Feuerwehrgerätehaus: Keine Entscheidung, aber Mammolshain ist sich uneins

Mammolshain (as) – Die Ortsbeiratssitzung in Mammolshain vor zwei Wochen war mit einer Überraschung gestartet. Unter dem Tagesordnungspunkt 1 „Mitteilungen“ war für die „normalen“ Besucher jenseits der politischen Kreise unerwartet das Thema „neues Feuerwehrgerätehaus“ aufgerufen worden – nicht irgendein Thema im Stadtteil, sondern eines, das seit dem Bekanntwerden der möglichen Standorte vor gut einem Jahr sehr emotional diskutiert wird und die Einwohner durchaus spaltet.

Gerd Böhmig, Fachbereichsleiter Planen, Bauen und Umwelt, hatte eine Machbarkeitsstudie des von der Stadt Königstein beauftragten Planungsbüros für die drei noch in Frage kommenden Standorte präsentiert, einschließlich einer groben Kostenschätzung. In Leserbriefen aus Mammolshain, die die Königsteiner Woche bereits abgedruckt hat (KW 41 und 42), wurde die Stadtverwaltung daraufhin für mangelnde Transparenz kritisiert, zumal es auch auf Nachfrage kein Handout der Ergebnisse der Studie gegeben habe. Die Präsentation habe den Eindruck erweckt – so eine Stimme –, dass eine Vorentscheidung für den von vielen Einheimischen abgelehnten Standort Kranichplatz bereits gefallen sein könnte.

Die ebenfalls auf der Sitzung anwesende Bürgermeisterin Beatrice Schenk-Motzko (CDU), die in den vergangenen Tagen bereits persönlich Kontakt mit einer der beiden Leserbriefschreiberin aufgenommen hatte, und Böhmig erklärten auf Rückfrage der Königsteiner Woche, dass man die erst wenige Tage alte Studie ganz im Gegenteil zum geäußerten Vorwurf als Neuigkeit mit in den Ortsbeirat hatte nehmen wollen, um seitens der Stadtverwaltung Transparenz an den Tag zu legen. „Es war keine wertende Veranstaltung, sondern eine, die den Status quo mit Zahlen gefüttert hat“, so die Verwaltungschefin. Natürlich werde das Thema bei einer der nächsten Ortsbeiratssitzung nochmals als eigenständiger Tagesordnungspunkt behandelt. „Wir machen auch gerne nochmal eine Infoveranstaltung für die Bürger“, fügte Schenk-Motzko hinzu.

Die frühzeitige Vorstellung der Machbarkeitsstudie habe nicht das Ziel gehabt, im Ortsbeirat eine schnelle Entscheidung herbeizuführen, sagte Schenk-Motzko und wiederholte damit die Aussage Böhmigs während eben jener Sitzung. Fakt ist, dass von den einst fünf Standorten nur noch drei verblieben sind: die Schwalbacher Straße, der Kranichplatz und der Parkplatz Am Mönchswald. Bei den beiden ersten Varianten würden die sich bisher nur grob (ohne DIN) geschätzten Kosten des Baus auf rund 3,2 Millionen Euro belaufen, bei der letzten wegen der schwierigen Topographie und der Notwendigkeit, am Mönchswald in den Hang bauen zu müssen, auf 4,7 Millionen Euro. Auch die Eingriffe in die Natur wurden beleuchtet: Diese wären mit mehreren zu fällenden Bäumen unterschiedlicher Größe am Kranichplatz am größten, während es rund 150 Meter entfernt am Mönchswald ein großer und mehrere kleine wären und in der Schwalbacher Straße vor allem landwirtschaftliche Fläche verloren gehen würde.

Fakt ist auch, dass sich die Einsatzabteilung der Freiwilligen Feuerwehr Mammolshain deutlich gegen die Schwalbacher Straße ausgesprochen hat, da der Standort für die zahlreichen Einsätze außerhalb des Orts zu abgelegen sei und die Einsatzfahrzeuge mehrere Engstellen in der Ortsdurchfahrt zu passieren hätten. Das hatte Wehrführer Henning Rackow auf der Sitzung des Ortsbeirates wiederholt. Der Feuerwehrverein wiederum hatte sich bereits im vergangenen Jahr für den Bau auf dem Kranichplatz positioniert.

Dieser wiederum trifft nicht nur wegen des Umwelteingriffs in der Bevölkerung auf den deutlichsten Widerstand. Wegen der Blickachsen nach Kronberg und Frankfurt besitzt die Grünfläche einen hohen ideellen Wert im Ort und ist nicht nur beim Radrennen am 1. Mai ein Treffpunkt in der Region. Die Sichtachsen würden bei der (teilweisen) Bebauung des Platzes aber weitgehend erhalten bleiben, sagt Böhmig – sowohl in der Variante eines geraden als auch in der eines schräg versetzten Gebäudekörpers.

Letztlich werde angesichts der schwierigen Haushaltslage auch das Thema Kosten eine wichtige Rolle spielen müssen, hatte Schenk-Motzko bereits in der Ortsbeiratssitzung gesagt. Einen Wortbruch gegenüber ihrem Wahlkampf, als sie sich wie alle Bürgermeisterkandidatinnen und -kandidaten gegen den Kranichplatz ausgesprochen hatte, weist sie deutlich zurück. Sie möchte in einem „transparenten Prozess“ alle Interessengruppen zusammenführen und alle Stimmen hören, die politischen Gremien würden sich vor einer Entscheidung mit all diesen Punkten beschäftigen. Die Rathauschefin: „Mammolshain ist sich uneins, das merkt man.“



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