„TwiddleRiddle“ – Schülerfirma Vintaged-Games will mit ihrem Spiel Generationen verbinden

Ein Team, ein Ziel – die Schülerfirma Vintaged-Games der Eichendorffschule möchte es ihren Vorgängern gleichtun und ein Produkt entwickeln, das im Wettbewerb mit anderen Schülerfirmen bestehen kann.Fotos: Judith Ulbricht

Kelkheim (ju) – Die Fußstapfen sind groß. Denn in den vergangenen Jahren waren die Schülerfirmen der Eichendorffschule äußerst erfolgreich im bundesweiten Vergleich.

Doch davon lässt sich die neue Schülerfirma Vintaged-Games nicht abschrecken, sie sieht den Erfolg der anderen eher als Ansporn und positives Vorbild. Und wie schon bei den Vorgängern stießen die Schülerinnen und Schüler bei ihren Recherchen, welches Produkt man auf den Markt bringen könne, eher zufällig auf ihre Geschäftsidee.

„Dachbodenfund“

Beim Durchstöbern von Lagerräumen in der Schule fielen den Jungunternehmern massenweise vhs-Kassetten in die Hände. Die älteren unter den Lesern werden sich noch an ihre Schulzeit erinnern, wenn der Lehrer den Videowagen in den Klassenraum schob und die Kassette in den Rekorder verfrachtete. Qualitativ eher grenzwertig, aber ein Relikt einer längst vergessenen Zeit und doch der Funke für die Idee: ein Rätselspiel, generationenübergreifend, mit Fragen über sechs Jahrzehnte. „Wir können mit unserer Idee zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen“, verrät Pressesprecher Luis (16). „Zum einen sind wir sehr nachhaltig und recyceln alte Videokassettenhüllen und andererseits entwickeln wir ein Spiel, das alle zusammenbringt – alt und jung.“ Denn das Spiel wird in der Kassettenschachtel versteckt sein, mit einer Drehschreibe, auf der die Jahrzehnte vermerkt sind. „Daher kommt auch der Name Twiddle, für aufziehen, wie das Videoband in der Kassette und Riddle für das Rätsel“, erklärt Hannah (16), stellvertretende CEO der Firma.

TwiddleRiddle

Der Spielname war geboren – „TwiddleRiddle“ und jetzt beginnt die eigentliche Arbeit für das Team. Ideen müssen gesammelt werden, Materialien ausprobiert, Umfragen erstellt werden. Denn für die Fragen des Spiels aus den verschiedenen Jahrzehnten brauchen die zumeist 16-jährigen Schüler Tipps und Anregungen. Beim Tag der offenen Tür an der Eichendorffschule am vergangenen Samstag, präsentierte sich die neu gegründete Schülerfirma und sammelte in einem Karton Erinnerungen an die eigene Kindheit von den Besuchern. Schlagworte wie Lego, Zauberwürfel, Barbie und Co. waren nur einige Einträge. Man mag gespannt sein, was für Fragen sich die Jungunternehmer dazu ausdenken. „Die Findungsphase, in der wir uns gerade befinden, macht das ganze sehr spannend. Vieles kommt zusammen, muss gesiebt und bewertet werden, bevor es in den weiteren Prozess einfließen kann“, erklärt CEO Jacob (16). Denn mit Fragensammeln allein ist es nicht getan. Aspekte des Spiels müssen herausgearbeitet werden, das Design geplant, eine Preiseinschätzung abgegeben werden. Hinzu kommt die Präsenz in den Sozialen Medien. Ein Alumni hat gemeinsam mit den Schülern ein Logo entworfen, der Internetauftritt folgt in Kürze und auch auf Instagram will man aktiv sein.

Einer will gewinnen

Das Ziel des Spiel haben die Entwickler indes schon klar ins Auge gefasst. Neben dem Spielspaß für groß und klein, alt und jung, geht es natürlich auch um‘s gewinnen. Nur wer die meisten Punkte hat, geht als Sieger hervor. Punkte erhält man, wenn man gestellte Fragen richtig beantwortet, aber auch, indem man den anderen Mitspielern taktische Fragen stellt. Köpfchen ist auf jeden Fall gefragt. Für das Spiel werden mindestens zwei Mitspieler benötigt, die sechs oder acht Fragekarten erhalten. „Auch da sind wir noch dabei rauszufinden, wie viele den Spielfluss am besten am Laufen halten“, verrät Hannah.

Unterstützung bekommen die Firmengründer bei ihrer Arbeit nicht nur von Roland Struwe, der schon die vorherigen Schülerfirmen auf ihrem Weg begleitete, sondern auch von JUNIOR-Programme, die 1994 vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln ins Leben gerufen wurden, um Schülern das Thema Wirtschaft näherzubringen. Ziel ist es, eine eigene Geschäftsidee zu entwickeln und diese nach der Gründung einer auf ein Jahr begrenzten Schülerfirma umzusetzen. Bis zu 100 Anteilscheine à 10 Euro verkaufen die Schüler nach der Gründung und erhalten so ein maximales Startkapital von 1.000 Euro. Im Geschäftsjahr müssen Lohn, Steuern und Versicherungsbeiträge gezahlt, Geschäftsberichte erstellt und das Produkt produziert und vertrieben werden. Am Ende des Geschäftsjahres wird das Unternehmen aufgelöst und den Anteilseignern ihre Dividende ausbezahlt.

Stilolab

Es liegt also noch ein langer Weg vor Vintaged-Games, aber zum Glück haben sie in unmittelbarer Nähe noch immer zwei Schülerfirmen, die nach wie vor aktiv sind. So wie Carducation und Stilolab, die im vergangenen Jahr auch aus einer alltäglichen Situation heraus die Idee für Aufsätze mit Bleistift- und Kugelschreiberminen für den ApplePen entwickelten. Der AnDi sollte Abhilfe schaffen, wenn ob des digitalen Arbeitens kein Kugelschreiber oder Stift zur Hand war. Er verbindet die digitale mit der analogen Welt – vom iPad zum Papier. Und er war im vergangenen Jahr ein Erfolg, doch wie in dem Programm vorgesehen, war nach einem Jahr erstmal Schluss. Jetzt befindet sich die Firma in der Neugründungsphase und hat neue Ziele im Blick. Gerade an Schule und Universitäten ist der Bedarf an ihrer „Erfindung“ groß, glauben Lara, Zoe und Alea, die an diesem Tag der offenen Tür auch ihre Firma präsentierten. „Es gibt noch einiges zu optimieren und zu verbessern auch in Hinblick auf Pencils anderer Marken, aber wir sind sehr optimistisch“, sind sich die Schülerinnen einig. Und so werden gute Traditionen an dieser Schule weitergeführt. Wer weiß, wo der Weg für Carducation, Stilolab und Vintaged-Games noch hinführt.

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