Falkenstein (as) – Die feinen Klänge der Mandoline und die laute Blasmusik gehen bei den Falkensteiner Mandolinern Hand in Hand. Das beweisen sie jedes Jahr bei ihrem mit Herzblut und Know-how organisierten Oktoberfest im Bürgerhaus Falkenstein. Es ist das erste der Saison in Königstein, das höchste sowieso – es startet nur wenige Stunden nach dem Bieranstich auf den Münchner Wiesn, und für die 8 Franken, die wieder den Auftakt zum Einzug der Festwirte machen, ist es sowieso „schöner als das Original“. Gute Gäste sind sie, diese am Samstagabend mit 14 Frauen und Männern einmarschierten Franken, und ein Seitenhieb nach Oberbayern muss auch mal erlaubt sein.
Gute Gäste sind auch die treuen Oktoberfestbesucher bei diesem mittlerweile 15. Oktoberfest seit dem Start im Jahr 2007 (mit drei Jahren Corona-Pause). Sie sind fast alle in Dirndl und Lederhose gekommen – Ehrensache. „Ihr seht alle klasse aus“, lobt der Vereinsvorsitzende Michael Danzer bei seiner Begrüßung zur „fünften Jahreszeit“. Ja, die Gäste kommen gerne und reihen sich schon nach kurzer Zeit zur ersten Polonaise durch das Bürgerhaus ein. Die Stimmung ist bestens, wenn zum Frankenliedermarsch geblasen wird und dann die „Goldenen Trompeten“ gespielt werden. Ganz voll ist das Bürgerhaus diesmal aber nicht geworden, die hintersten Tische sind weitgehend frei geblieben, aber der Mandolinen-Club ist zufrieden mit knapp 300 verkauften Karten. Früher war man immer ausverkauft, oft gingen schon am Abend die Tickets für das nächste Jahr weg, man brauchte Connections, um dabei sein zu können, was auch für Verdruss sorgte. Aber man wird mit der Zeit bescheidener. „Wir waren nach der Corona-Pause skeptisch, ob es noch mal anläuft“, erzählt Schriftführer Jürgen Schnöbel und verweist auf die „Schwemme von Oktoberfesten“, die es mittlerweile rundum gibt. „Wir versuchen es als Premium-Veranstaltung, setzen aufs Ambiente, unsere Klientel weiß das zu schätzen.“
Dazu gehört die festliche Deko mit Biergarten-Ambiente genauso wie das original bayerische Speiseangebot mit Weißwürsten, Schweinsbraten mit Knödeln und Kraut oder auch Obazda, erst recht die zivilen 9 Euro für eine Maß Helles zum Tegernsee – während auf den Wiesn in diesem Jahr erstmals Spitzenpreise von mehr als 15 Euro aufgerufen werden. Ja, das passt zusammen, die Mandoliner und das Oktoberfest! „Wir wollen gute, anspruchsvolle Musik machen, aber die Geselligkeit wird ebenfalls hochgehängt“, bringt es Schnöbel auf den Punkt und erinnert an Feste der Mandoliner vor 60 Jahren in den Taunus Kliniken (heute Grand Kempinski) und später in einem Festzelt „Unter den Eichen“ – bis das Oktoberfest vor 17 Jahren im evangelischen Gemeindesaal mit anfangs 50 Gästen seinen Anfang nahm und nach zwei Jahren in Falkensteins „Gud Stubb“ wechselte.
Längst zieht ganz Falkenstein beim Fest mit. Beim dreitägigen Aufbau waren rund 25 Helfer auch aus den Reihen des Vereinsrings mit dabei, der „harte Kern“ des Mandoliner-Vorstandes werkelte bis kurz vor Beginn. Das gesellschaftliche Ereignis trägt auch entscheidend dazu bei, die Kasse zu füllen, sich eine hochkarätige musikalische Leiterin zu leisten und auch wieder in die Jugend zu investieren. Der Verein, der noch sein traditionelles Herbstkonzert am 30. November geben wird und im nächsten Jahr sein 100-jähriges Bestehen angefangen mit einer Geburtstags-Soiree am 25. Januar groß begehen möchte, will auch wieder zusammen mit der Musikschule eine Jugendgruppe gründen und fördern, erzählt Jürgen Schnöbel in einer Pause.
Im Saal steigt die Stimmung, die Gäste machen sich bereit für die Kraftproben: das Baumstamm-Sägen mit einer Trummsäge für Zweierteam und das Maßtrinken eines Quartetts. Die Ritter von Königstein haben an ihrem Tisch, an dem auch das Burgfräulein Jessica I. sitzt, eine ganze Pokalsammlung aufgebaut, sie sind auch doppelte Titelverteidiger.
Doch dieses Mal gewinnen andere: Nach einem harten Kampf war das „Falkensteiner Kampfgeschwader“ mit der Säge etwas schneller, und beim Maßkrugleeren lagen die „Hockeybuam“ äußerst knapp vor dem Frauenteam „Herzdamen“ und den Königsteiner Rittern. Hier mussten Zehntelsekunden über die Platzierung entscheiden, wofür die Mandoliner vorgesorgt hatten. In den Krug hatte Elektrikermeister Thomas Fischer einen Schwimmer mit einem elektrischen Kontakt eingebaut, um auch kleinste Abstände beim Trinktempo ermitteln zu können. Wenn es wirklich ernst wird, erfüllt der Club also sogar olympische Ansprüche.
Danach heißt es mit der Partyband Extrem, die auch beim Tanz in den Mai immer kräftig für Stimmung sorgt, nur noch abfeiern und Helles vom Tegernsee genießen – bis um halb zwei in der Frühe.
Nur eines, was am Anfang nicht klappte, soll am Ende nicht ganz verschwiegen werden: Mehrfach bemühten sich bei der Eröffnung unterschiedlich starke Männerarme, mit dem Holzhammer den mitgelieferten Kunststoff-Zapfhahn in das von den Bürgerhaus-Wirten gestiftete Fass zu treiben. Auch der am Geburtstag von Bürgermeisterin Beatrice Schenk-Motzko angetretene und bekanntermaßen recht beschlagene Erste Stadtrat Jörg Pöschl hatte keinen Erfolg. Nachdem im vergangenen Jahr Bürgermeister Leonhard Helm das Bürgerhaus derart geflutet hatte, „dass es jetzt abgerissen werden muss“, wie Michael Danzer witzelte, musste der nie um einen guten Spruch verlegenen Vereinschef diesmal „Es ist nicht o’zapft“ vermelden. Das Fass der Konkurrenz-Brauerei Augustiner wurde anstatt auf der Bühne an der Anlage ausgezapft und das Freibier per Tablett in den Reihen verteilt. Solche kleinen Pannen tragen aber sogar zur Stimmung bei und sorgen für Geschichten, die in Erinnerung bleiben.