Falkenstein – Die Asklepios Neurologische Klinik Falkenstein nahm an einer Studie zur Wirksamkeit von intensiver Sprachtherapie bei Patienten mit Aphasie nach schon länger zurückliegendem Schlaganfall teil. Die Studie wurde von Sprachforschern an der Universität Münster durchgeführt und in einer der renommiertesten Fachzeitschriften kürzlich veröffentlicht. In Falkenstein leitete Prof. Dr. Karsten Krakow, Chefarzt der Klinik, die Studie. Im Interview berichtet Prof. Krakow über die Ergebnisse.
Was ist eine Aphasie?
Eine Aphasie ist eine Sprachstörung, die nach einer Hirnschädigung auftreten kann. Meist ist es die Folge eines Schlaganfalls, einer Kopfverletzung nach einem Unfall, eines Tumors oder eines entzündlichen Prozesses. Es gibt verschiedene Formen der Aphasie, und diese können sich auch zwischen akuter und chronischer Phase verändern. In der Studie wurden Patienten mit chronischer Aphasie untersucht.
Wie haben Sie Ihre Probanden ausgewählt?
Es wurden nur Patienten ausgewählt, bei denen der letzte Schlaganfall mindestens sechs Monate vor Therapiebeginn lag und die eine dauerhafte Sprachstörung zurückbehielten. Es wurden zahlreiche Sprachtests mit den Patienten durchgeführt und das Störungsbild und der Schweregrad bestimmt. Anschließend wurden die Probanden nach dem Zufallsprinzip aufgeteilt. Die erste Gruppe begann sofort mit der dreiwöchigen, intensiven Sprachtherapie und die andere Gruppe hatte eine ebenso lange Wartezeit.
Was wurde in den drei Wochen gemacht?
Die Behandlungsphase bestand aus logopädischen Einzel- und Gruppentherapien in einem Umfang von mindestens zehn Stunden pro Woche.
Was haben Sie herausgefunden?
Es konnte erstmals nachgewiesen werden, dass eine intensive Sprachtherapie auch bei Menschen mit schon länger bestehender Aphasie zu einer Verbesserung der sprachlichen Kommunikationsfähigkeit führt. Die Nachuntersuchungen nach sechs Monaten zeigten, dass die Effekte anhielten.
Ich halte dies für eine sehr wichtige Untersuchung, da gezeigt werden konnte, dass durch eine intensive Sprachtherapie auch bei chronischen Sprachstörungen noch alltagsrelevante Verbesserungen erzielt werden können. Dies deckt sich mit meinen klinischen Erfahrungen, konnte jetzt aber erstmals wissenschaftliche belegt werden. Diese Erkenntnis sollte bei der Verordnung und Durchführung von Sprachtherapie bei chronischen Aphasien berücksichtigt werden.
Hat sich die Behandlung für die Patienten nach der Studienteilnahme geändert?
Wir bieten ein Sprachintensivtraining für stationäre Patienten in unserer Klinik an, welches die Ergebnisse dieser Studie berücksichtigt. Dies ist auch ein Angebot für Selbstzahler, da die Krankenkassen die Kosten häufig nicht übernehmen.