Bad Homburg (a.ber). Erst suchte er seine kleine schwarze Zauberweste, dann beschwor er die Magie und holte dazu eine Maggi-Flasche aus seinem Zauberkasten, und schließlich streute er noch Zaubersalz über die Kinder: Schon zu Beginn riss der Kinderzauberer Manioli im Garten der evangelischen Waldenserkirchengemeinde die mehr als 60 Kinder mit. Sie halfen ihm mit lauten Zurufen, den Überblick zu behalten: im Zauber-Chaos zwischen bunten Tüchern, die sich wie Karnickel vermehrten, Seilen, die ständig ihre Länge veränderten, und einer Zeitung, aus der – oh Wunder! – Wasser und Orangensaft flossen. Der Künstler Manfred Ohlenschläger aus Idstein, der im Rahmen des „Bad Homburger Sommers“ neben der Kirche zauberte, verblüffte seine kleinen und großen Zuschauer mit Tricks und lustigen Geschichten. Sein Auftritt lockte viele in den Schulferien daheimgebliebene Familien aus ganz Bad Homburg nach Dornholzhausen, wo auch das „Café Melange“ mit Kaffeehausmusik des Kurensembles auf dem Kirchvorplatz stattfand.
Kurorchester-Leiter und Violinist Mike Mihajlovic hatte mit seinen Musikerkollegen Vitaly Baran (Keyboard), Stanslav Rosenberger (Klavier), Matthias Sauerbier (Bass) und Eduard Davidko (Drums) vor der Waldenserkirche Platz bezogen – und auch wenn Alexander Rodin (Klarinette) diesmal nicht dabei sein konnte: Die Musiker spielten ihren dritten der sechs Auftritte beim in den Stadtteilen umherwandernden „Café Melange“ gekonnt und schmissig. „Schönste Potpourris aus bekannten Opern und Operetten, Musicals und Filmmusiken haben wir dabei“, erzählte der Orchesterleiter – „von allem ebbes, wie man so auf Hessisch sagt!“ Puszta-Fox, Donauwellen, Strauss-Walzer und Wiener Praterleben: Die Gäste, viele ältere aus Dornholzhausen, füllten schnell die aufgestellten Bänke und fühlten sich bestens unterhalten. Sie genossen nicht nur anderthalb Stunden lang schöne Melodien, sondern auch den köstlichen Kuchen, den Gemeindeglieder der evangelischen Gemeinde liebevoll gebacken hatten: 14 Kuchen und Blechkuchen standen zur Auswahl, dabei auch ungewöhnliche Kreationen wie Apfelweintorte und Mandarinenkuchen. Ehrenamtliche der Gemeinde trugen immer mehr zusätzliche Tische und Stühle auf den Platz, damit alle Platz finden konnten. Kaffee, Saft und Sekt wurden ausgeschenkt, und Wasser fand bei dem warmen Wetter reißenden Absatz. „Ich komme jedes Jahr hierher“, erzählte eine alte Dame aus Dornholzhausen, die im Schatten eines Baumes saß und lobte, dass dieser Musik-Nachmittag eine wunderschöne Gelegenheit für alle sei, „die wie ich eben nicht mehr runter in die Innenstadt kommen können“.
Dass so viele Familien mit Kindern zur Waldenserkirche kamen, freute den Zauberer Manfred Ohlenschläger besonders, war er doch kurzfristig für seinen erkrankten Kollegen, den im Programmheft des Bad Homburger Sommers angekündigten Clown Filou, eingesprungen. Der frühere Kreisjugendpfleger und Bildungspädagoge des Main-Taunus-Kreises, der auch aus dem Fernsehen bekannt ist, konnte jüngst sein 40-jähriges Bühnenjubiläum als Täuschungskünstler und Kinderzauberer feiern. „Seit Kurzem trete ich nur noch für Kinder auf“, verriet der seit 1984 aktive Zauberkünstler Manfred Ohlenschläger, der an diesem Nachmittag flugs auch anwesende Kinder und „großgewordene Kinder“ zu seinen Zauberlehrlingen machte. Dass Manioli jede Menge Erfahrung hat, Kinder und Erwachsene zu erheitern und sie dabei auch zum Staunen und Nachdenken zu bringen, zeigte nicht zuletzt seine intelligente Zauberei mit dem „Papier-Kühlschrank“: Wer würde es nicht lieben, wenn seiner Zeitung außer Nachrichten auch eisgekühlter Saft zu entnehmen wäre?
