Hochtaunus (how). Seit 1992 vergibt der Hochtaunuskreis jährlich den Saalburgpreis für herausragende Verdienste für Geschichte und Heimatpflege. In diesem Jahr geht der Preis nach Dornholzhausen: Ausgezeichnet wird Dr. Walter Mittmann, der sich wie kaum ein anderer mit der Geschichte des einstigen Waldenserdorfes beschäftigt hat.
Walter Mittmann wurde 1939 in Krailling, Kreis Starnberg, geboren. An das Studium des Bauingenieurwesens an den Technischen Hochschulen Aachen und Darmstadt (Abschluss Diplom-Ingenieur) schlossen sich das Baureferendariat und die Große Staatsprüfung für den höheren technischen Verwaltungsdienst an. 1968 ging er als Bauassessor zur Deutschen Bundesbahn, 1969 wurde er abgeordnet als wissenschaftlicher Assistent an den Lehrstuhl für Eisenbahn-, Straßen- und Verkehrswesen der TH Darmstadt. Nach der Promotion zum Dr.-Ing. 1971 bekleidete er Führungspositionen des Betriebs- und Baudienstes der Deutschen Bundesbahn, ab 1984 in der Hauptverwaltung in Frankfurt am Main. Nach der Privatisierung der Deutschen Bahn war Dr. Walter Mittmann von 1994 an als Hauptabteilungsleiter in der Zentrale tätig. 2004 wurde er als Abteilungspräsident pensioniert.
Dr. Walter Mittmann ist Autor zahlreicher Publikationen zur Geschichte seines Wohnorts Dornholzhausen. Vor allem seine Arbeiten zur Geschichte und Genealogie der waldensischen Glaubensflüchtlinge, auf die die Ortsgründung von Dornholzhausen zurückgeht, weisen weit über die Grenzen der reinen Ortsgeschichte hinaus, indem sie die waldensische Geschichte Dornholzhausen in die übergreifenden Zusammenhänge von Migration und Siedlungspolitik einbetten. Außer seiner eigenen inhaltlichen Arbeit engagiert er sich seit 2010 überdies als zweiter Vorsitzender und Schriftführer des Geschichtskreises Dornholzhausen.
Der Förderpreis zum Saalburgpreis geht an die „Villa Goldschmidt-AG“ unter Leitung von Isabella Michel am Kaiserin-Friedrich-Gymnasium (KFG) Bad Homburg. Die Schülergruppe hatte sich im Frühjahr 2021 mit einem Projekt zur Geschichte des ehemaligen Taunus-Sanatoriums in Bad Homburg erfolgreich um die Teilnahme am Schulprogramm „denkmal aktiv“ der Deutschen Stiftung Denkmalschutz beworben. Die Schüler der Mittelstufe haben sich ein Schuljahr lang intensiv mit der Geschichte des denkmalgeschützten Taunus-Sanatoriums, dessen Gründer Siegfried Goldschmidt, seiner Familie und der späteren Umnutzung des Gebäudes beschäftigt. Am Ende des Projekts stand im Juli 2022 eine Ausstellung „Villa Goldschmidt – ein jüdisches Denkmal“, die im Foyer des Gymnasiums präsentiert wurde.
Die Projektgruppe hat sich intensiv mit der Geschichte des Gebäudes beschäftigt und dazu sowohl im Stadtarchiv Bad Homburg als auch im Kreisarchiv des Hochtaunuskreises eigene Recherchen angestellt. Ebenso haben sich die Schüler mit Kriterien und Herausforderungen des Denkmalschutzes auseinandergesetzt, außerdem mit Besonderheiten jüdischer Religiosität und Kultur.
Das Projekt „Villa Goldschmidt – ein jüdisches Denkmal“ ist ein gutes Beispiel lokalgeschichtlichen Arbeitens, bei dem ausgehend von einem konkreten, den Schülern vor Augen stehenden Gebäude deren Blick für historische und kulturelle Zusammenhänge, für historisches Arbeiten und für die Präsentation eigener Erkenntnisse im Medium einer Ausstellung geschärft wurde.
Mit dem Saalburgpreis ausgezeichnet wird Dr. Walter Mittmann, der sich mit der Geschichte des einstigen Waldenserdorfs Dornholzhausen beschäftigt hat. Foto: HTK