Modell-Fruchtfolge für die Zukunft

Versuchsfeldleiter Andreas Hammelehle gehört von Anfang an in Leitungsfunktion zum Team auf den Ackerflächen bei Ober-Erlenbach. Der Umweltministerin und den anwesenden Forschenden erläutert er die über Jahre entwickelte Modell-Fruchtfolge für den hessischen Öko-Landboden der Zukunft. Foto: js

Hochtaunus (js). Das Öko-Versuchsfeld draußen in der Feldgemarkung Bad Homburgs, wenn man beim Oberhof aus Ober-Erlenbach rausfährt auf der linken Seite, ist eingezäunt. Rund zehn Hektar Fläche, früher war es Wirtschaftsland der Domäne Gut Marienborn. Jetzt wachsen hier in bescheidener Höhe Sojabohnen und Weißkohl, Ölkürbis und Winterweizen, Klee, Frühkartoffeln und jede Menge Zwischenfrüchte – je nach Forschungsstand der Männer und Frauen, die hier seit acht Jahren nun schon auf der Suche nach der möglichen Zukunft der Landwirtschaft im südhessischen Flachland sind. Das Gelände im Feld nicht weit vor der „FKK-Oase“ würde wohl niemandem auffallen, wenn da nicht noch Blechhütten und Bauwagen, improvisierte Toilette, Uralt-Trecker und die vielen Messgeräte wären, die zum Teil mitten im Gemüse aufgestellt sind. Um Gasmengen zu messen etwa, Lachgas, Methangas und was da sonst noch so alles freigesetzt wird und unterwegs ist.

Es geht um Zukunftsfragen für den Ökolandbau auf den zehn Hektar im Ober-Erlenbacher Feld. Darum vor allem, aber auch um Fragen zur Anpassung an die Klimakrise, um viehlosen Frucht- oder Feldgemüseanbau und um wassersparende Anbauverfahren. Dafür stehen die vielen verlegten Schläuche auf dem Gelände. Auch hier wird jedes Einzelergebnis notiert, gesucht werden Erkenntnisse, von denen gleichsam der Ökolandbau und konventionell arbeitende Betriebe profitieren könnten. Steigerung der Bodenfruchtbarkeit, Steigerung der Resilienz gegenüber Schadorganismen, aber auch Möglichkeiten zur Steigerung von Erträgen im Ökolandbau werden untersucht. Die Zukunft mit neuen Spielregeln soll ja auch konventionell arbeitenden Betrieben schmackhaft gemacht werden.

Traumziel: 25 Prozent

Sonst bleibt das Ziel ein Traumziel, bis 2025 wird angestrebt, dass 25 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen im Hessenland im Öko-Landbau beackert werden. Bis zu neun Agrarwissenschaftler, Praktiker und Forschende an verschiedenen Universitäten arbeiten hier gleichzeitig.

Einer von ihnen ist Andreas Hammelehle, promovierter Agrarwissenschaftler, er ist seit dem Start des Projekts 2015 dabei. „Versuchsfeldleiter“ steht über seiner Arbeitsplatzbeschreibung. Am Montag konnten er und der Fachbereichsleiter Beratung, Andreas Sünder – beide stehen in Diensten des Landesbetriebs Landwirtschaft Hessen (LLH) – prominenten Besuch auf dem Öko-Versuchsfeld begrüßen. Umweltministerin Priska Hinz kam im Rahmen ihrer „Sommertour“ durchs weite Hessenland im Rahmen der Landtagswahlen am wichtigen Forschungsstandort vorbei. Dafür wehte der Hessenlöwe über dem Acker, wurden Stehtisch und schützendes Zeltdach mit Hessen- und LLH-Logo aufgestellt. Es kamen viele Forschende aus Universitäten bis hinauf nach Kassel und aus anderen Regionen, die sich mit den gleichen Themen beschäftigen. Langzeitversuche dieser Art laufen inzwischen an vier Standorten, sie bieten „viel Potenzial“, da sind sich alle Beteiligten einig.

Weißkohl, Soja, Ölkürbis

Versuchsfeldleiter Hammelehle erläutert etwa in strukturiert komprimierter Form die Ergebnisse der Feldforschung über Jahre zur entwickelten Modell-Fruchtfolge im Sechs-Jahres-Rhythmus, die zeigen soll, dass viehloser Öko-Landbau möglich ist. Von Klee-Luzernegras im ersten Jahr über Weißkohl und Soja, Winterweizen und Ölkürbis bis hin zur Frühkartoffel im sechsten Jahr, ein bunt designter Kreislauf auf der Schautafel.

„Ökolandbau hat Zukunft“, sagt die Ministerin im landfesten Outfit und erinnert an das angestrebte Ziel laut Ökoaktionsplan von 2015, nämlich Ausweitung der Ökofläche bis 2025 auf mindestens 25 Prozent. Mehr als 2,5 Millionen Euro habe das Land seitdem für den Aufbau des Versuchsfelds zur Verfügung gestellt. Auch Priska Hinz will langfristig denken, setzt auf „Überzeugungsarbeit“. Auf 2025 als Startpunkt für die nächste Phase des Projekts hoffen indes Andreas Sünder und die Macher am Ort. Verstetigung und Ausbau zum Langzeitversuch bis 2035 sind die Zielrichtung, dringend benötigt werde auf dem Gelände eine Multifunktionshalle, natürlich mit Photovoltaik-Anlage auf dem Dach. Mit viel Platz für Maschinen und Lagerflächen, mit Werkstatt, Büros und Besprechungsraum, der auch für Vorträge und bei den so genannten öffentlichen „Feldtagen“ genutzt werden könne. Sünder würde das ein „Leuchtturmprojekt“ für Hessen nennen. Die Fläche dafür dürfte „kein Problem“ sein, sagte die Umweltministerin beim Ortstermin am Montag, sie würde ja dem Land gehören. Alles andere bleibt offen an diesem Tag, Priska Hinz hat den Wunsch nach mehr Förderung des Öko-Versuchsfelds aber wohl gehört.

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