Königsteiner Grundschüler basteln für den Nepal-Basar und die Zukunft der Kinder von Bhandar

Tolle kreative Ideen hatten die Schülerinnen und Schüler der Klassen eins und zwei für den Basar umgesetzt.Fotos: Schramm

Königstein (as) – Rund 7.000 Kilometer Luftlinie sind es von Königstein bis in die Region Bhandar im Norden von Nepal östlich von Kathmandu und tief im Himalaya gelegen. Und doch ist an diesem Freitag diese Region, die zu den ärmsten der Erde gehört, ganz nah auf dem Schulhof der Königsteiner Grundschule. Hier stehen um 15 Uhr, lange nach dem normalen Schulende, beinahe 300 Schülerinnen und Schüler, begleitet von Eltern und Verwandten, im ganz großen Kreis und singen das Lied „Wir spenden für die Kinder in Bhandar, dass sie gehen zur Schule, na klar!“ Es ist wieder großer Nepal-Basar, erstmals nicht im Herbst wie bis 2022, sondern im Frühling. Der Basar findet heute trotzdem drinnen statt, kündigt Schulleiterin Christina Koch mit, schließlich sollen die – dieses Mal österlichen – Basteleien der Kinder vor den drohenden dunklen Wolken sicher geschützt werden.

Es wäre auch zu schade, denn die Kinder aller Klassen von der eins bis zur vier haben sich wochenlang im Unterricht und unterstützt durch ihre Eltern und den Schulförderverein mächtig bemüht und ihre ganze Kreativität eingebracht, um schöne, kleine Dinge entstehen zu lassen: bemalte Gläser mit sprießenden Narzissen und Krokussen, aber auch mit selbstgekochter Marmelade, Insektenhotels, Kressebeete, Osterkörbchen, als Hühner bemalte Eierbecher, Baumanhänger und vieles mehr.

Die Einnahmen des Nepal-Basars gehen zu einem Drittel an den eigenen Förderverein, der durch die Flüchtlingswelle immer mehr Aufgaben bekommt. In der Grundschule gibt es schon jetzt drei Intensivklassen mit 43 Kindern, die Nicht-Muttersprachler sind, berichtet Schulleiterin Koch. Zwei Drittel der Einnahmen des Nepal-Basars sind in diesem Jahr für die verschiedenen Bildungsprojekte des Childaid Networks in der Region Bhandar bestimmt. Seit 40 Jahren gibt es den Austausch mit der Region, Initiator der Idee war Martin Frenz, früher Schulleiter der Helene-Lange-Schule in Wiesbaden. Rund 40 Schulen konnte er mit seinen Unterstützern dort aufbauen. Seit 30 Jahren gibt es nun auch schon die Kooperation mit der Königsteiner Grundschule, in diesem Jahr wird der 25. Nepal-Basar ausgerichtet. Als Frenz nach dem großen Erdbeben in Nepal im Jahr 2015 in den Ruhestand ging, übernahm die Königsteiner Stiftung Childaid Network nach und nach die Koordination der Patenschaft in Bhandar. Zudem unterstützt Childaid Projekte in Asam in Nordostindien, woran auch das Taunusgymnasium beteiligt ist, sowie in Bangladesch und Mynamar. Insgesamt konnten bereits mehr als 150.000 junge Menschen in mehr als 50 Projekten in Südostasien gefördert werden, seit 17 Jahren ist die Stiftung aktiv.

Hinter Childaid Network steht Gründer Dr. Martin Kasper. „Meine drei Kinder sind hier auch zur Schule gegangen, eine Tochter schreibt heute ihr Examen. Ohne vernünftige Schulbildung gibt es keine Zukunft“, erklärt er den Grundschülern, die es sich vermutlich kaum vorstellen können, nicht in die Schule gehen zu können. 3.000 bis 5.000 Euro an Spenden kommen jeweils beim Nepal-Basar zusammen. Durch die Schaffung erster Bildungsangebote für Vorschüler und eine verbesserte Schulqualität in Grundschulen, zum Beispiel moderne Unterrichtsmaterialien, steigt die Motivation der Kinder und Jugendlichen merklich an und es stellen sich Lernerfolge ein, berichtet Stefanie Henkel von Childaid, die gerade von einer Reise nach Nepal zurückgekehrt ist, wo allein rund 100 Schulen unterstützt werden

Am Stand von Childaid sind auch Martin Frenz und seine Frau Rita anzutreffen. Sie sind weiter voll bei der Sache, verkaufen am „Eine-Welt-Stand“ Handgemachtes aus Nepal wie Haarbänder, Glückwunschkarten und Geschenkpapier, die sie über die UNECO bestellt haben. „Die Stimmung in Königstein ist immer gut“, sagt Frenz, der im nächsten Jahr wieder nach Nepal reisen wird. Er erzählt auch von der Berufsbildung, die immer wichtiger werde, damit junge Menschen nach – hoffentlich – abgeschlossener Schulbildung die abgelegenen Gebirgsregionen nicht verlassen. Männer interessieren sich im Moment stark für Elektrotechnik, ein großes Staudammprojekt in der Grenzregion mit Indien gilt hier als Zugpferd für eine gesicherte wirtschaftliche Zukunft. Junge Frauen wollen sehr gerne Kosmetikerin werden, auch hier sind Indien und der Traum von Bollywood nicht fern. Junge Menschen brauchen Träume – mit Bildung steigen ihre Chancen, sich diese auch zu erfüllen.

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