Spitzenreiter bei CO2-Einsparung im Alltag – Klimakommission wertet Ergebnisse aus

Es bewegt sich etwas in Königstein – in Richtung Rad fahren, zu Fuß gehen und das Auto stehen lassen. Bei der vergangenen Sitzung der Klimakommission wurde diskutiert, welche klimarelevanten Dynamiken es im Jahr 2023 in Königstein gab und wie diese in Zukunft genutzt und unterstützt werden können. Immer vor dem Hintergrund des seit November beschlossenen integrierten Klimaschutzkonzeptes, welches nun umgesetzt wird.

Mobilität in Bewegung

So hat sich die Arbeitsgruppe „Mobilität“ des Königsteiner Klimarats in ihren monatlichen Treffen zur Aufgabe gemacht, Problemstellen aus Sicht der unterschiedlichen Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer zu betrachten und in diesem Rahmen Lösungsansätze zu erarbeiten. Gruppensprecher Didier Hufler: „Ein aktueller Fokus liegt auf dem sicheren Schulweg. Hier möchte die Arbeitsgruppe die Schulen unterstützen und auf die Angebote des „Besser zur Schule“-Programms von AGNH und ivm hinweisen.“

Gleichzeitig bildet sich in der Stadtverwaltung ein Kernteam, um den Prozess der integrierten Mobilitätsplanung anzustoßen und dafür das neue Personal-Förderprogramm SUMP des Landes zu nutzen.

Zudem erhält die Stadt jetzt mit der anonymisierten Streckenerfassung der Klima-Taler-App einen Querschnitt des Mobilitätsverhaltens der Menschen vor Ort: So waren 2023 68 Prozent der Wegstrecken kürzer als zwei Kilometer. Davon wurden 83 Prozent zu Fuß zurückgelegt, sechs Prozent mit dem Rad und sieben Prozent mit dem Auto. Mit der Distanz ändern sich die Verhältnisse deutlich: Bei Strecken zwischen zwei und fünf Kilometern wird noch zu fast 50 Prozent das Auto gewählt.

Auch bei der weiteren Auswertung hat der Datenschutz oberste Priorität, und so sind keine Bewegungen von Einzelpersonen einsehbar. Dennoch können zeit- und ortsabhängige Nutzungsintensitäten unterschiedlicher Verkehrsarten ermittelt werden und zu einer Verbesserung der Infrastruktur und Dienstleistungen beitragen. Klimaschutzmanager Daniel Zink: „Wer die Klima-Taler-App nutzt, wird in Zukunft automatisch bei der Mobilitätsplanung berücksichtigt.“

Wertschätzung für Nachhaltigkeit im Alltag

Bei der App geht es nicht nur um Mobilität. Einen Klima-Taler gibt es für fünf Kilogramm CO2-Einsparung in ganz unterschiedlichen Bereichen. Die Ergebnisse der inzwischen über 700 Teilnehmerinnen und Teilnehmer lassen sich sehen: Gut 80 Tonnen CO2 konnten eingespart werden. Eine Menge, die z. B. ein Wald mit mehreren Tausend Bäumen im Jahr aufnimmt. Mit 118 Kilogramm CO2-Einsparung pro Person ist Königstein Spitzenreiter unter den bisher zehn teilnehmenden Kommunen, zu denen auch Eschborn, Nidderau und Kelsterbach gehören. Die Einsparungen an Strom, Wärme und Wasser entsprechen in etwa dem Jahresverbrauch von zehn Haushalten. Im Mittel wurden im Rahmen der Klimataler-App pro Person 46 Mal Aktivitäten der „Wir sind das Klima“-Challenge ausgewählt, zu denen im Bereich „Bewusster leben“ auch die Teilnahme an der Aktion „Sauberhaftes Königstein“, die Abgabe alter Smartphones bei der Bischof-Neumann-Schule und ab sofort das Erwerben eines Leseausweises in der Stadtbibliothek gehören.

Über 2.500 Klima-Taler wurden bereits von Königsteinern eingelöst – zu gut 60 Prozent mit Angeboten der Stadt. 325 Schwimmbad-Tickets waren dabei. Damit schlummern bei den Nutzern aktuell ca. 15.000 Klima-Taler, für die noch passende Angebote gefunden werden können. Im gesamten Klima-Taler-Netzwerk sind es sogar über 800.000.

