Geschichtsträchtiges Ober-Erlenbach

Auf einer Stadtteil-Führung durch Ober-Erlenbach berichtete Ursula Euler, dass es der Feuerwehr gelungen war, den Brand vor wenigen Wochen im Dachstuhl eines Trakts des Oberhofes zwischen zwei Brandmauern zu halten und auf diese Weise größeren Schaden von dem denkmalgeschützten Bauwerk abzuwenden.Foto: Pfeifer

Bad Homburg (pit). Ober- und Unterhof, Alte Schule und Josef Baumann, Vertriebene und Heiligenfiguren – es gibt viel zu entdecken in Ober-Erlenbach. Das wurde wohl jedem der zehn Teilnehmer klar, der mit Ursula Euler durch den, nach Dornholzhausen, zweitgrößten Bad Homburger Stadtteil spazierte. In der ehemaligen Vorsitzenden des Heimatvereins hatte die kleine Gruppe aber auch eine Ansprechpartnerin, die sich über die Jahre viel Wissenswertes über den Ort angeeignet hat, der 779 erstmals in Urkunden des Klosters Lorsch erwähnt wurde.

„Besiedelt war Ober-Erlenbach aber schon viel früher“, verriet Ursula Euler. Das hätten Funde von Bandkeramik aus der Zeit von vor über 7500 Jahren bewiesen. Ein besonderes Highlight dabei sei die Entdeckung des Ober-Erlenbacher Schweinchens gewesen, das aus Gründen der Sicherheit im Depot des Oberurseler Museums liege: „Wir bekommen aber bald eine Kopie für unser Heimatmuseum.“ Aufgrund der Funde wurden auch weitere Grabungen am Hühnerstein vorgenommen als bekannt wurde, dass dort gebaut werden würde. Dabei sei zur großen Freude aller Beteiligten unter anderem ein Frauengrab mit Hals-, Arm- und Beinringen aus Bronze entdeckt worden.

Auch in Gasthäusern und weiteren Gebäuden wurde Ober-Erlenbacher Geschichte geschrieben. Zum Beispiel war das Gasthaus zum Ochsen, das bereits 1658 erwähnt wurde, später als Amts- und Unterhof der Sitz des Amtsmannes und im Gasthaus Zur Krone wurde 1891 ein sozialdemokratischer Wahlverein (Vorläufer der SPD) gegründet, außerdem war es der Treffpunkt von Turnern und dem Arbeiter-Gesangverein. Im Gasthaus Zum weißen Ross – alle diese Häuser befinden sich in der Ober-Erlenbacher Straße, sind aber nicht mehr als Gasthäuser zu erkennen – wiederum residierte 1599 der Vorsteher der Seulberger-Erlenbacher Mark.

Besonders wichtig für die Bekanntheit von Ober-Erlenbach war in der jüngeren Vergangenheit Josef Baumann, der Pionier der gärungslosen Fruchtsaftherstellung – und die Station nahe der Erlenbach-Halle ist ein guter Zeitpunkt, auf ihn zu sprechen zu kommen: „Der dort früher stehende Süßmost-Betrieb wurde bis zu seinem Tod 1963 von ihm geführt.“ Erst nachdem er 1988 geschlossen wurde, hat die Stadt Bad Homburg – 1972 war Ober-Erlenbach eingemeindet worden – das marode Gebäude gekauft und später die Erlenbachhalle gebaut, die 1997 eröffnet wurde. „In den 50er-Jahren gab es bei der Lufthansa Ober-Erlenbacher Apfelsaft“, erinnerte Ursula Euler an die Exklusivität eines hiesigen Produktes.

Weiter ging es zur Borngasse 14: „Mitte des 19. Jahrhunderts war dieses nur rund 30 Quadratmeter Fläche habende Gebäude als Synagoge bekannt.“ 1924 wurde es als Wohnsitz umgewidmet und 1954 an einen Privatmann verkauft. Ein Schild an der Hauswand erinnert heute an die ehemalige Synagoge. Und ein paar Meter weiter gibt es ein weiteres, das an die jüdische Familie Jordan erinnert, von der bis auf den Sohn alle während des Naziregimes nach Theresienstadt deportiert wurden und dort umkamen. Für Ursula Euler ist dieses Gebäude von besonderer Bedeutung: „Es ist die einzige ehemalige Synagoge, die in Bad Homburg erhalten ist.“

Gleich nebenan die Zehntscheune, die im 15. Jahrhundert errichtet wurde, früher Bestandteil des Oberhofs war und heute ebenfalls in Privatbesitz ist, und wenige Schritte weiter die Station beim winzigen früheren Feuerwehrhaus, von wo aus die frühere Staatsdomäne Oberhof selbst zu sehen ist: „Er wurde Ende des 17., Anfang des 18. Jahrhunderts gebaut.“ Aktuell werde die denkmalgeschützte Hofanlage zu einem Mehrgenerationen-Wohnprojekt mit einem Mix aus Mietwohnungen, Restauration und öffentlichen Einrichtungen umgebaut. Fehlen darf auf der Tour natürlich nicht die Visite der 1765 erbauten St. Martinskirche, dessen Altäre aus dem 17. Jahrhundert aus dem Pämonstratenserinnenkloster Nieder-Ilbenstadt stammen. Der Taufstein (1698), eine Stiftung Graf Ingelheims, stammt noch aus der Vorgängerkirche.

Wissenswertes gibt es noch über die alten Schulen, dem alten Rathaus und über das älteste Haus von 1682 zu erfahren. Noch weiteres Interessantes kann man bei den kommenden Themenführungen vernehmen, die Ursula Euler anbieten möchte. Zu ihnen gehören zunächst die am 13. und 27. September, wenn es in zwei Etappen entlang der Ober-Erlenbacher Grenze geht. Anmeldungen nimmt sie unter Telefon 06172-451300 oder per Email unter ursula-euler@t-online entgegen.



X