Schorr startet beim Kreis: „Der Schritt kam richtig“

Verabschiedung im Rathaus Oberursel: Hans-Georg Brum, Thorsten Schorr, Gerd Krämer (v. l.) und Bärbel Schorr (rechts). Foto: Streicher

Hochtaunus (js). Fast zehn Jahre war er Stadtkämmerer im Oberurseler Rathaus, jetzt ist Thorsten Schorr (CDU) weg. Zu Jahresbeginn hat der Finanzexperte seinen neuen Job als Erster Kreisbeigeordneter im Landratsamt Bad Homburg angetreten.

Die CDU hat gerufen, Thorsten Schorr war sofort bereit. So ist er, das ist sein Naturell, in der CDU gilt er nicht nur in seiner Heimatstadt Oberursel als kompetent, bürgernah und geradlinig. Und stets linientreu, wenn es um das Wohl seiner Partei geht. Als die CDU ihn im vergangenen Sommer in einer offiziellen Verlautbarung sogar „aufgefordert“ hat, für das Amt des Vize-Landrats zu kandidieren, konnte und wollte er nicht Nein sagen. Kurz vor seinem 50. Geburtstag, den er in diesem Monat feiert, tat sich für den in Oberursel Unvollendeten die Chance zum vielleicht letzten Karrieresprung auf.

Nun ist die mentale Vorbereitungszeit vorbei, zu Jahresbeginn hat Thorsten Schorr offiziell sein Amt als neuer Vize-Landrat im Hochtaunuskreis angetreten. Die Abschiedsrunde in Oberursel hat ein halbes Jahr gedauert, Anfang Juli wurde der Bankkaufmann und Bankfachwirt, der 2010 als Stadtkämmerer in Oberursel in die hauptamtliche Politik eingestiegen ist, vor großem Publikum mit großer Mehrheit und auch mit Stimmen außerhalb der CDU/SPD-Koalition vom Kreistag als Nachfolger seines Parteifreunds Uwe Kraft gewählt. Dieser hatte nach Absprache mit der Parteispitze nicht mehr für eine weitere Amtszeit kandidiert.

Die Arbeitsaufteilung zwischen Landrat Ulrich Krebs (CDU) und dem neuen Mann an seiner Seite ist nun auch bekannt. Schorr wird unter anderem für die Bauaufsicht, den Naturschutz und Regionalentwicklung verantwortlich sein. Weitere Bereiche werden die Straßenverkehrsbehörde, Abfallwirtschaft und der wichtige Zweig Wirtschaftsförderung und Tourismus sein. Einen Schwerpunkt soll Schorr wie erwartet auf den Fachbereich EDV und das Thema Digitalisierung legen.

Vor den Neuanfang hat das Protokoll die kurze Feier zum langen Abschied gesetzt. Wobei kurz ein relativer Begriff war, denn allein der offizielle Teil ohne die „dritte Halbzeit“ mit Drinks und Häppchen bei der Verabschiedung des langjährigen obersten Finanzverwalters der Stadt vor großem Publikum nahm knapp zwei Stunden in Anspruch. Mit zahlreichen Grußworten von nun ehemaligen Mitarbeitern, Weggefährten in der Kommunalpolitik und der Feuerwehr, die dem Ortsvorsteher von Weißkirchen über lange Jahre bekanntermaßen besonders nahe steht. Das weiß auch Schorrs Parteifreund und Stadtverordnetenvorsteher Gerd Krämer, der bei den politischen Aufstiegen und Rückschlägen des Ur-Weißkircheners keine unbedeutende Rolle gespielt hat. Das anstehende Mammutprojekt Gefahrenabwehrzentrum (GAZ), das weiß man allenthalben, hätte der scheidende Feuerwehrdezernent gerne zu Ende gebracht. Macht nichts, „du hast den Zug auf Gleise gesetzt, den schubst auch keiner mehr runter“, sagte Krämer in seiner Festrede. Und locker-flockig hinterher: „Der Schritt zum Wechsel kam richtig, sieh zu, dass die neuen Kollegen Kohle locker machen für das Projekt.“

Die Feuerwehr in Person von Stadtbrandin-spektor Holger Himmelhuber hatte das wohl schönste Geschenk mitgebracht. Himmelhuber überreichte dem scheidenden Stadtrat eine Urkunde, die ihn zum Ehrenmitglied der Feuerwehr erklärt. „Danke für die Offenheit, immer, wenn für die Feuerwehr die Geisch gekratzt hat, warst du da“, sagte Himmelhuber im passenden Orscheler Slang, den jeder im Rathaussaal verstanden hat. Gerührt und doch professionell gefasst nahm der so Gewürdigte die Ehrung entgegen.

Duldsamkeit und Demut sind zwei Wesenszüge, die Thorsten Schorr ebenso zugeschrieben werden wie Kompetenz, Zuverlässigkeit und Verbindlichkeit. Das erste Mal hatte er sich 2003 überreden lassen, für das Bürgermeisteramt zu kandidieren, als er seine Kompetenz noch gar nicht hatte unter Beweis stellen können. Insofern war die Wahl im Sommer auch eine Schicksalswahl für Thorsten Schorr. So sieht das die gesamte politische Szene im Kreis. Nicht geschlossen waren die Reihen, als er anderthalb Jahre zuvor in einer denkwürdigen Wahlnacht als Mann der CDU/SPD-Koalition bei der Wahl zum Ersten Stadtrat in Oberursel durchfiel. Zuvor war er bereits zweimal bei Bürgermeisterwahlen dem amtierenden Rathauschef Hans-Georg Brum (SPD) unterlegen. Eine weitere Schlappe hätte wohl Schorrs politisches Aus besiegelt.

Brum übernimmt Kämmerei

Nun darf Brum bis zum Ende seiner Amtszeit einen Teil der Arbeit des bisherigen Kollegen miterledigen. Wie er bei dessen Verabschiedung bekanntgab, übernimmt Brum zusätzlich die Leitung der Kämmerei mit den städtischen Finanzen sowie den Brand- und Zivilschutz. Und zum Aufgabenbereich des Ersten Stadtrats Christof Fink (Grüne), dem unerwarteten Sieger jener denkwürdigen Wahlnacht, die Schorr auf diesem Posten verhindert hat, ist zu Jahresbeginn auch der Bereich Sicherheit und Ordnung und der Einwohnerservice gekommen. Ein Nachfolger für Schorr soll nach dem Willen der Oberurseler Politik erst nach der Kommunalwahl 2021 gewählt werden.



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