„Team Martinszug hört wegen steigender Widrigkeiten auf“

War das der letzte Ritte von St. Martin? Foto: Privat

Schloßborn (kw)– Das Organisationsteam Martinszug Schloßborn, ein Zusammenschluss von Privatpersonen, bedankt sich bei den etwa fünfhundert Besuchern des diesjährigen Martinszuges. Das Fest begann wie jedes Jahr mit einem Wortgottesdienst in der gut gefüllten katholischen Pfarrkirche St. Philippus und Jakobus. Die Kindergartenkinder durften hier, unter Mitwirkung von Diakon Weckler und der Kita-Leiterin, eine wunderschöne Darstellung der Martinsgeschichte präsentieren. Danach kamen die Kirchenbesucher mit vielen weiteren, vor der Kirche wartenden, Teilnehmenden zusammen. Eine Blaskapelle, bestehend aus zwölf Musikern aus den Ortschaften Ehlhalten und Schloßborn, spielte auf und der Zug setzte sich unter den Klängen von „St. Martin“ in Bewegung. Ein schier endlos wirkender Lindwurm von etwa dreihundert Metern Länge schlängelte sich, begleitet von dem elfjährigen Wallach Toronto und dessen Reiterin Nicole Mann, als heiliger Martin gekleidet und geführt von Karin Jost, durch die Straßen von Schloßborn. Von der Kirche aus ging es in traditioneller Art und Weise die Burgstraße herunter, dann die Weiherstraße entlang in Richtung Mehrzweckhalle und Kerbeplatz. Der Zug wurde unter freundlicher Mithilfe der freiwilligen Feuerwehr Schloßborn und ihrer Jugendabteilung sowie mehreren Begleitfahrzeugen abgesichert. Fröhlicher Gesang, strahlende Kinderaugen und stolz präsentierte Laternen säumten den langen Zug. An der Mehrzweckhalle angekommen, loderte bereits das gerade entzündete Martinsfeuer gen Himmel, welches am Tag zuvor in ehrenamtlicher Arbeit durch die Pfadfinder Schloßborn errichtet worden war. Das Organisationsteam gab Martinsbrezeln zum Einkaufspreis gegen Wertmarken aus, die die Besucher bereits Tage zuvor bei der Bäckerei Heck oder der Schatzinsel erwerben konnten. Heißer Glühwein für die Erwachsenen und heißer Orangensaft für die Kinder sowie gegrillte Bratwürste ließen sich die Besucher schmecken. Leider musste, wie das Orga-Team berichtete, dieses Jahr auf die Ausgabe der Leckereien gegen eine freiwillige Spende, wie in den letzten zwei Jahren praktiziert, aus „unerfreulichen Gründen“ verzichtet werden.

Kostenpflichtige Auflagen

Die kostenpflichtigen Auflagen und die fehlende Unterstützung seitens der Gemeinde, waren für das Organisationsteam ein unkalkulierbares Risiko, auf ausreichende und freiwillige Einnahmen zu hoffen. „Durch die Auflage, den Umzug versichern zu müssen und den Wegfall einer finanziellen Unterstützung durch die Zivilgemeinde, fehlten uns diesmal fest eingeplante 600 Euro, sodass wir unser Konzept überdenken mussten. Die bisher nie geforderten ordnungspolizeilichen Auflagen, welche uns anderthalb Wochen vor Termin genannt wurden, haben uns in der Form beschäftigt, dass der geplante, in mindestens 50 Jahren unveränderte Umzug, fast nicht hätte stattfinden können“, so das Orga-Team.

So habe das Ordnungsamt zunächst eine geänderte Wegführung über den Quäcken gefordert, welche vom Orga-Team aufgrund der steilen Wegstrecke und der teilweise über achtzigjährigen Musikanten, abgelehnt wurde. Eine Rücksprache beim Hochtaunuskreis brachte dann ein Einlenken der Verantwortlichen. Allerdings mit der Auflage, dann nur noch, da zwei Landstraßen schneidend, die rechte Straßenseite zu benutzen und darauf zu achten sei, dass nicht mehr als vier Personen nebeneinander laufen. Außerdem sollte das Orga-Team ausreichend eigene Ordner mit Warnwesten und Leuchtmitteln wie Fackeln stellen, um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten. „Für uns unannehmbare Forderungen, die wir nicht hätten erfüllen können. Wir stellten uns die Fragen, ob nicht die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer höher wäre, wenn man die Straßen zeitweise komplett sperren würde und ob es nicht sinnvoller wäre, fahrende Kraftfahrzeuge von marschierenden Kindern komplett zu trennen?“ Doch auch hier wurde nach Rücksprache mit dem Hochtaunuskreis, der Status quo der vergangenen Jahre erlaubt und somit der Martinszug quasi in letzter Sekunde ermöglicht.

„Die dann noch erteilte Absage für die Ausleihe des Faltzeltes seitens der Gemeinde, war jetzt nur noch genauso ärgerlich wie nicht nachvollziehbar, hat uns dann aber nicht aus der Bahn geworfen, da uns hier der Kinder- und Jugendverein TWT mit seinem Zelt zur Seite stand.“

Aufgrund der Widrigkeiten, unter denen der Martinszug dieses Jahr stand, gibt das bisherige Orga-Team bekannt, nicht mehr für zukünftige Ausrichtungen des Martinszuges zur Verfügung zu stehen. „Wir haben den Martinszug aus dem Corona-Schlaf geholt, damit den Kindern ein glanzvoller, unbeschwerter Abend mit leuchtenden Kinderaugen und geselligem Beisammensein der Eltern ermöglicht werden konnte. Wir haben die Organisation gerne übernommen, danken allen unseren Unterstützern und Helfern und wünschen unseren Nachfolgern viel Glück und Erfolg!“

Wenn wirklich alle den Umzug erhalten wollen, dann würden die zukünftigen Ausrichter, von allen Seiten die erforderliche Unterstützung benötigen, sei es von Seiten der Gemeinde, der Politik oder der Kirche.



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