Kerb in Schloßborn: Wenn der ganze Ort kopfsteht ...

Umzug am Schloßborner Kerbesonntag: Kerbeborsch und Kerbemädels tanzen mit den Minis den Ringelreihen. Es ist ein Höhepunkt des Wochenendes.  Foto: Schramm

Schloßborn (as) – „Wem ist die Kerb“ – „Uns!“ schreien die Kerbeborsch so schön in einem ihrer meistgehörten Sprüche heraus. Klar, die Kerbeborsch und heute längst auch -mädels sind die Stimmungsmacher während eines jeden Kirchweihfestes, auch in Schloßborn, wo sie in diesem Jahr immerhin zu acht sind. Immer präsent, fahnenschwenkend, singend und bester Stimmung. Aber in Wirklichkeit gehört die Kerb drei tolle Tage lang allen Schloßbornerinnen und Schloßbornern. „Der ganze Ort steht kopf, man merkt, wie gut die Leute drauf sind“, erzählt 1. Schlagges Eddi Frankenbach während des Umzugs am Kerbesonntag.

Kurz vor 13 Uhr ist die Kerbegesellschaft, in die sich auch die neun Mini-Kerbeborsch und -mädels gemischt haben, zusammen mit den eng befreundeten Kerbeborsch aus Ehlhalten und den mitlaufenden Liederbachern sowie einer sehenswerten Anzahl an Schloßborner Bürgern und angeführt von der Egerländer Blaskapelle Vockenhausen bereits wieder auf dem Weg zurück ins Festzelt am Sportplatz. Erstmals um 11 Uhr hat sich der Umzug bereits in Bewegung gesetzt – das ist die große Neuerung bei der diesjährigen Kerb –, um rechtzeitig zur Essenszeit im Zelt anzukommen. Denn der Sonntag ist – nach dem traditionellen Auftakt am 1. Mai – der Familientag der Schloßborner Kerb. Seit zwei Stunden also schwenkt Eddi Frankenbach schon gekonnt die große Fahne: „Der Umzug ist das Highlight des Wochenendes für uns“, bestätigt er. Und ja: „Das geht ganz schön in die Arme“, sagt der 1. Schlagges und erklärt, dass die schön gestaltete Fahne fast 80 Jahre alt ist und auf ein Bettlaken gemalt wurde. Die Farbe ist in all den Jahren genauso wenig verblichen wie die Kerbetradition. Wenn es um das Bewahren des Brauchtums geht, ist man rührig im Ort. Das beweisen nicht nur die von Kathrin Scheurich, Stefanie Marx und Sven Gossenauer betreuten Mini-Kerbeborsch, sondern auch die Bemühungen des Kerbevereins, weitere Kinder frühzeitig an das Thema Kerb heranzuführen.

Stimmungsvoller Einzug ins Zelt

Wenig später ziehen zum Kerbeborschlied, dessen erste Strophe fast jeder mitsingen kann, die Minis als erste ins sich mehr und mehr füllende Zelt ein. Die Stimmung steigt, als die Minis im Outfit der Großen im Ringelreihen durch das Zelt tanzen. Kurz darauf kommen mit mehr stimmlicher Gewalt auch die „großen“ Kerbeborsch und -mädels, die immerhin drei Achtel der Gruppe ausmachen. Man kann den ganzen Sonntag problemlos auf dem Festplatz verbringen: Es gibt ein Kinderkarussell, einen Biergarten, Crêpes, Süßwaren, einen Schießstand. Beim klassischen Fädenziehen und bei der Dschungel-Safari kommen vor allem Kinder und Jugendliche auf ihre Kosten, genauso wie am Bungee-Trampolin, einer besonderen Attraktion, die man sonst eher auf (noch) größeren Festen erwartet. Und drinnen im Zelt gibt es richtig leckeres Essen, zum Beispiel Geschnetzeltes oder Spätzle mit Bärlauchsoße. „Wir wollen die Leute am Sonntagmittag nicht nur mit der Bratwurst abspeisen“, sagt Michael Hofmann, der 1. Vorsitzende des Kerbevereins. Und hinterher wartet noch eine riesige Kuchentafel, auf der eine Torte besser aussieht als die andere, natürlich alle hausgemacht.

Hofmann und sein Vize Christian Steyer sind rundum zufrieden mit der Kerb: „Alles perfekt gelaufen, super Stimmung am 1. Mai und am Samstagabend.“ Der Kerbesamstag ist der Abend der Kerbegesellschaften, das große Treffen des jungen Klientels. Nicht weniger als 17 verschiedene Kerbegesellschaften aus der nahen und ferneren Umgebung (Burgholzhausen) machen Schloßborn ihre Aufwartung, denn der Glashüttener Ortsteil hat das Privileg, jedes Jahr die erste Kerb im Kalender zu sein. Bis nach 2 Uhr feiern rund 500 Leute bei Partymusik der Band Flashdance.

Und doch steht die Crew am Sonntagmittag wieder fit hinter dem Tresen. „Wir haben vorher einen Ausflug nach Frankfurt gemacht, haben das Stadion besichtigt und sind mit dem Schiff auf dem Main gefahren – danach waren die Einsatzbücher voll“, grinst Steyer. Insgesamt seien die Kosten der Kerb wieder voll gedeckt, sagt Hofmann. Vom Gewinn könnte man sich vielleicht neue Pavillons anschaffen oder wegen des häufigen Glasbruchs endlich Mehrwegbecher – „die sind nicht billig“. Auch eine Spende an die Jugendvereine in Schloßborn werde sicher wieder im Bereich des Möglichen liegen, ergänzt Sprecher Sven Gossenauer schon vor dem finalen Kassensturz. Der Kerbeverein ist seit seiner Gründung im Jahr 2006 ein echter Aktivposten im Ort, der gerne über den eigenen Tellerrand hinausblickt.

Und dann spielen die Egerländer auch schon wieder auf und das ganze Festzelt singt: „Wo ist denn der Johann, ist der Johann nicht zu Haus? ...“ Nein, ganz gewiss nicht. Es ist Kerb in Schloßborn!

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