Bad Homburg (gw). Den Status, den ein Fritz Walter beim 1. FC Kaiserslautern hatte, ein Uwe Seeler beim Hamburger SV oder ein Franz Beckenbauer beim FC Bayern München – den hat sich Hermann Kranz bei der Spielvereinigung 05 Bad Homburg verdient. Im Alter von 88 Jahren ist der „Kranze Hermann“ am Mittwoch vergangener Woche an den Folgen einer Blutvergiftung im Sankt-Katharinen-Krankenhaus in Frankfurt gestorben.
Der am 21. November 1935 geborene Vollblut-Fußballer bleibt untrennbar verbunden mit dem Endspiel um die deutsche Amateurmeisterschaft im Jahr 1955. Bei der 0:5-Niederlage der 05er gegen die Sportfreunde Siegen war Kranz am 25. Juni vor 15 000 Zuschauern in Wetzlar der jüngste Spieler im Bad Homburger Team und nun der letzte, der von dieser legendären Elf gestorben ist.
Im Tor der Kurstädter stand damals der spätere Bundesliga-Trainer Udo Klug, die Abwehr bildeten Erich Füller, Helmut Bürger und Fritz Kleemann, im Mittelfeld rackerten Fritz Zänger, Siegfried Kellner und „Molly“ Kilb, und neben Hermann Kranz stürmten Harald Wandelt, Erich Rühl und Willi Nazarenus. Trainer der 05er-Endspielmannschaft war damals Ernst Bös.
Hermann Kranz, der den 4:0-Auswärtssieg seines Lieblingsclubs Karlsruher SC beim Zweitliga-Spiel in Kaiserslautern noch voller Freude mitbekommen hat, war von 1960 bis 1964 bei der Spielvereinigung 02 Neu-Isenburg Vertragsspieler in der Regionalliga Süd und in einer Saison sogar Torschützenkönig in der damals zweithöchsten Liga Deutschlands.
Den 05ern hat er jedoch stets die Treue gehalten, und Bad Homburg war der Lebensmittelpunkt seiner Familie. Das Nähmaschinengeschäft mit angeschlossener Werkstatt in der Innenstadt von Bad Homburg, das er mit 25 Jahren von seinen Eltern übernommen hatte, war zugleich eine Informationsbörse für alle Fußballfans.
Als Fußballer war Hermann Kranz sein Leben lang eng mit der Sandelmühle verbunden. Noch mit 50 Jahren hat er als Torwart bei der Reserve in der damaligen Bezirksoberliga ausgeholfen und stand stets am Spielfeldrand, wenn sein Sohn Stefan das 05-Trikot getragen und zu Hessenliga-Zeiten um Punkte gespielt hat. Für seinen Verein war er unter anderem als Nachwuchstrainer, Coach der Reserve und Spielausschuss-Vorsitzender im Einsatz.
Saskia und Sascha, die Kinder von Sohn Stefan, sind in die sportlichen Fußballstapfen von Opa und Papa getreten, wobei jedoch nicht der Fußball das Hobby war, sondern sie beide bei der SG Wehrheim/Obernhain Handball gespielt haben.
Bei der 0:3-Heimniederlage in der Fußball-Kreisoberliga Hochtaunus gegen Tabellenführer SG Oberhöchstadt haben die 05er zu Ehren von Herrmann Kranz am Sonntag auf dem Kunstrasenplatz an der Sandelmühle mit Trauerflor gespielt und vor Spielbeginn eine Gedenkminute eingelegt.