Was die Bohne mit einem guten Leben und dem Klima zu tun hat – Botschafterin der Fastenaktion zu Gast an der SAS

Die kolumbianische Landwirtin und Mitarbeiterin der Landpastoral der Diözese Pasta, Nidia Cielito Menenses Menenses, und Alexis (auf der Leinwand) als Botschafterin der Fastenanaktion zeigen an der St. Angela-Schule: Auf die Bohne kommt es an. Fotos: Schramm

Königstein (as) – Manchmal sind es ganz kleine Dinge, die einen großen Unterschied machen können. In Kolumbien wie auch in anderen Ländern des globalen Südens ist es die Bohne, die den Unterschied machen kann zwischen Armut, Hunger und Raubbau an der Natur und einem ordentlichen Auskommen, ausgewogener Ernährung und nachhaltiger Landwirtschaft. „Interessiert mich die Bohne“ ist deshalb auch der – zur altbekanntenRedewendung – bewusst gewählte Gegensatz des bischöflichen Hilfswerks Misereor für dessen diesjährige Fastenaktion. Partnerland ist Kolumbien und konkret die Diözese Pasta in La Union im Department Nariño im Süden des Landes an der Grenze zu Ecuador.

Von hier stammt Nidia Cielito Menenses Menenses. Sie ist selbst Bergbäuerin, arbeitet für die Landpastoral der Diözese und hilft Familien in der abgelegenen Bergregion zwischen Pazifik und Anden, Wege zu einem besseren Leben zu finden. Sie ist eine der Botschafterinnen der Fastenaktion und für drei Wochen in Deutschland, von der sie eine im Bistum Limburg verbringt, um von den Entwicklungen in ihrem Heimatland zu berichten und sich auch vergleichbare Formen ökologischen Landbaus in Deutschland anzusehen.

Und am vergangenen Mittwoch steht sie vor den rund 70 Schülerinnen der Q2-Klasse der St. Angela-Schule in Königstein, bei der an diesem Tag auch die Umwelt-AG der Bischof-Neumann-Schule zu Gast ist. Zwischen Daumen und Zeigefinger hält die Kolumbianerin mit etwas Stolz eine rot-weiße Cargamanto-Bohne, eine traditionelle Sorte aus ihrer Heimat. Ja, auf die Bohne kommt es an! „Sie ist wichtig für das Überleben vieler Familien“, sagt sie. Ihr Spanisch können sogar einige Schülerinnen verstehen, das ist an so mancher Reaktion zu bemerken, noch bevor Übersetzerin Susanne Liesching zu Ende gesprochen hat.

Wer gedacht hatte, aus Kolumbien stammten vor allem Kaffeebohnen, liegt zwar nicht falsch. Aber Kaffeebohnen kann man eben nicht essen, sie haben für die einseitige Abhängigkeit vieler Bauern von großen Handelskonzernen gesorgt – und nicht zuletzt auch für Umweltprobleme. Nidia Menenses (wir benutzen im Folgenden ihren ersten Vor- und Nachnamen) erzählt den Schülerinnen und Schülern von Alexis, einem zehnjährigen Jungen, der das Gesicht der Fastenaktion ist. Seine Eltern sind Bauern, aber er soll die Chancen bekommen, die Nidia in diesem Alter nicht hatte. Er soll eine weiterführende Schule besuchen können – Geld, Distanz und Ausgrenzung, die drei Faktoren, unter denen die Landbevölkerung lange litt, sollen für ihn und viele andere junge Menschen in Kolumbien nicht mehr gelten.

Landwirtschaft auf 1.800 Metern

Um das zu erreichen, gehen Nidia Menenses, die selbst drei Töchter hat, von denen zwei bereits studieren – und andere Helfer der Diözese Pasta zu den Familien in den Bergen und zeigen ihnen, was man in Höhenlagen von 1.800 Metern aus dem Boden machen kann, wo es einst nur Kaffee-Monokulturen gegeben hat: Neben Bohnen können zum Beispiel Süßkartoffeln, Ananas, Orangen, Zitronen, Bananen, Maracuja und vieles mehr angebaut werden. „Früher waren viele Menschen traurig, krank und hoffnungslos. Jetzt sind die Menschen gesünder und glücklicher – sie verstehen, was sie mit den neu erlenten Methoden erreichen können“, berichtet die Entwicklungshelferin. Und auch wenn die Vermarktung der Produkte noch ausbaufähig ist, trotz aller Bemühungen der Diözese, so bleibt doch Geld für die Menschen übrig. „Geld für die Familie, für das eigene Haus und für das gemeinsame Haus der Natur“, wie Nidia Menenses sagt. Genau das ist die große Botschaft der Misereor-Fastenaktion.

