Aufwachen, zweiter Teil…

Unser Leserin Ulla Atzert, Falkenstein, schreibt uns eine Replik auf den Leserbrief von Michael Colloseus (KW Nr. 34 vom 24. August 2017, Seite 20) und nimmt damit erneut Bezug auf ihren eigenen Leserbrief in der Königsteiner Woche vom 17. August 2017, Seite 3.

Da schreibe ich den ersten Leserbrief meines Lebens – oft denkt man ja, man sollte…und dann kommt man doch nicht dazu – und bin überwältigt. Ich bin nicht allein! Dutzende Antworten von Menschen, die den zunehmenden Fluglärm ebenfalls wahrnehmen. Und dann kommt Herr Michael Colloseus. Über das „verträumte Städtchen“, wie er es in seiner öffentlichen Antwort auf meinen Leserbrief bezeichnet, fliegen nicht, wie er sagt, „hin und wieder lärmende Flugzeuge“. Es ist nicht verniedlichend „hin und wieder“ – es ist Minutentakt.

Im verträumten Städtchen, in dem ich so gern nachts träumen würde, statt vom Fluglärm aufzuwachen, scheinen auch andere Leser betroffen zu sein, von dem, was aber gar kein „wahrer Fluglärm“ ist – wie Herr Colloseus öffentlich belehrt. Ich solle mich nach „Neu-Isenburg oder Flörsheim begeben“, um „wahren Fluglärm zu erfahren“, aber das sei ja eine Gegend, die „das Königsteiner Wohnklientel im Allgemeinen eher selten aufsucht.“

Wem erweisen Sie einen Dienst? Indem Sie die „Königsteiner Wohnklientel“ abwatschen, die die genannten Wohngegenden „eher selten aufsucht“? Davon, dass es in Flörsheim lauter ist, wird es hier nicht leiser. An Lärm gewöhnt man sich nicht.

Welchen Interessen folgt es, wenn man die Wahrnehmung der Menschen abwertet, die gesundheitliche Beeinträchtigung erfahren, indem sie die Folgen singulärer, wirtschaftlicher Interessen von Fraport auch innerhalb vereinbarter Lärmpausen ertragen müssen.

Herr Colloseus übernimmt die Deutungshoheit über „wahren“ Fluglärm. Heißt das, dass man auf der „Insel der Glückseligen“ von ihm als solche ausgerufen, gefälligst schweigen soll? Was ist das, was da nachts über den Himmel lärmt und tagsüber aussieht wie ein

Flugzeug? Was mittlerweile so tief fliegt, dass ich die Airline erkennen kann? Ist das „schlichtweg falsch“, wie Herr Michael Colloseus unterstellt – wegen „Economy-Modus“ und weniger Schub? Wollen Sie tatsächlich um Dezibel streiten oder darf ich mich über die unerlaubte nächtliche Weck-Funktion von Fraport beschweren?

Es geht mir nicht darum, den Flughafen abzuschaffen. Ich will, dass vereinbarte Lärmpausen eingehalten werden. Und nicht schleichend Ausnahmen zur Regel werden. Es geht darum, aufmerksam zu bleiben, ob tatsächlich die Region profitiert oder ob eine Drehscheibe immer weiter ausgebaut wird, die die Taschen von Fraport füllt, aber die Region kaum teilhaben lässt – dafür aber immer mehr belastet. Mit immer mehr Lärm.



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