Balken einer Eiche, die im Winter 1606/07 gefällt wurde

Nicht alles ist alt, was alt aussieht. Die Hornauer Straße hat aber ein weiteres Beispiel dafür, dass Eichenbalken nicht nur alt aussehen, sondern auch alt sind. Und manchmal kommen diese guten Stücke zu Tage, kommen heute zu Ehren weil der Besitzer damit nicht unbedingt etwas Rechtes anfangen konnte. Auch der Hessenpark erwies sich nicht als eine Anlaufstelle, in der es schnell Informationen gibt. Die Rede ist von zwei „Eckständern“ aus Eiche, die ab 1461 gewachsen und im Winter 1606/07 gefällt wurde, also rund zehn Jahre vor dem Dreißigjährigen Krieg. Zu Ehren kommen diese Eckständer, wie sie in der Fachsprache heißen, in der Hornauer Straße 154. Sie rahmen die Toreinfahrt des Hauses ein, nachdem sie von Armin Schwendel nicht nur liebevoll eingeölt wurden, nachdem er Holzwürmern zuleibe ging und nachdem er das Holz witterungsgeschützt präparierte. Die Vorgeschichte findet sich ein paar Häuser weiter in der Hornauer Straße, die ja früher mal Langstraße hieß. Hier, bei der Familie Schmittel fristeten die Eckständer, Häuserschmuck in früheren Zeiten, im Keller ihr Dasein und wären fast verbannt worden, weil der Besitzer nichts Rechtes damit anfangen konnte. Jedoch, Armin Schwendel griff zu. Und seitdem ist der Handwerker dabei, seine Toreinfahrt mit den Eckständern der Vergangenheit attraktiv zu machen. Oben wird auch noch ein Abschlussbalken quer angebracht werden und der neue Besitzer ist sicher, dass sein Werk wohl Anfang des kommenden Jahres fertig sein wird.

Die Schwendels wohnen übrigens auch in einem Haus, das durchaus geschichtsträchtig ist.

Gleich nebenan befand sich eine Bäckerei, die 1880 abgebrannt ist. Im Haus 154 befand sich eine Schmiede und ein Haus schräg gegenüber stammt noch aus dem Jahr 1620. In einem Gutachten wird auf die Bedeutung und den Sinn solcher Eckständer eingegangen. Bauherren gestalteten ihre Häuser entsprechend ihrer gesellschaftlichen Stellung mit solchen Dekorationen aus Holz. Wieso eine „archaisch-nackte Gestalt“ entstand, ist nicht ganz klar. Solche Eckständer wurden früher im ersten Stockwerk angebracht und sollten neben der Zurschaustellung von Wohlstand sicherlich auch schützen, böse Geister abzuhalten. Über Kirchenbücher, so es die denn überhaupt aus der Zeit noch gibt, könnte sich der Sinn des Motivs vielleicht erschließen lassen, meinte der Gutachter, der sich mit dem Alter des Eichenholzes beschäftigte.

Christa Wittekind: „Ich bin heilfroh, dass die Eckständer erhalten sind.“

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