Königstein/Kelkheim (kw) – Bereits im zeitigen Frühjahr, manchmal schon im Februar, sieht man den Zitronenfalter bei uns fliegen. Man wundert sich, woher er seine Nahrung in dieser Zeit nimmt. Aber er findet die ersten Frühblüher wie Gänseblümchen, Lerchensporn, Seidelbast, Krokusse und viele andere. Sonst könnte er nicht überleben.
Die Luft muss nur eine Temperatur von etwa 10-15 Grad haben, dann erwacht er aus der Winterstarre. Das ist ein Zustand zwischen Leben und Tod. Dabei wird nur minimal Energie verbraucht, und die Tiere sind absolut bewegungsunfähig. Dies wird dadurch erreicht, dass die Tiere im Herbst ihre Körperflüssigkeit (Blutflüssigkeit) mittels „Frostschutzmitteln” (unter anderem Glycerin) weitgehend von Wasser befreien und so Temperaturen bis zu -20 Grad Celsius überstehen können.
Sie sind in diesem Zustand sozusagen tiefgefroren. Im Internet heißt es dazu über den Zitronenfalter: „Die Tiere überwintern als einzige mitteleuropäische Schmetterlingsart ohne Schutz als Falter frei in der Vegetation” (Quelle: Zitronenfalter – Wikipedia).
Andere Überwinterer wie Tagpfauenauge, Kleiner Fuchs, Admiral und andere suchen sich einen etwas geschützten Ort, wie unsere Dachböden, Gartenhütten oder Garagen, um die kalte Jahreszeit unbeschadet zu überstehen. In den vergangenen warmen Tagen sind die Zitronenfalter bereits mehrfach gesichtet worden. Kommt die Sonne heraus, starten sie – es sind immer zuerst die Männchen –, um den Biotop zu erkunden. Treffen sie dabei auf ein Weibchen, paaren sich die Falter. Danach beginnt der Falter mit der Eiablage.
Die Eierwerden an die Triebspitzen von Faulbaum oder Kreuzdorn gelegt. Nach dem Schlupf fressen die Raupen die ersten saftigen Blättchen. Sie sind durch ihre grüne Farbe auf den Blättern so gut geschützt, dass sie von Fressfeinden kaum entdeckt werden. Einige Wochen danach ist die Raupe erwachsen und die Verpuppung erfolgt an einem Ästchen oder am Blatt. Die Puppe ähnelt einem Dorn und ist daher vor allem auf dem Kreuzdorn gut geschützt.
Was uns als Zitronenfalter begegnet, sind für Laien fast immer die Männchen. Nur sie haben die zitronengelbe Farbe, während die Weibchen fast weiß sind und daher auch oft mit dem Großen Kohlweißling verwechselt werden.
Im Sommer scheinen die Falter lila-rote Blüten – wie beispielsweise Karthäusernelke, Disteln oder Schmetterlingsflieder – besonders zu mögen, denn dort findet man sie meistens bei der Nahrungsaufnahme. Sie besitzen einen relativ langen Saugrüssel, mit dem sie tief in den Blütenkelch eintauchen, um den süßen Nektar aufzunehmen.
Der Schmetterling ist bei uns nicht häufig, obwohl die Weibchen über 200 Eier legen können. Die Futterpflanze der Raupen, der Kreuzdorn, wächst in unserer Region gar nicht, und der Faulbaum kommt auch nicht überall vor. In Regionen, wo der Faulbaum häufig vorkommt, ist der Zitronenfalter öfter zu sehen. Im Gegensatz zum Distelfalter, der im Mai 2019 zu Millionen aus dem südlichen Europa bei uns eingeflogen ist.
Aktuell sind bei uns die Zitronenfalter der Frühlingsgeneration unterwegs. Die relativ großen gelben Männchen fallen sofort auf, während die unscheinbar weiß gefärbten Weibchen, wie bereits erwähnt, oft gar nicht als Zitronenfalter erkannt werden. Die nachfolgende Faltergeneration geht im August in eine sogenannte Sommerdiapause. So überstehen sie unbeschadet die Sommerhitze und müssen auch während dieser Zeit keine Nahrung aufnehmen. Im Frühherbst werden sie wieder munter und nehmen Nektar auf, um anschließend gut gerüstet ihren Stoffwechsel herunterzufahren und im Freien zu überwintern.
Leider wird auch diese Schmetterlingsart bei uns immer seltener. Der Klimawandel macht sicher auch ihnen zu schaffen.
Wir können aber doch etwas für den Fortbestand des schönen Falters tun, indem wir in den Gärten möglichst an mehreren Stellen einen Schmetterlingsstrauch anpflanzen. Den mögen nicht nur die Zitronenfalter, sondern sehr viele weitere Schmetterlinge wie Schwalbenschwanz, Tagpfauenauge, Kleiner Fuchs, Admiral, Distelfalter, Kaisermantel, Großer und Kleiner Kohlweißling und viele weitere Insekten.