Werke von Brahms, Ravel und Tomasi erklingen in der Principia

Viel Applaus gibt es für das Landesjugendsinfonieorchester Hessen (LJSO) mit seinem Dirigenten Nicolás Pasquet. Foto: jbr

Hochtaunus (jbr). Wie ein Feuerwerk voll musikalischer Farben und Facetten ließ die Darbietung des Landesjugendsinfonieorchesters Hessen (LJSO) die Principia des Römerkastells Saalburg erstrahlen. Mit insgesamt drei Orchesterwerken von Maurice Ravel, Henri Tomasi und Johannes Brahms begeisterten die jungen Musiker ihr Publikum, während der Lions Club Friedrichsdorf-Limes, der die Saalburgkonzerte bereits seit 1978 ausrichtet, für exzellente kulinarische Versorgung und eine wunderbare Atmosphäre rund um das Konzert sorgte.

Sanft begann das Orchester den Abend mit „Ma mère l’oye“ (Mutter Gans) aus der Feder Ravels. Die zu Beginn hauptsächlich von den Flöten – nach einigen Takten auch von Oboen und Klarinetten – getragene Melodie begleiteten die Streicher zupfend, bevor diese mit weichen Bogenstrichen begannen und eine beinahe mystische Stimmung erzeugten. Der zweite Satz, „Petit poucet“ (Der kleine Däumling), erklang als ebenso kristallklare Musik, jedoch schon etwas weniger gedeckt. Immer wieder mischten sich zu den glänzenden Passagen unter Führung der Violinen unverwechselbar programmmusikalische Elemente wie etwa ein Vogelzwitschern, das auf besondere Weise die zugrundeliegende Geschichte untermalte.

Kurz hielt der größtenteils ruhigere Klangcharakter im dritten Satz an, wobei es sich um die Vertonung von „Die Herrscherin der Pagoden“ (Original: „Laideronnette, impératrice des pagodes“) handelte, bevor die Komposition, typisch für die Zeit Maurice Ravels, hier und dort in unterschiedliche Richtungen verlief und schließlich Fahrt aufnahm. Nach einer weiteren ruhigen Einleitung, diesmal der des vierten Satzes, „Les entretiens de la belle et de la bête“, schlug die Stimmung um, und mit äußerst markanten Tönen symbolisierte das Kontrafagott das Auftreten des Biests (la bête). Zwischen lieblichen Klängen des musikalisch abgebildeten Auftretens der Schönen (la belle) und dramatischen sowie scharfen Wendungen changierte das Wesen des vierten, famos durch die jungen Musiker „erzählten“ Märchens.

Das letzte Stück des Werks erschien zuerst in trüber Gestalt, die die Mitglieder des Orchesters besonders in Mimik und Spiel spürbar reflektierten. Leitvioline und Viola boten ein atemberaubend schönes kurzes Duett, auf das nach einigen Takten wieder der volle Orchesterklang einsetzte und sich zu einem eindrucksvollen Finale entfaltete.

Für das zweite Stück, verfasst von dem ebenfalls französischen Komponisten Henri Tomasi (1901-1971), trat der preisgekrönte Trompeter Sebastian Berner zum Landesjugendsinfonieorchester hinzu. Er übernahm den Solopart in Tomasis Konzert für Trompete und Orchester. Virtuose Figuren und eine Vielzahl verschiedener Facetten erklangen in den drei Sätzen des vielfältigen und anspruchsvollen Werks. Von einer kurzen Fanfare zu Beginn über sinfonische Klänge, mal heiter, mal dramatisch, zog sich das Stück durch mitreißende Motive und beeindruckende Soli. Gleichwohl es anspruchsvoll zu spielen war, legten die Instrumentalisten eine spielerische Leichtigkeit an den Tag. Auf verlockende Art und Weise ging es im zweiten Satz ruhig und melancholisch vonstatten und im dritten wiederum hoch her, wobei Einschübe ähnlich dem klassischen Stil an einigen Stellen für noch mehr Abwechslung sorgten.

Die darauffolgende Pause gab Gelegenheit zum Plausch, und der Lions Club brachte die Anwesenden mit appetitlichen Canapés in Versuchung. Im Innenhof des Saalbaus unter den Arkaden ließ es sich besonders gut aushalten – trotz des regnerischen Wetters. Nachdem das Pausenende mit Trompetenfanfaren bekanntgegeben wurde, sammelten sich die zahlreichen Konzertbesucher wieder in der Principia des Kastells.

Beim dritten Stück des Abends handelte es sich um die Sinfonie Nr. 1 in c-Moll (Opus 68) von Johannes Brahms. Wesentlich ernster, aber noch virtuoser und explosiver spielten die jungen Musiker auf höchstem Niveau auf. Nach einem imposanten sowie gleichsam schwermütigen Auftakt mit Paukenschlag folgte nach einem Absatz eine eher leise Passage mit den Holzbläsern im Vordergrund. Jedoch begann der erste Satz kurz darauf spektakulär zu crescendieren.

Ausdrucksstark und auf den Punkt spielten die Musiker des LJSO unter charismatischem Dirigat Nicolás Pasquets, der seit 2009 das Orchester musikalisch leitet. Die folgenden drei Sätze blieben trotz ihrer Modulation nach Dur im Vergleich zu den oftmals verspielten Wendungen der Werke Ravels und Tomasis vorwiegend seriös und waren von abwechslungsreicher Harmonik gezeichnet. Passioniert musizierend erfüllte das Orchester den Saal mit den schreitenden Rhythmen des zweiten Satzes, traf genau den fast frühlingshaften Klang des Allegretto e Grazioso im dritten und spannte die Zuhörer noch einmal wirkungsvoll auf die Folter, als sich Kadenzen, die den Schluss des Stücks hätten bedeuten können, mehrfach als Retardierungen herausstellten. Zum Schluss boten die Musiker ein finales Spektakel für einen für viele Zuhörer sicherlich unvergesslichen Abend in diesem ganz besonderen Ambiente.



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