Die Stadtverwaltung erweitert daher ihr Angebot um einen kostenlosen Ofenführerschein. Der Klimamanager: „Betriebe in Königstein können gerne jederzeit mitmachen und diese Chance nutzen, um die Wahrnehmung ihrer Nachhaltigkeit zu verbessern und so bestehende Kunden zu binden und neue zu gewinnen.“ Für die Erstellung von Angeboten lokaler Geschäfte steht das Online-Portal admin.klima-taler.com zur Verfügung.

Bürgermeister Leonhard Helm: „Klimaschutz macht Spaß, bringt Vorteile für jeden Einzelnen und bereichert die Stadt mit einer breiteren Datenbasis, damit Maßnahmen zur nachhaltigen Entwicklung besser bewertet werden können. Jeder kann sich die App kostenlos aufs Smartphone laden und aktiv mithelfen. Die Teilnahme ist jederzeit ohne Angabe eines Namens, einer E-Mail-Adresse oder einer Telefonnummer anonym möglich. Egal, welchen Platz Königstein in Zukunft erreichen wird, gewonnen haben die Bürgerinnen und Bürger schon jetzt: bessere Luft, weniger Verkehr und mehr Lebensqualität– und natürlich jede Menge Klima-Taler, die gegen Prämien eingetauscht werden können.“

Königsteiner Stärken

An den Mobilitätsdaten wird deutlich: Die Stadt hat einen verhältnismäßig guten ÖPNV und bundesweite Spitzenwerte bei der Elektromobilität. So wurden zehn Prozent der Auto-Strecken elektrisch zurückgelegt, was die Zielmarke des stadteigenen Klimaschutzszenarios von 2025 bereits erfüllt. Sogar ein zusätzlicher Hinweis auf das Umweltbewusstsein zeigt sich bei den Königsteiner E-Auto-Fahrerinnen und -Fahrern: Für Kurzstrecken lassen sie das Auto öfter stehen als andere.

Insgesamt erreichten die Königsteiner Klima-Taler-Nutzerinnen und -Nutzer 722.000 Kilometer zu Fuß und mit Rad, Bus und Bahn. Das entspricht 18 Erdumrundungen.

Photovoltaik-Boom

Auf der Überholspur befindet sich Königstein auch im Bereich erneuerbarer Energien, was sich im Photovoltaik- (PV)-Ranking von aktuell 240 deutschen Städten mit unter 100.000 Einwohnern auf wattbewerb.de nachvollziehen lässt. Klimamanager Zink: „Während die verbesserten steuerlichen Rahmenbedingungen deutschlandweit eine Verdopplung des PV-Zuwachses zur Folge hatten, konnte Königstein seinen Vorjahreswert auf das Fünffache steigern und somit die gesamte installierte PV-Leistung in nur einem Jahr verdoppeln.“

Einen Meilenstein markiert hierbei die erste PV-Anlage mit über 100 kWp (Kilowatt Peak, Leistung der Anlage): Mit der im Mai 2023 ans Netz gegangenen PV-Anlage auf dem Dach von Edeka Nolte waren gerade 130 Watt Peak (Leistung von Solarzellen) pro Person in Königstein erreicht und damit mehr also doppelt so viele wie zu Beginn des Wattbewerbs am 12. Februar 2021.

Aktuell sind es schon 190 Wp. Damit wird das Ziel greifbar, bis zum Jahr 2030 ca. 2.000 Wp pro Person zu erreichen und so die Hälfte des Stromverbrauchs vor Ort zu decken, der dann voraussichtlich bei 75 Gigawattstunden (GWh) liegt. Gleichzeitig ist eine Verzehnfachung kein Selbstläufer, sondern erfordert Kapazitätserhöhungen bei Energieberatungen, Planungen und im Handwerk, um die Qualität der Dienstleistungen zu sichern.