Die Rolle der Meerschweinchen

Die positive Entwicklung drückt sich auch in den Treffen und Feiern der Menschen aus, die das Projekt erreicht. Dabei werden nicht nur Lebensmittel getauscht, sondern auch Saatgut, das gute Erträge leistet und das es zu erhalten gilt. Getauscht und geteilt wird auch das Wissen über die Herstellung von biologischen Pestiziden und Düngemitteln. Dazu gehört auch der Kot von Meerschweinchen, die viele Bauern in größeren Mengen züchten. Und zwar nicht zum Streicheln, sondern – die meisten Jugendlichen ahnen es, stöhnen aber dann doch hörbar auf – zum Essen. Ja, Proteine braucht der Mensch, der Böden bewirtschaftet und kein leichtes Leben führt, auch.

Überhaupt sind die Schülerinnen und Schüler interessiert und konzentriert bei der Sache und stellen gescheite Fragen zu Themen wie Parzellengrößen der Kleinbauern, Klimawandel und sogar zum Drogengeschäft in Kolumbien. „Ja, einige sind in die roten Zonen gegangen, wo Kokapflanzen angebaut werden“, sagt Nidia Menenses. „Aber viele sind dort von der Drogenmafia eingesperrt worden und einige sind auch gestorben.“ Das ist ein weiteres großes Ziel der Diözese Pasta und Menschen wie Nidia Menenses, den Menschen ein gerechtes, schöpfungsnahes Leben ohne Hunger aufzuzeigen und Wege in die Kriminalität zu verhindern. Auch dabei kann es durchaus auf die Bohne, beziehungsweise ausreichend Bohnen für alle, ankommen.

Barbara Keiper, zuständige Lehrerin an der SAS, ist begeistert von dem lebhaften Vortrag und dem Interesse der Schülerinnen an der Thematik. Die Schule beteilige sich schon seit vielen Jahren an den Solidaritätsaktionen zum Weltfastentag, und: „Die Weltarbeit ist uns sehr wichtig, dazu zählt auch, dass Schülerinnen in den Pausen fair gehandelte Produkte verkaufen.“ Auch Claudia Eisenhardt-Rothe, Leiterin der Umwelt AG an der BNS, freut sich über die wertvolle Doppelstunde. In Biologie werde viel zum Thema Ökosystem gelehrt und die Schüler interessierten sich dafür, wie ihr Konsum heute und in Zukunft aussähe.

Dann muss Nidia Menenses mit ihren Begleitern Thomas Schmidt von Misereor und Übersetzerin Susanne Liesching weiter. Die nächste Gruppe wartet in der für sie „anderen Welt“ mit großen Städten, Zügen und Straßen – aber mit „vielen herzlichen Menschen“, die sie kennenlernen durfte. Eines aber gibt sie ihren jungen Zuhörerinnen und Zuhöreren auf den Weg: „Erinnert Euch immer an Eure Träume und behaltet sie am Leben. Ihr seid unsere Hoffnung.“ Und sie ermutigt die Jugendlichen, sich zu umarmen, was den jungen Leuten überhaupt nicht schwerfällt. Auch ein Zeichen der Verbundheit bei diesem Thema, das das Herz berührt hat.

Weitere Informationen über Alexis und seine Familie unter www.kinderfastenaktion.de. Alle Informationen zur aktuellen Fastenaktion auf der Homepage von Misereor unter www.misereor.de

Ein interaktiver Vortrag: Die SAS-Schülerinnnen und die Gäste der BNS durftn sich zu ihren Träumen äußern und gaben sich auch bei der gegenseitigen Umarmung aufgeschlossen für die etwas andere Agenda des Gasts aus Kolumbien.

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