„Mit Rollstühlen hat man den längsten Weg“

Beim Projekttag „Inklusion statt Exklusion“ können die Kleist-Schüler selbst einen Rollstuhl testen und feststellen, dass eine Kabelmatte auf dem Kopfsteinpflaster die Fortbewegung erleichtert. Foto: Stadt Eschborn

Eschborn (ew). Am Mittwoch, 20. März, fand für eine 9. Klasse der Heinrich-von-Kleist-Schule (HvK) der Projekttag „Inklusion statt Exklusion“ im und um das Rathaus sowie dem Eschenplatz statt. Erste Stadträtin Bärbel Grade begrüßte die Schüler sowie die Klassenlehrerin Carina Kemper.

Bianca Bellchambers und Susanne Däbritz von der Eschborner Stadtverwaltung begleiteten die Gruppen auf ihrer Entdeckungstour. Ute Pohl, Mitglied im Eschborner Arbeitskreis (AK) Inklusion und Leiterin des Gesprächskreises für sehbehinderte und blinde Menschen in Eschborn, war ebenfalls dabei. Mit Rollator, Rollstuhl und „Blindenstock“ erkundeten die Gruppen die Orte. Von Susanne Däbritz bekamen sie die Aufgabe, die Stellen mit ihren Handys aufzunehmen, die aus ihrer Sicht für Menschen mit Behinderungen angepasst wurden. Rampen, Treppenmarkierungen und mit Rollstuhl nutzbare Toiletten fielen der Klasse dabei auf.

Die Schüler lernten auch, was und wofür ein Euro-Schlüssel (Lokus-Schlüssel) notwendig ist. Personen mit einem Schwerbehindertenausweis und bestimmten Merkzeichen wie beispielsweise aG (außergewöhnlich gehbehindert) können an der Pforte des Rathauses den Schlüssel erhalten und damit im EU-Ausland sowie innerhalb Deutschlands sonst verschlossene „Rollstuhltoiletten“ nutzen.

Da Markttag war, wurde es für die Schüler, die abwechselnd auch den Blindenführstock nutzten, spannend. Ute Pohl hatte viele Fragen zu beantworten, und der Weg ging über die Auffindestreifen am „Zebrastreifen“ weiter zum Eschenplatz. Für die Begehung des Eschenplatzes hatte Susanne Däbritz auch eine Kabelmatte mitgebracht.

Auf dem Pflaster des Eschenplatzes probierten die Schüler Blindenführstock, Rollator und Rollstuhl auch aus, zudem konnten sie den schon verbesserten Zugang für das Museum nutzen.

Kopfsteinpflaster, so die einhellige Meinung der Schüler, sei eine Katastrophe bei der Nutzung der Hilfsmittel. „Schon die Kabelmatte auf dem Kopfsteinpflaster brachte eine wahnsinnige Verbesserung“, so eine Schülerin aus der Gruppe.

Gleiches gelte für den Weg, den Personen im Rollstuhl für den Zugang zur evangelischen Kirche nutzen müssen.

Der AK Inklusion hat gut 20 Vorschläge zur Verbesserung der Situation des Eschenplatzes zusammen mit einer von der Stadt beauftragten Planerin zusammengetragen, allerdings bis auf die Ausbesserung der Rampe beim Museum die Umsetzung noch nicht priorisiert.

Nach einer kurzen Pause auf dem Rathausplatz wurde die Veranstaltung im kleinen Sitzungssaal des Rathauses weitergeführt. Bürgermeister Adnan Shaikh brachte den Schulleiter der Heinrich-von-Kleist-Schule, Marc Heimann, sowie fünf Schüler der Oberstufe mit, die in den letzten Herbstferien an der Ausmessung öffentlicher Gebäude in Eschborn beteiligt waren. Die Ergebnisse erscheinen im Online-Stadtführer „Eschborn für Menschen mit Behinderungen“.

Was war bei den Vermessungen aufgefallen? „Wenn es denn überhaupt Toiletten gab, die auch für Rollstuhlfahrer nutzbar sind, so sind dahin lange Wege zurückzulegen.“

Erste Stadträtin Bärbel Grade bedankte sich bei den Schülern für ihren Einsatz und überreichte zum Abschluss einen Scheck über 1000 Euro als finanzielle Unterstützung für den Abiball.



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