Altenhain (nd) - Wie jedes Jahr fand am zweiten Wochenende im September wieder die Alehaaner Wuzzekerb statt. Bei herrlichem Wetter, am Freitag und Samstag und regnerischem Wetter am Sonntag, waren viele Gäste, darunter auch hoher Besuch aus der Politik, zur Zeltkerb auf den Bolzplatz in Altenhain gekommen. Hoch oben im Kerbebaum thronte derweil der Schlagges – die Kerbepuppe – und wachte über die Kerb.
Neuer Kerbepfarrer vereidigte die Kerbeborsch
Nachdem am Freitag um 17.30 Uhr der Kerbeplatz geöffnet wurde, heizte DJ Buzzin‘ Lights aus Frankfurt den Besuchern ein. Mit Hits aus den 80er- und 90er-Jahren, teilweise auch in modernerer Version, brachte er das Zelt zum Kochen. Beim Einlauf der Kerbeborsch und Wuzzemädscher war die Stimmung schließlich auf dem Höhepunkt angekommen. Allen voran schritt Kerbepfarrer Ole Krause, gefolgt vom Träger der neuen Kerbefahne. Ole Krause übernahm das Amt als Kerbepfarrer in diesem Jahr von Leon Paul, der nach wie vor der erste Vorsitzende des Kerbevereins ist, sich aber jetzt auf andere Aufgaben bei der Kerb konzentriert. In diesem Jahr zierte die Fahne, die jedes Jahr neu gestaltet wird, der Schriftzug „Alehaaner Kerb 2024“ und ein Bembel, während auf der Rückseite eine Wutz zu sehen war, die ein „Geripptes“ umarmt. Einer nach dem anderen rannten die Kerbeborsch und Wuzzemädscher Richtung Bühne. Kerbevadder und -pfarrer Ole Krause begrüßte die Gäste, darunter Bürgermeister Dr. Frank Blasch (CDU), den Justizminister Hessens, Christian Heinz (CDU) und den Bundestagsabgeordneten Norbert Altenkamp (CDU). „Auch Bürgermeister Dr. Frank Blasch, eigentlich ne Rübe, ist heut bei uns in Alehaa, seiner wahren Liebe“, kommentierte Krause den Besuch des Bürgermeisters, der bekanntermaßen aus Neuenhain stammt. Im Anschluss wurden die Kerbeborsch und Wuzzemädscher mit dem „besten Alehaaner Schoppe“ vereidigt. Diese schworen über die Kerb stets pünktlich zu erscheinen, ausschließlich Altenhainer Apfelwein zu trinken und den Schlagges zu bewachen. Sollte es den Neuenhainer Kerbeborsch und Petzküh gelingen, den Schlagges zu stehlen, drohte eine drakonische Strafe. Wäre dieser Fall eingetreten, würden die Alehaaner Kerbeborsch am Herbstmarkt in Neuenhain von den Neuehaaner Kerbeborsch über den Platz geführt - aneinandergefesselt und gekleidet in Orange, also der Farbe der Geeleriewe.
Auch Bürgermeister Frank Blasch richtete einige Worte an die Besucher und die Kerbegesellschaft. „Ich bin so froh, dass wir in Bad Soden wieder zweimal im Jahr Kerb feiern können“, so Blasch, denn erst seit einigen Jahren gibt es auch in Altenhain wieder eine Kerb. Der Justizminister dankte den Kerbeborsch ebenfalls für ihr Engagement und überreichte eine Spende von der Stadt Bad Soden. „Vielen Dank, dass Ihr das Brauchtum so pflegt“, schloss sich auch Norbert Altenkamp an. Nun folgten laute Kerberufe – angetrieben vom ersten Schlagges Merlin Krühn und dem zweiten Schlagges Ben Ries, brachten die Kerbeborsch und Wuzzemädscher das Zelt zum Beben. „Wem is die Kerb? - Unser!“, hallte es durch die Nacht. Abgerundet wurde der Abend von der aufwendigen Kerbeshow der Borsch und Mädscher.
