dabei handelt es sich um den Durchführungsvertrag zum vorhabenbezogenen Bebauungsplan und um den Vorhaben- und Erschließungsplan des einstigen Donath-Geländes.

Im Gesamtergebnis heißt das, dass die letzte Entscheidung zwar am 21. März bei den Stadtverordneten Königsteins liegt, aber die Veränderung des Bauvorhabens nicht sehr wahrscheinlich ist.

Bewerber um Amt des Schöffen stellen sich vor

Ein weiterer Punkt auf der Tagesordnung war die Vorstellung der Bewerber für das Amt des Schöffen in Schneidhain. Drei der vier Bewerber waren gekommen und berichteten über ihre Motive für die Kandidatur. Gisela Schmietendorf wurde in Kiel geboren, wohnt seit 1989 in Schneidhain und ist schon lange im Ehrenamt aktiv – unter anderem für den Verein „Bürger helfen Bürgern“. Alexandre Moreau stammt ursprünglich aus Frankreich, hat inzwischen die doppelte Staatsbürgerschaft und hat seine Begeisterung für das Ehrenamt durch seine Aktivitäten bei den Pfadfindern in Frankreich entdeckt. Andreas Mühlbauer ist in Schneidhain aufgewachsen, auch bei ihm wird das Ehrenamt großgeschrieben, er ist sowohl in der Feuerwehr als auch in der DLRG aktiv. Alle drei anwesenden Bewerber sind durch die Stellenausschreibung der Stadt auf den Posten aufmerksam geworden und hätten sich nach reiflicher Überlegung beworben. Die Wahl zum Schöffen fand nach dem öffentlichen Teil der Ortsbeiratssitzung statt. Das Ergebnis wird in Kürze veröffentlicht.

Neukalkulation der Friedhofsgebühren

Auch die Neukalkulation der Friedhofsgebühren in Schneidhain wurde besprochen. Die vor zwei Jahren gegründete Friedhofskommission sei zu dem Schluss gekommen, dass die Einnahmen nicht kostendeckend seien. Die Bedingungen seien anders als auf anderen Friedhöfen, so sei die Liegezeit von 30 Jahren länger als auf anderen Friedhöfen. Hauptkostenfaktor sei der Betriebshof und zum Beispiel gestiegene Löhne. Es sei ein Vorteil, dass der Schneidhainer Friedhof zu 70 bis 80 Prozent belegt sei, denn unbelegte Parkflächen würden zwar Kosten produzieren, aber keine Einnahmen generieren. Hinzu komme, dass sich auch bei der Auswahl der Gräber die Vorlieben verändert hätten. So seien zurzeit Urnenbaumwahlgräber sehr beliebt – diese belegten aber weniger Fläche, was ebenfalls zu mehr Kosten führe. Auch mit der jetzigen Erhöhung der Friedhofsgebühren um 50 Prozent seien die Einnahmen noch nicht kostendeckend. Die Friedhofskommission wolle sich nun regelmäßig treffen, um zu prüfen, was verbessert werden kann und wo Kosten reduziert werden können, denn jeder müsse sich eine Beerdigung leisten können. Die neue Gebührenordnung wurde im Anschluss einstimmig von den Mitgliedern des Ortsbeirates beschlossen.

Interessengemeinschaft gegen Lärm der Bahn?

Die Lautstärke der Bahn sorgte weiterhin für Gesprächsstoff. Ortsvorsteher Gottschalk berichtete, dass sich eine Interessensgemeinschaft gegen die Lärmbelästigung gründen würde, die sich mit der Lärmbelästigung durch die Bahn beschäftigen würde. Auch in Königstein würde sich starker Widerstand regen, denn auch dort klage man darüber, wegen des Lärms nicht mehr die Fenster öffnen zu können. Gottschalk selbst habe sich ein Bild von der Lärmemission machen können und es gebe wohl einen klaren Zusammenhang zwischen Lautstärke und Triebwagen bzw. Fahrer. „Der Versuch von Herrn Kaiser ist wohl gescheitert“, so Gottschalk im Blick auf die vergangene Ortsbeiratssitzung, auch wenn dieser habe mitteilen lassen, dass man zumindest an der Lautstärke der Durchsagen etwas verändert habe. Als gutes Beispiel führte der Ortsvorsteher die Bahnübergänge in Kelkheim-Hornau an, denn dort habe man es geschafft, Lichtanlagen zu installieren. Für Gottschalk ist das „am Ende die einzige Lösung für die Akzeptanz des Nahverkehrs“ und wenn eine solche Installation auch teuer sei, sei es doch eine wichtige Investition in Lebensqualität. „Wir müssen da jetzt unbedingt dranbleiben“, erklärte Gottschalk, der großes Verständnis für den Unmut der Bürger hat.

Mehr Weihnachtsbeleuchtung gesichert

Doch auch Positives gab es zu vermelden. So war die Spendenaktion für die Weihnachtsbeleuchtung in Schneidhain wohl äußerst erfolgreich. Laut Oliver Ernst, 2. Vorsitzender des Heimat- und Brauchtumsvereins, habe man über 9.000 Euro eingenommen und würde die Spendenaktion nun beenden. Die bisherigen Kosten würden sich auf ca. 4.000 Euro belaufen und man könne von dem restlichen Geld sieben bis acht weitere Sterne für die Straßenbeleuchtung anschaffen. „Ein großer Dank an die Spender“, so Ernst begeistert. Die Spendenbereitschaft zeige, wie sehr den Schneidhainern ein schönes Ortsbild am Herzen liege.



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