Mammolshain (nd) – Der Duft von frischem Apfelmost und das Aroma von auf Holzkohle gerösteten original Mammolshainer Edelkastanien zog am vergangenen Samstag über das Gelände des Obst- und Gartenbauvereins (OGV). Der veranstaltet den traditionellen Apfel- und Kastanienmarkt schon seit vielen Jahren – für zahlreiche Gäste von nah und fern ist es ein fester, liebgewonnener Termin im Herbst. Ein unverzichtbarer Höhepunkt ist das beliebte Apfelmostpressen aus heimischen Äpfeln. Diese werden mit einem kleinen Traktor mit Hänger frisch geerntet bzw. geschüttelt herangefahren und von den vielen großen und kleinen Händen erst im Wasserbad gewaschen und dann mit Körben in den Häcksler verfüllt. Anschließend wird der Fruchtbrei in eine Kelterpresse geschöpft und gepresst, woraufhin dann „das flüssige Gold“ herausläuft. Natürlich wurde der Apfelmost, hessisch auch einfach „Süßer“ genannt, fachmännisch abgefüllt, und zwar vom Nachwuchs des OGV, selbstverständlich unter der Betreuung und Aufsicht der „alten Hasen“. Während der ohnehin schon sehr gut besuchten Veranstaltung bildete sich, noch bevor die Presse in Betrieb ging, eine Schlange von Besuchern, die alle einen Kanister oder ein Gläschen vom sehr geschmackvollen Mammolshainer Süßen zu durchaus moderaten Preisen erstehen wollten.
Apfelschnaps und alte Sorten
Auch für die Liebhaber regionaler Produkte war bestens gesorgt. Denn die Scheune des Wiesenhofes wurde kurzerhand zur „kleinen Markthalle“ umfunktioniert, in der neben vielen Mammolshainer Spezialitäten auch Obst und Gemüse aus der Region feilgeboten wurden.
Eine besondere Spezialität ist der Apfelschnaps, der vom Mammolshainer und OGV-Mitglied Frederick Friedman vertrieben wird. Für den hochprozentigen „Taunus White Lightning“ verwendet er besondere Sorten wie Goldparmäne und Rosenapfel, die er selbst einmaischt und dann brennen lässt.
Selbstverständlich konnte man auch die wahrlich weltberühmten Mammolshainer Edelkastanien in der Scheune, am Stand des Edelkastaniendorfs Mammolshain, für den heimischen Ofen oder zum Rohverzehr käuflich erwerben. Dort boten Karl-Friedrich und Ingrid Reimer sowie Sieglinde Puck und Bernd Hartmann auch edle Kastanienmesser an. Diese kann man sowohl zum Schälen als auch zum Einritzen der leckeren Kastanien nutzen.
Für Äpfel und Birnen waren unter anderem Obstbauer Dieter Krieger und seine Frau Irina gute Ansprechpartner – neben der kompetenten Beratung und der großen Sortenvielfalt war vor allem ihre Liebe zum Apfel deutlich spürbar. Die Spezialitäten des Obsthofes Krieger in Kronberg sind alte Sorten, die für Allergiker geeignet sind. Ural Gökhan, ebenfalls seit über 30 Jahren Mitglied des Obst- und Gartenbauvereins, hatte eine reiche Auswahl von Weißkohl, Rotkohl, Zwiebeln und Kartoffeln anzubieten.
Kastaniensammeln in Mammolshain
Mammolshain ist in Kastanienwälder eingebettet, und durch die schonende Bebauung sind viele alte Bäume erhalten geblieben. Diese gedeihen dort durch die kleinklimatisch günstigeLage am Südhang des Taunus besonders gut – daher trägt Mammolshain seit dem Jahr 2001 den Zusatz „Edelkastaniendorf“. An vielen Stellen im Wald ist es durchaus erlaubt, die leckeren Baumfrüchte zu sammeln, doch das gilt nicht für alle Bäume. Das Sammeln auf Obstbaumwiesen, die in Kastanienwiesen umgewandelt wurden, und auf beschilderten Flächen ist strengstens verboten. Dort züchten die Mitglieder des OGV besondere Sorten und veredeln junge Bäume. Über 40 frühe, mittlere und späte Edelkastaniensorten gibt es dort inzwischen. Wer dort sammeln möchte, braucht den Mammolshainer Feldausweis, der für die Eigentümer und Pächter der Feldflure vorgesehen ist. Das feuchte Wetter in diesem Jahr hatte auch Einfluss auf die Kastanienernte. „Die Bäume brauchen zwar Regenwasser, aber die Reifezeit ist dieses Jahr sehr langsam“, so Johannes Schießer, Zweiter Vorsitzender des Obst- und Gartenbauvereins Mammolshain.
Edelkastanien – ein Kulturgut
Für viele Königsteiner ist das Kastaniensammeln in Mammolshain eine schöne Kindheitserinnerung. Während die „Keste“ in früheren Jahrhunderten eine wichtige Nahrungsquelle war, könnte man sie heute durchaus als Kulturgut bezeichnen. Zum Schutz dieses Kulturguts wurde im Juli 2005 die Interessengemeinschaft Edelkastanie auf der Kronberger Burg gegründet – mit dabei waren natürlich viele Mammolshainer. Die Ziele der Interessengemeinschaft sind der Erhalt, die Vermehrung und die Erforschung der Kulturgeschichte sowie die Anlage von Sortengärten – alles im Namen der Edelkastanie.
Wann die Edelkastanie nach Mammolshain kam, ist nicht wirklich geklärt, denn eigentlich gedeiht diese eher im Mittelmeerraum. Der Sage nach haben Kreuzritter die Maronen aus südlichen Ländern mitgebracht; wahrscheinlicher ist jedoch, dass es die Römer waren. Fakt ist jedoch, dass die Kastanie seit Jahrhunderten in Mammolshain kultiviert wird.
Für die Verpflegung sorgte der OGV ebenfalls: Neben dem leckeren Süßen gab es selbstverständlich Apfelwein und dazu knackige Bratwürste. Das Wetter spielte mit an diesem Tag, der ganz im Zeichen des Apfels und der Kastanie stand – es blieb trocken und mild. Die Mitglieder des Obst- und Gartenbauvereins und die Besucher waren mehr als zufrieden mit dem Traditionsfest zur Erntezeit.