Endlich wieder Ferkelchen in Altenhain
Weiter ging es am Samstag mit dem Frühschoppen und dem Kinderfest. Während die Eltern Kaffee und Kuchen genossen, nutzten die kleinsten Kerbebesucher nochmal den warmen Sommertag für eine Wasserschlacht und um sich auf der Hüpfburg auszutoben. Mit dem ersten Bierpongturnier gab es am Nachmittag dann eine Neuheit. Über 20 Mannschaften hatten sich zu dem Wettbewerb angemeldet, bei dem Tischtennisbälle in Becher geworfen werden müssen. Auch am Abend gab es eine Neuheit, denn endlich gibt es in Altenhain wieder Ferkelchen. Bei den Ferkelchen handelt es sich um die Nachwuchskerbeborsch – ab einem Alter von fünf Jahren. Mindestens so stolz wie die Großen marschierten die Mini-Kerbeborsch ins Zelt und ließen sich mit Apfelsaft vereidigen. Die Idee, auch den Nachwuchs wieder mit in das Vereinsleben einzubinden, entstand durch die Zusammenarbeit vom Altenhainer Kerbeverein und dem OGV Altenhain. Einer der Vorsitzenden des OGV hat eine Tochter im passenden Alter und so wurde die Idee in die Tat umgesetzt. In ihre erste Kerb starteten die Ferkelchen direkt mit vierzehn Teilnehmern. Die Band „ScheunenJungz“ aus Kelkheim brachte am Samstagabend die Stimmung im Zelt zum Brodeln - es wurde auf Tischen und Bänken bis tief in die Nacht getanzt und mitgesungen. Spät gingen die letzten Besucher in dieser vielleicht letzten warmen Sommernacht nach Hause.
Himmel weint zum Kerbeende
Wer am Sonntag am Wuzzelauf teilnehmen wollte, musste früh raus, denn dieser startete bereits um 9 Uhr. Nicht ganz so früh begann am Nachmittag der Gottesdienst in der Katholischen Gemeinde Maria Geburt. Anschließend ging es auf dem Kerbeplatz gemütlich zu, bei Kaffee und Kuchen konnte man zur Livemusik von „Tom“ entspannen. Nicht ganz so gemütlich war allerdings das Wetter, denn als ob der Himmel ahnte, dass die Kerb dem Ende zugehen würde, weinte er zwischendurch recht heftig. Bei der traditionellen Tombola am Abend konnten viele schöne Preise gewonnen werden, unter anderem ein E-Scooter und ein Werkstattgutschein. Der erste Preis war natürlich der mächtige Kerbebaum. Unter lautem Geheule wurde schließlich der Schlagges und somit die Kerb zu Grabe getragen. Beim Trauergottesdienst packte der Kerbepfarrer allerlei Anekdoten aus dem Altenhainer Dorfleben aus, stets gefolgt von einem „Prost Gemeinde“ – diese antwortete „Prost Herr Pfarrer“. Schlussendlich wurde der Schlagges dem Feuergrab übergeben.
Auch Sicherheitskonzept steht auf festen Beinen
Herausgeputzt hatten sich die Feiernden, so trug Besucher Christian Nentwig passend zum Thema Kerb eine Bembelmütze der Marke ReWOLLte. Das Sicherheitskonzept stand ebenfalls auf festen Beinen. Ein Security-Dienst überwachte den Einlass und führte regelmäßige Kontrollgänge auf dem Kerbeplatz durch. Auch bei der Einhaltung des Jugendschutzes unterstützten sie, denn ab 22 Uhr war für alle unter 16-Jährigen Schluss. Für die Verpflegung war ebenso bestens gesorgt. Neben kerbetypischen Würstchen und Pommes gab es natürlich kühle Getränke – ob Bier, Apfelwein oder Softdrinks, für jeden war etwas dabei. Hinter der Theke konnten die Kerbeborsch auf die Hilfe zahlreicher Unterstützer setzen; die Freiwillige Feuerwehr Altenhain, der BSC Altenhain, der Männerstammtisch und die Altkerbeborsch übernahmen den Thekendienst. Neben den unzähligen Besuchern waren auch viele Kerbevereine aus anderen Ortschaften zu Gast auf der Kerb – so waren unter anderem Kerbeborsch und -mädscher aus Sulzbach, Mammolshain und Neuenhain vor Ort und feierten mit. Nun beginnen wieder die Vorbereitungen für die Wuzzekerb 2025, denn auch in Altenhain gilt: Nach der Kerb ist vor der Kerb!
Auch die Alehaaner Kerbeborsch hatten sichtlich Spaß beim Feiern.