Hermann Groß führte die ALK durch Falkenstein

Falkenstein (kw) – Der Lokalhistoriker und frühere Ortsvorsteher Hermann Groß machte den Anfang einer dreiteiligen Reihe von Führungen in der Reihe „wALK & tALK“ durch die Stadtteile. Bei strahlendem Sonnenschein trafen sich zahlreiche interessierte Bürger aus allen Stadtteilen und ALK-Aktive am Ehrenmal in Falkenstein, um ein bisschen tiefer in die Geschichte des alten Ortskerns und seiner Bewohner einzutauchen. Und wer wüsste hierüber mehr und humorvoller zu erzählen als der Ur-Falkensteiner Hermann Groß...

Ausgehend von den Fragen einiger Teilnehmer erläuterte er zunächst zur Geschichte der ehemaligen Lungenheilanstalt, die vor dem 1. Weltkrieg zum Offizierserholungsheim umgestaltet wurde – und heute ein Kempinski-Hotelkomplex ist. Eine weitere Frage betraf die Gebäudereste im Wald am Reichenbachweg. Hier war etwa 1947 ein Haus abgebrannt, das eine jüdische Familie betrieben hatte als Freizeitanlage für Kinder. Eine weitere Frage bezog sich auf die Eingemeindung Falkensteins in die Stadt Königstein in den 70er-Jahren. Der Protest der Falkensteiner gegen diese Maßnahme war heftig, u.a. hisste man die Fahne auf der Burg auf halbmast und läutete das Totenglöckchen. Das Bild mit der Fahne auf halbmast hatte es seinerzeit sogar bis in die „BILD“-Zeitung geschafft. War doch bis dahin Falkenstein völlig autonom gewesen und diese Position wollte man auch nicht aufgeben.

Das Ehrenmal war zunächst den Gefallenen des 1. Weltkrieges gewidmet und wurde 1932 aus den Steinen der Ringwälle des Altkönigs erbaut. Der Ortsbeirat initiierte später, dass in der Mitte der Anlage eine allgemeine Gedenktafel angebracht wurde. Der kleine evangelische Friedhof neben dem Ehrenmal war ein „Totenhof“, den Nassau der Gemeinde schenkte, um Streitbarkeiten zwischen katholischen und evangelischen Falkensteiner Bürgern zu beenden.

Die wALK-Gruppe setzte sich dann in Bewegung, die Straße hinab in Richtung alter Ortskern. Das Kaiserliche Postamt aus der Zeit des Offizierserholungsheimes war zwischenzeitlich auch einmal ein Lebensmittelgeschäft gewesen. Der Frankfurter Hof gegenüber, ein Kulturdenkmal, war bekannt für seine Gastronomie. Von 1933 bis 1939 brachten dort im Hotel die Quäker Verfolgte des Naziregimes unter, darunter den späteren Berliner Oberbürgermeister Ernst Reuter.

Weiter ging es, vorbei am ehemaligen Gasthaus „Taunus“ zum Hainerberg, dem ältesten Teil Falkensteins. Hier steht auch die ehemalige Synagoge, die heute als Wohnhaus genutzt wird. Am Beginn des Johannisbrunnenweges gab es, neben der am Ehrenmal, eine weitere Quelle, den Dorfbrunnen. Er wurde auch als Viehtränke genutzt und in unmittelbarer Nähe befand sich die Bleiche.

Im Rathaus gab es unter anderem eine kleine Gefängniszelle, gelegentlich auch zur Ausnüchterung genutzt. Die Straßenbezeichnung „Mayers Gärten“ war ursprünglich eine Flurbezeichnung, benannt nach einer alten jüdischen Familie aus Frankfurt. Falkenstein hatte etliche jüdische Bewohner, war auch Kultusgemeinde. Die Autonomie des Bergdorfes ergab sich nicht nur aus der abgeschiedenen geografischen Lage, sondern auch aus der guten Versorgung mit etlichen Lebensmittelgeschäften, Gasthäusern, Schneidern, Schustern, Bäckern, Metzgern, Friseuren und einem Kohlehändler. In der Volksschule, an der Abzweigung Kronberger Straße gelegen, wurden alle Kinder in einem einzigen Klassenraum unterrichtet.

Soweit ein recht normales Leben zwischen Armut und Idyll. Am Ende des 2. Weltkrieges fielen einige Bomben auch auf Falkenstein. Es gab 50 Brände, aber glücklicherweise keine Toten zu beklagen.

Verwöhnt von der Wärme und beglückt von so vielen interessanten und unterhaltsam dargebrachten Informationen, ging es zurück bergauf zum Ausgangspunkt. Eine kleine Pause wurde noch eingelegt an der Stelle, wo zwei Mühlsteine aus dem Mühlweg präsentiert werden. Sie wurden zufällig bei Straßenbauarbeiten gefunden. Im Mühlweg gab es zwei Mühlen, zu denen das Mahlgut auf Eseln transportiert wurde. Daher hieß der Mühlweg zu dieser Zeit Eselshohl. In einer der Mühlen, der Untermühle, machte seinerzeit auch der Schinderhannes Station.

Am Ende des historischen Rundgangs dankte die ALK-Fraktionsvorsitzende Nadja Majchrzak Hermann Groß ganz herzlich für die spannende und erhellende Exkursion in die Geschichte des Bergdorfes. Diese habe für alle Teilnehmer ein Stückchen Vergangenheit lebendig werden lassen. (hhf)

Man kann ihm tatsächlich stundenlang zuhören ... Hier referiert Hermann Groß auf dem ehemaligen evangelischen „Totenhof“ oberhalb des Ehrenmals.
Foto: privat



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