Vor zwei Jahren ging Deutschland in den ersten Lockdown. Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie wurden getroffen, unter anderem wurde die Maskenpflicht eingeführt. Doch in Deutschland herrschte eine Knappheit an Masken, niemand war auf so eine Siuation vorbereitet, es gab keine gefüllten Lager. So wurden deutsche Unternehmen gebeten, ins Maskengeschäft einzusteigen – subventioniert vom Staat. Auch das Kelkheimer Unternehmen Kerber & Lampe stellte seine Produktion um und produzierte Masken. Jetzt, zwei Jahre später, und mit den in Aussicht gestellten Lockerungen und eventuellen Aufhebungen sämtlicher Maßnahmen, fühlt sich nicht nur Geschäftsführer Guido Kerber im Stich gelassen, sondern sämtliche deutsche Maskenhersteller. Kerber ist Mitglied im Maskenverband Deutschland und wurde jetzt aktiv, indem er sich an die Politik wandte.
In der vergangenen Woche besuchte die Bundestagsabgeordnete Kordula Schulz-Asche (Bündins 90/Die Grünen) den Medizinproduktehersteller in der Benzstraße in Kelkheim. Zusammen mit Bürgermeister Albrecht Kündiger, Stadtrat Wolf-Dieter Hasler sowie dem Vorstand des Kelkheimer Orstverbandes der Grünen, Gianina Zimmermann und Marcus Schmitt, hatte sie ein Ohr für die Nöte von Guido Kerber. Denn die Lage ist prekär. „Wir wünschen/fordern ein Umdenken der Bundesregierung, der Länder, Kommunen und der Gesundheitsversorgrung (Krankenhäuser) und den „französischen Weg“ in der Versorgung mit Masken“, so Kerber gegenüber der Politik. Problem: Derzeit zählt bei der Ausschreibung nur der Preis als Entscheidungskriterium – Nachhaltigkeit, Lieferketten, umweltbezogene und soziale Aspekte würden völlig außer Acht gelassen.
Bis heute erhielt die Kerber & Lampe GmbH nie einen öffentlichen Auftrag. Weder von Bund, Land oder Kommune, noch von Krankenhäusern. Lediglich einen Auftrag an die Kassenzahnärztliche Vereinigung Hessen konnte das Unternehmen an Land ziehen. An private Personen und Unternehmen wurden seit Produktionsstart im Juni 2020 weniger als 3 Millionen medizinische OP-Masken und Behelfsmasken produziert und verkauft.
Der französische Weg
„Das Vergaberecht bietet schon jetzt alle Möglichkeiten, gezielt deutsche Unternehmer zu beauftragen“, erklärt Guido Kerber in Vertretung aller deutschen Maskenhersteller. Der Maskenverband Deutschland schlägt auch für Deutschland den „französischen Weg“ vor. Das Pariser Gesundheitsministerium hatte im Dezember 2021 alle nachgeordneten Behörden und Departements verpflichtet, den Preis bei einer Vergabe nur zu 25 Prozent zu werten, dagegen Lieferketten, umweltbezogene und soziale Aspekte sowie Qualität mit 75 Prozent. In Folge fallen asiatische Lieferanten, die derzeit den Markt beherrschen, durchs Raster. „Eine ähnliche Vorgehensweise halten wir auch in Deutschland für möglich und drigend notwendig“, so Kerber.
Um sich von der Masse abzuheben, nutzt das Unternehmen die aktuelle bedrohliche Lage, um neue, innovative Wege zu gehen. So wurden gemeinsam mit dem Vliesstofflieferanten zwei neue Vliesstoffe entwickelt, die sowohl im medizinischen Bereich, als auch auf dem Gebiet der persönlichen Schutzausrüstung, den FFP2-Masken, ein Novum darstellen. Eine Revolution ist sicherlich der neue viruzide VIRU-fli-Vliesstoff. Der rein biologische Wirkstoff, der als Vordervlies auf einer Maske verbaut wird, basiert auf einem Wirkstoff, der auch in menschlichen Zellen vorkommt und im Vergleich zu anderen Stoffen wie Silberionen oder auch Kupferionen nicht krebserregend und unschädlich für den Körper ist. Der Wirkstoff wirkt umgehend und zerstört, vereinfacht dargestellt, die äußere Virushülle. So schützt man nicht nur sich selbst, sondern auch seinen Gegenüber.
Der tri-komplex-Vliesstoff wird auf der Gesichtsseite der Maske verbaut. Aloe Vera, Q 10 und Mandellipide reduzieren Hautirritationen und erhöhen nachweislich den Tragekompfort. „Wir stehen für höchste Qualität, 100 Prozent Made in Germany, auch die Vliestoffe und Schutzfilter kommen aus deutscher Produktion, geruchslose Masken, einen nahezu bei 0 liegenden CO2-Fußabdruck“, wirbt Kerber bei der Politik für die deutsche Maskenproduktion.
All diese Informationen nimmt Kordula Schulz-Asche mit nach Berlin, um weitere Diskussionen im Ausschuss für Gesundheit, in dem sie Mitglied ist, anzustossen. Auch die Kommunalpolitik möchte das Thema in der nächsten Magistratssitzung erörtern. Wie Guido Kerber zum Abschluss erklärte, könnten die deutschen Hersteller von Schutzmasken innerhalb einer Woche die komplette Versorgung Deutschland mit einheimischen Masken übernehmen. 4,12 Milliarden Masken könnten die 75 Mitglieder des Verbandes pro Jahr herstellen.
Der Maskenverband
In dem Verband sind derzeit 75 Unternehmen organisiert, die ausschließlich in Deutschland produzieren und dafür nur Vorprodukte aus Deutschland oder Europa verwenden. Sie sind derzeit zu 20 Prozent ausgelastet. Eine 90-Millionen-Förderung des Bundes aus dem Jahr 2019 hatten die Unternehmer seinerzeit um Investitionen in Höhe von 210 Millionen Euro ergänzt und damit Produktionskapazitäten für Masken und Meltblown-Vlies in Deutschland geschaffen. Da jedoch öffentliche Institutionen fast ausschließlich billig in China bestellen, liegt die Branche brach, über 4.000 gerade neu geschaffene Arbeitsplätze in Deutschland sind in Gefahr – und verstärkt dadurch erneut die deutsche Abhängigkeit vom asiatischen Markt.