„Umbrüche“ – Im Zeitalter der Künstlichen Intelligenz

Heinz Fuchs (Goethe-Universität Frankfurt – Universität des 3. Lebensalters) informierte über Chancen und Risiken der künstlichen Intelligenz. Foto: Schaller

Bad Soden (es) – „Umbrüche“, so lautet das Jahres-Motto 2024 im Augustinum Bad Soden. Zu diesem Thema hatte die Seniorenresidenz am 17. April zu einem Vortrag eingeladen, bei dem die Künstliche Intelligenz (KI)im Focus stand.

Heinz Fuchs von der Goethe-Universität Frankfurt (Universität des 3. Lebensalters – U3L) war zu Gast, und führte die zahlreichen Zuhörerinnen und Zuhörer in einem einstündigen Vortrag kompakt und Zielgruppenorientiert durch diese neue Wissenschaft.

Vier Schwerpunkte bestimmten den Vortrag:

1. Entwicklung und Fortschritt der KI

2. KI im Alltag

3. Generative KI – z.B. ChatGPT

4. Gesellschaftliche Auswirkungen und Veränderungen.

Bereits vor 70 Jahren kam es zu ersten - auch für Laien sichtbaren – KI-Entwicklungen am Beispiel des Schachspielens gegen einen Computer. KI – Künstliche Intelligenz – ist ein Sammelbegriff für Algorithmen, Trainings- und Lernprogramme. Alle digitalen Daten, welche die Menschheit jemals hervorbrachte, haben das verfügbare Datenvolumen exorbitant vergrößert. Wie das heute vorhandene, trainierte und „selbstlernende“ Datennetzwerk zu seinen Ergebnissen kommt, ist für den Menschen schon heute nicht mehr wirklich nachvollziehbar. Das „Deep Learning“ des Systems wurde, wenn man es negativ ausdrücken möchte - zu einer „Blackbox“.

Algorithmen lauern überall

Wie sehr jede einzelne Person die KI in ihrem Alltag unwissentlich nutzt, wurde dem aufmerksamen Publikum an vielen Beispielen verdeutlicht. Wie selbstverständlich nutzt fast jeder die Internet-Suchmaschinen und das Alltagswort „googeln“ ist aus dem modernen Sprachgebrauch nicht mehr wegzudenken. Zum Reisen wird „Google Maps“ genutzt, um von A nach B zu kommen. Moderne KI entscheidet, welches der kürzeste Weg ist und wie Baustellen am besten umfahren werden können. Digitale Sprachassistenten wie Alexa, Siri, Cortana oder Google-Assistent werden zunehmend als Hilfsinstrumente für den Alltag genutzt.

Unbewusst dient das Tracking des Kaufverhaltens großen Konzernen wie Metro, Douglas und Edeka, indem Algorithmen angelegt werden, die das Angebot und die Preisgestaltung sowie unser Einkaufsverhalten bestimmen. Gesichtserkennung wird in naher Zukunft in die Funktionalität der Bezahlsysteme einfließen.

Seit vergangenem Jahr ist die Frage omnipräsent, inwieweit Anwenderprogramme wie ChatGPT und Bild- und Sprachgeneratoren in Videos unser Wissen und unsere Meinungsbildung beeinflussen. Anhand zweier Worte wie Frühling und Seniorenheim zeigte Heinz Fuchs, wie in kürzester Zeit ein Gedicht generiert werden kann, das die Frühlingsstimmung wunderbar wiedergeben konnte.

Angst vor KI?

Es scheint mehr als bedenklich, auf welche Weise Bilder und Videos verfälscht werden können, ohne dass diese Manipulation für den „normalen“ Betrachter erkennbar wird. Texte können heute mit der eigenen Stimme, in allen Sprachen unterlegt werden - ohne dass die Person diese Sprache jemals beherrschte. Videos mit Falschaussagen zu unterlegen ist nicht nur für Profis eine Leichtigkeit, denn die Programme dazu sind im Netz frei verfügbar und für jedermann zugänglich.

Schon jetzt ist für Laien kaum noch zu unterscheiden, welche Bildnachricht einem originalen Schauplatz entspricht. Hierzu gab es etliche Beispiele, die einen solchen „Fake“ aufzeigten – wie ein Kniefall Putins vor dem chinesischen Präsidenten XI.

Schon ab dem Jahr 2030 rechnet man damit, dass 90% der Blockbuster-Kinofilme mittels einer KI generiert werden. Dieses nahende Szenario führte bereits zu umfangreichen Streiks der Filmschauspieler in den USA.

Überwiegt das Positive?

Unter Berücksichtigung des positiven Nutzens der KI, wie zum Beispiel in der Medizin oder bei Routine-Büroarbeiten oder bei Materialentwürfen in der Fertigungsindustrie – die künstliche Intelligenz birgt große Gefahren! Die KI wird, davon war Heinz Fuchs überzeugt, überall eindringen – bemerkt oder unbemerkt. Die Gefahr des Missbrauchs ist groß. So bestehe bereits heute der Verdacht, dass anstehende politischen Wahlen durch KI unterwandert und beeinflußt werden. KI-generierte und gezielt eingesetzte Propaganda gefährde somit unsere Demokratie.

Verändert KI die Gesellschaft??

Durch immer neue Tätigkeitsfelder, in die die KI eindringt, werden Arbeitsplätze wegfallen – dies könne zu gesellschaftlicher Ungleichheit führen, so Fuchs.

Das „die da Oben –wir da Unten“- Gefühl könne sich zum Problem ausweiten und die Gesellschaft massiv verändern.

Das KI-Gesetz der EU, betitelt als „EU AI Act“ definiert als Ziel, dass die Einführung menschenzentrierter und vertrauenswürdige KI gefördert wird – bei gleichzeitigem Schutz für Gesundheit und Sicherheit. Der Schutz vor negativer Auswirkung auf die in der Charta verankerten Grundrechte, wie Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und Umweltschutz sollen so gewährleistet bleiben.

Dem sehr informativen und gut verständlichen Vortrag folgte durch Heinz Fuchs das Angebot, sich mit aufkommenden Fragen an den Redner zu wenden, wovon reger Gebrauch gemacht wurde.(Sc)



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