Tourismusstandort Taunus dank neuer Strategie stärken

Die Initiatoren der neuen Tourismus-Strategie für den Taunus (v . l.): Cornelius Obier, Geschäftsführer von Project M, Daniela Krebs, Geschäftsführerin von Taunus Touristik Service, und Roland Seel, Vorsitzender von Taunus Touristik Service.Foto: bh

Hochtaunus (bh). Ein neues Jahr bringt auch immer viele Veränderungen mit sich. Oftmals ist es Zeit, mit Traditionen zu brechen und Bewährtes zu überarbeiten. Dieser Umstrukturierungsprozess fand und findet auch beim touristischen Dachverband Taunus Touristik Service (TTS) statt. Mit einer neuen Tourismusstrategie begegnet die Destination Taunus somit den sich stetig verändernden Rahmenbedinungen und Aufgaben im Tourismus.

„Die Coronazeit hat unseren Blick geschärft. Wir konnten nicht verreisen und waren viel in unserer schönen Natur unterwegs“, sagte TTS-Vorsitzender Roland Seel: „Viele, die hier wohnen, haben dadurch erst erkannt, was wir vor der eigenen Haustür haben.“ Ziel der neuen Ausrichtung sei es grundsätzlich nicht, noch mehr Gäste in den Taunus zu locken. Vielmehr stehen sowohl die Angebotsqualität als auch die Bewohner, die auch als Gäste im neuen Konzept gesehen werden, im Fokus. „Wir waren zu breit aufgestellt, künftig wollen wir ‚nur‘ noch die Highlights bewerben“, erklärte Daniela Krebs, TTS-Geschäftsführerin, und verwies auf eine neu definierte (Haupt-)Zielgruppe: ein kulturinteressiertes Publikum. Zudem soll in Zukunft mehr auf die „Nahmärkte“, wie die Metropolregion FrankfurtRheinMain, als auf Besucher aus den USA oder China geachtet werden. Groben Schätzungen zufolge setzt sich der Tourismus im Taunus zu 80 Prozent aus Tages- und zu 20 Prozent aus Übernachtsungsgästen zusammen, wovon ein verschwindend geringer Anteil aus dem Ausland sei.

In Hessen gibt es zehn Touriusmus-Destinationen, der Taunus habe davon „mit den höchsten Lebens- und Erlebniswert“, erklärte Cornelius Obier, der als Geschäftsführer der Beratungsagentur Project M den Prozess seit Sommer begleitet. Diese Dichte an kulturellen Angeboten werde sonst nicht erreicht. „Wir müssen diesen einzigartigen Schatz hervorheben und den Tourismus nicht nur als Wirtschaftsfaktor sehen.“ Es müsse die Lebensqualität generell gesteigert werden. Bei all dem sei das Potenzial vor der eigenen Tür noch nicht ausgeschöpft.

In den kommenden Jahren wird die Angebotsentwicklung daher darauf abzielen, neue Reise- und Ausflugsanlässe zu schaffen, die sich speziell auf den Tages- und Kurzreisetourismus richten. Hierbei wird ein konsequenter Fokus auf die Destinationsmarke und die fünf Profilthemen „Kulturerlebnis“, „Ausflugsziele & Attraktionen“, „Wohlbefinden“, „Wandern“ sowie „Radfahren & Mountainbiking“ gelegt werden.

Ein konkretes Beispiel oder Leuchtturm-Projekt gibt es jedoch noch nicht. „Wir arbeiten derzeit noch stark an den internen Strukturen, bringen neue Broschüren raus und überarbeiten die gesamte Website“, erklärte Krebs, die von dem neuen Konzept voll überzeugt ist: „Wir haben digital einen unglaublichen Datenschatz, den wir nun auf allen Wegen und Kanälen sichtbar machen wollen.“ Auch deshalb überwiegen derzeit noch die „Management-Aufgaben“ in der Verwaltung. Eine zentrale Rolle spielt dabei auch immer das Thema Nachhaltigkeit. „Wir wollen in diesem Prozess auch eine Zertifizierung in diesem Bereich bekommen“, erklärte Krebs.

Außer dem ökologisch nachaltigen Aspekt muss auch auf ein sozialverträgliches Maß geachtet werden. Schließlich kämen bereits jetzt rund 30 Millionen Tagstouristen pro Jahr in den Taunus (Bewohner mit Ausflügen miteinberechnet). Grundsätzlich sei die „Bevölkerung einverstanden und mit dem Tourismus zufrieden“, aber „wir dürfen die heimische Bevölkerung auch nicht überstrapazieren“, erklärte Seel. Gerade in Sachen Verkehr stoßen manche Kommunen an die Belastungsgrenze. Da gelte es, Alternativen aufzuzeigen und so für Entlastung zu sorgen. Auch das Thema Seilbahn wurde kurz angesprochen. „Also beerdigt ist die Idee nicht“, sagte Seel: „Es laufen weiterhin verschiedene Prüfverfahren.“

Letztlich komme es aber bei der gesamten Strategie und Neuausrichtung auch auf die Kooperationsbereitschaft der Städte und Gemeinden an. Denn primär müssen diese, bestehende Angebote öffentlichkeitswirksamer präsentieren und neue Möglichkeiten schaffen. „Wir müssen noch Überzeugungsarbeit bei den Kommunen leisten, denn es gehören alle in der Region dazu“, erklärte Seel, der auch Bürgermeister von Grävenwiesbach ist: „Der Tourismus wird in politischen Gremien und dem Haushalt immer noch als freiwillige Leistung angesehen.“ Ähnlich sieht es Krebs: „Es muss die ganze Region mit allen Akteuren in den dynamischen Prozess eingebunden werden.“ Denn nur Hand in Hand könne der Tourismusstadtort Taunus zukunftsfähig gestaltet werden.



X