Spannende und machbare Perspektiven

Ein Panorama der Burg aus Rollups überraschte die Besucher bei der Veranstaltung der historischen Vereine im Kath. Gemeindesaal.

Foto: privat

Königstein (kw) – „Königstein: Home of Light, Culture and Democracy” – der Titel der Veranstaltung der historischen Vereine Königsteins lässt auf ein Licht jenseits des kontrovers diskutierten „Home of Darkness“ ahnen – und so fanden fast 60 interessierte Besucher am 18. März ihren Weg in den Katholischen Gemeindesaal. Ein Aha-Erlebnis bot bereits die Dekoration des Raumes: 30 Rollup-Banner mit Rekonstruktionen der Burgruine boten ein eindrucksvolles Panorama, wie Burg und Festung einst ausgesehen hatten. Die Banner waren Bestandteil eines Projekts des Vereins Denkmalpflege Königstein e.V., gefördert durch die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien. Ellengard Jung stellte im Gespräch mit Christoph Schlott, der Konzept und Gestaltung des Projekts übernommen hatte, die weiteren Bestandteile des Projekts auf. Gemeinsam warf man einen Blick in den 880-seitigen Bildband zur Festung Königstein und eine mit 5.000 Exemplaren auf bereits veröffentlichte Zeitung zur Festung, die gleichzeitig als Festungsführer verwendet werden kann. Highlight der Zeitung: Rund 40 QR-Codes, die zu Kurzfilmen führen.

Frauke Heckmann vom Verein für Heimatkunde e.V. hielt sich nur kurz mit einer Erklärung der aktuellen Situation im Stadtmuseum und den Gründen für seine Schließung auf. „Digitalisierung ist unser Weg der Zukunft, nicht ein überkommenes Museum, das schon an seinen architektonischen Herausforderungen scheitert“, erklärte sie. Nächstes spannendes Projekt ist eine neue Ausstellung zum Thema „75 Jahre Haus der Länder“, die ab Ende April in der Königsteiner Konrad-Adenauer-Anlage gezeigt werden soll.

Dr. Wolfgang Geiger von der neu gegründeten Eugen-Kogon-Gesellschaft e.V. berichtet über neue historische Aspekte zu Eugen Kogons „SS-Staat“, einem bisher in Königstein noch nie gehörten Thema und regte die Schaffung eines „Eugen-Kogon-Hauses“ im Ortsteil Falkenstein bis zum Jahr 2028 an, dem Jubiläumsjahr Eugen Kogons.

Den Bogen hin zu „Königstein als Home of Light, Culture and Democracy“ schloss schließlich Christoph Schlott, Vorsitzender des Vereins Neuer Königsteiner Kreis e.V., mit einem Überblick über die rund 30 Publikationen, die von den historischen Vereinen seit 2017 zum Thema „Demokratiegeschichte in Königstein“ produziert wurden, sowie die 14 Zeitungen der Serie „Kulturelles Erbe Königstein“, einzusehen auf www.koenigstein-kulturelles-erbe.de

Keinerlei Ermüdungserscheinungen zeigte das Publikum, als schließlich Schlott im Namen von vier Vereinen den gemeinsam erarbeiteten „Königstein-Plan 2028“ skizzierte. Er zeigte spannende und vor allem machbare Perspektiven für Königstein auf, die nicht nur eine konkrete Einbindung der Standorte Haus der Begegnung, Bürgerhaus Falkenstein, Villa Rothschild-Park, Konrad-Adenauer-Anlage, Historisches Rathaus und Festungsruine enthält, sondern auch für die Event-Kultur Königsteins neue Anregungen formuliert. Darunter befinden sich Ideen wie die „Tage der Festung“, „Europäische Kogon-Wochen“, aber auch ortsverbundene, auf die eigene Bevölkerung hin gedachte Veranstaltungen wie einen „Ludwigstag“ auf dem historischen Marktplatz. Mit der Erklärung „Königstein ist wohl die einzige Stadt in Deutschland, die einen ganz besonderen historischen Marktplatz besitzt, auf dem rein gar nichts stattfindet und der nicht einmal einen Namen hat“, brachte er das Publikum zum Schmunzeln und Nachdenken.

Schlott sprach sich für eine komplette Neubewertung der touristischen Situation Königsteins aus, bedauerte das Fehlen gesicherter Daten für die Schaffung eines modernen Tourismus. Er überzeugte mit seinem Vortrag, wie Königstein als „Home of Light, Culture and Democracy“ sich ein passendes und zukunftstragendes Image geben kann.

Highlight und Abschluss des Abends war ein gut achtminütiger Film, der die Anwesenden in das Projekt „Königstein Rocks“ einführte, das die Vereine für das Untergeschoss des Kurbades in die Diskussion eingebracht haben: Vor dem Hintergrund einer realistischen Devon-Landschaft aus der Zeit vor 400 Millionen Jahren entwickelte Schlott ein Szenario für das „kleinste Science-Haus Deutschlands“ und ein „Standby-Publikum“ an der B8 von mehr als drei Millionen Menschen pro Jahr: „Wenn nur ein paar Promille dieser Auto-Passanten auf dem Weg in ihr Taunus-Wochenende einen Stopp für diese Attraktion im Kurbad einlegt, hätte Königstein ein sich selbst tragendes Highlight mehr.“

Die abschließende Fragerunde war kurz, doch noch lange diskutierte man in Einzelgrüppchen das Gesehene und Gehörte – es war viel „Food for Thought“ zu verdauen. Zeichnet sich heute in Königstein vielleicht ein Miteinander-Wirken der Stadtgesellschaft ab? Das wäre ein starkes Signal.



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