Bad Homburg. Dem Anlass entsprechend hatten sich die Sieben auf der Bühne schick gemacht. Sie im goldfarbenen Glitzerkleid, die sechs Herren in weißen Hemden, schwarzen Anzügen und Fliege um den Hals. Aber schließlich war das Ensemble „Frommermann“ aus den Niederlanden auch ins Kurtheater gekommen, um mit dem Bad Homburger Publikum zu feiern – und zwar nicht irgendein Fest, sondern das Fest des Jahres. Silvester!
„Wir wollen das Jahr 2024 abschließen und 2025 begrüßen. Und womit könnte man das besser als mit froher Musik und ein bisschen Schmalz“, kündigten Sänger, Gitarrist und Pianistin an und führten durch einen musikalischen Abend, der gute Laune machte. In die Silvesternacht startete das Septett mit zwei Liedern der „Comedian Harmonists“: „Veronika, der Lenz ist da“ und „Liebling, mein Herz lässt dich grüßen“.
Die Liebe zu dem bekannten Berliner Vokalensemble der Jahre 1928 bis 1935 hatte im Jahr 2005 sechs befreundete Musiker zusammengeführt, die dann beim niederländischen Grachtenfestival der einst verbotenen Musik eine neue Stimme gaben. Benannt haben sie sich nach dem Gründer der „Comedian Harmonists“, dem Berliner Max Harry Frommermann. Nach dem Vorbild ihrer musikalischen Helden sammelt das „Frommermann“-Ensemble Lieder und Musik aus allen Richtungen und Genres, aus unterschiedlichen Epochen, in verschiedenen Sprachen, zugeschnitten auf ihre Gruppe: fünf Männerstimmen, Klavier und Gitarre.
Wie abwechslungsreich das Repertoire der Gruppe ist, zu welchen gesanglichen Leistungen „Frommermann“ fähig ist und wie viel Spaß Musik machen kann, das stellten die bestens gelaunten Silvestergäste aus den Niederlanden mit ihrem Programm „Frommermann feiert ein Fest“ unter Beweis.
Auf das Volkslied „In einem kühlen Grunde“ nach einem Gedicht des Romantikers Joseph von Eichendorff folgte die Ouvertüre zur Oper „Der Barbier von Sevilla“ von Gioachino Rossini. Eine Ouvertüre so gut wie ohne Instrumente? Für die Tenöre Jan-Willem Schaafsma und Erik Slik, die Baritone Fabian Egli und Jan Willem Baljet sowie Bass Timotheus Maas überhaupt kein Problem. Unterstützt von Celia García García am Flügel sowie Paul van Utrecht an der Gitarre zauberten sie mit ihren Stimmen Streicher, Bläser und wenn nötig auch ein Schlagzeug auf die Bühne. Ein Genuss für Augen und Ohren gleichermaßen.
Natürlich hatte „Frommermann“ auch einige Lieder aus seiner Heimat mitgebracht. Gute Laune machte der Song über „Herrn Dingsbums“, ein wenig nachweihnachtliche besinnliche Stimmung zauberte das Ensemble mit „Aan de Amsterdamse Grachten“ in den Theatersaal. An das Duo „Johnny & Jones“ und dessen Schicksal im Zweiten Weltkrieg erinnerten die Musiker mit „Two Kids And A Guitar“ – eine zwei-, beziehungsweise vierhändige Meisterleistung an der Gitarre.
Wie vielfältig das Repertoire und wie groß die künstlerische Bandbreite der Gruppe ist, zeigten Lieder wie „An die Musik“ von Franz Schubert, „Eine kleine Frühlingsweise“ von Antonín Dvorák (gesungen von den „Comedian Harmonists“), der Song „It Don‘t Mean A Thing“ sowie ein Chanson von Charles Aznavour.
„Aber was wäre ein Silvesterkonzert ohne Johann Strauss?“, fragte Bass Timotheus Maas die Zuhörer. „Kein Konzert, oder?“ Um niemanden zu enttäuschen, hatte „Frommermann“ auch die „Tritsch-Tratsch-Polka“ mit zum Festabend gebracht. Mitschunkeln und Mitsummen hieß es beim Lied „Ich hab‘ noch einen Koffer in Berlin“, das vor allem die vielen Berliner im Publikum freute, sowie beim Song von Paul Kuhn „Es gibt kein Bier auf Hawaii“. Zum großen Finale brachten die Sänger „Reich mir zum Abschied noch einmal die Hand“ zu Gehör.
So schnell aber wollten die Bad Homburger gar nicht in die Silvesternacht entschwinden. Ihnen hatte bestens gefallen, was sie gehört und gesehen hatten, und so forderten sie ausdauernd Zugaben. Zweimal noch ließen sich „Frommermann“ zurück auf die Bühne rufen. Als Dankeschön für den anhaltenden Applaus gab es „Nessun dorma“ aus der Oper „Turandot“ von Giacomo Puccini und ein wunderschönes Lied von Reinhard Mey: „Gute Nacht Freunde“.