Florian Bienias, Kommunalmanager des regionalen Strom-Netzbetreibers Syna GmbH: „Ein Riesensprung war der Start unseres digitalen Einspeiseportals im Oktober 2022, womit Bürger bei über 90 Prozent aller Anfragen i.d.R. innerhalb von 24 Stunden eine Einspeisezusage für die heimische Photovoltaikanlage erhalten. Jetzt haben wir unter https://netzanschlusspruefung.syna.de/ eine unverbindliche Netzanschlussprüfung (Online-Connection-Check) bereitgestellt, damit jeder selbstständig eine automatische Einschätzung abrufen kann, ob die jeweilige Leistung einer Einspeise- oder Verbrauchsanlage, z.B. die geplante Photovoltaikanlage auf dem eigenen Dach oder die Wallbox für das geplante Elektroauto, vom örtlichen Stromnetz übertragen werden kann.“

Welche PV-Leistung überhaupt auf das eigene Dach passt und in welcher Preisklasse sie sich bewegt, verrät das altbewährte Hessische Solarkataster: https://gpm-webgis-10.de/solarkataster

Informieren, erleben, mitmachen,

Der WWF zeigt unter https://www.wwf.de/earth-hour fünf verschiedene Aktivitäten, die dem Klimaschutz dienen und die Demokratie stärken sollen. Denn die diesjährige „Earth hour“ steht unter dem Motto „Deine Stunde für die Erde.“ Darauf weist die Abschaltung der Burgbeleuchtung am Samstag, dem 23. März, um 20 Uhr hin. Jede „Stunde für die Erde“ im gesamten Monat kann in die „Hour Bank“ eingetragen werden. So zählt auch die Clean Up Aktion „Sauberhaftes Königstein“, die am 16. März um 9 Uhr am Kapuzinerplatz startet, und ein Besuch des ersten Königsteiner Wassertages am 24. März im Haus der Begegnung.

Geplant sind auch wieder die Taunus Klimatage, welche Veranstaltungen im Hochtaunuskreis vom Beginn des Stadtradelns am 1. September bis zum Beginn der Herbstferien (13. Oktober) einen gemeinsamen Rahmen geben. Insbesondere Handwerk, Gewerbe und Vereine sind eingeladen, sich in den laufenden Vorbereitungen mit einzubringen (kontakt: Klimaschutz[at]koenigstein[dot]de).

Zudem werden für die Neugestaltung der Stadtwebseite praktische Erfahrungen der Bevölkerung in den Bereichen erneuerbare Energie, Mobilität, nachhaltigem Konsum, Stadtgrün und Regenwassernutzung gesucht, die dem Klima-Thema in Königstein ein Gesicht geben.

Die Klimakommission dankt allen Königsteinerinnen und Königsteinern, die sich im Jahr 2023 für Nachhaltigkeit und Klimaschutz engagiert haben, und gratuliert den Gewinnern des Stadtradelns, den Konfirmanden, welche mit ihrem Waldpflege-Projekt den Klimaschutzpreis des Hochtaunuskreis gewonnen haben, und natürlich allen, die mit der Klima-Taler-App aktiv sind.

Infobox-Klimataler

Die Klima-Taler-App ist eine Entwicklung des Berliner Greentech-Unternehmens Blacksquared. Die App wird bereits seit Jahren von Städten wie Aachen, Darmstadt und Hamm genutzt. Königstein ist seit Februar 2023 dabei. Der Klima-Taler motiviert zum Klimaschutz. Mit der App verdienen Bürgerinnen und Bürger spielerisch Klima-Taler und können sie für regionale Dienstleistungen und Produkte eintauschen.

Hinter der Klima-Taler-App steckt eine mit Weitblick entwickelte Technik, die den Kommunen zusätzlich auch aktuelle Daten für die Verkehrs- und Stadtplanung liefert. Daniela Schiffer, Gründerin Klima-Taler.com, sagt: „Effektiver Klimaschutz braucht aktuelle Daten, die es den Städten erlauben, Maßnahmen sicher zu validieren und damit Ressourcen in der Stadtplanung so effizient wie möglich einzusetzen. Klima-Taler bietet Kommunen jeglicher Größe hier einen Weg, diese Einsichten kostengünstig und aktuell zu erhalten.” Ziel ist es, Städte und Gemeinden mit umfangreichen Einsichten in die städtische Mobilität zu unterstützen, sich langfristig klima- und bürgerfreundlicher zu entwickeln.



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