Markus Koob bleibt in Berlin, Katja Adler fliegt jetzt mit

Trotz herber Verluste ihrer Partei freuen sich der Vorsitzende der CDU-Kreistagsfraktion, Gregor Sommer, die Geschäftsführerin der CDU Hochtaunus, Katja Gehrmann (v. l.), und Landrat Ulrich Krebs (rechts) über den Wiedereinzug in den Bundestag von Markus Koob. Foto: fk

Hochtaunus (js). CDU im Sinkflug, SPD im Aufwind, das gilt auch für die Wahlentscheidung der Bürger im Hochtaunuskreis. Markus Koob (CDU) hat sein Mandat als Sieger im Wahlkreis 176 nur noch knapp verteidigt, mit Katja Adler (FDP), die den Sprung über die Landesliste schaffte, ist der Kreis nun aber doppelt in Berlin vertreten.

Der umstrittene Kanzlerkandidat Armin Laschet, der innerparteiliche Streit um seine Kandidatur und einige Pannen im Wahlkampf haben die CDU auch im traditionell konservativ wählenden Hochtaunuskreis in eine Tiefe gezogen, die noch vor einem Jahr undenkbar gewesen wäre. Nur in ihrer Hochburg Bad Homburg hat die CDU bei der Bundestagswahl am Sonntag noch mit Ach und Krach die 30-Prozent-Marke erreicht. Mit minus 5,3 Prozentpunkten war der Verlust in der Kurstadt noch am geringsten. Die Oberurseler Wähler passten sich dem Bundestrend an, bescherten der CDU mit minus 8,2 Prozentpunkten hohe Verluste.

Als das Wahlergebnis in Oberursel um 22.50 Uhr bekanntgegeben wurde, standen für die Union ernüchternde 25,1 Prozent bei den Zweitstimmen zu Buche, in Friedrichsdorf waren es schlappe 26,1 Prozent. Die SPD verbuchte allerorten Zugewinne, blieb aber entgegen dem bundesweiten Ergebnis in Bad Homburg, Oberursel und Friedrichsdorf hinter der CDU, nur in der früheren SPD-Hochburg Steinbach (Wahlkreis 181) eroberten die Sozialdemokraten den Spitzenplatz (27,2 Prozent der Zweitstimmen gegenüber 22,4 Prozent der CDU) mit deutlichem Vorsprung zurück. Die Grünen landeten außer in Bad Homburg auf Platz drei in der Wählergunst, in der Kurstadt verbuchten die dort stets starken Liberalen 18,5 Prozent und damit etwas mehr als Bündnis 90/Die Grünen. Das stärkste grüne Ergebnis wurde mit 21,4 Prozent in Oberursel notiert, in Friedrichsdorf 19,5 Prozent, Bad Homburg 16,8 Prozent, Steinbach 15,9 Prozent, jeweils bei den Zweitstimmen.

„Die SPD hat die Wahl gewonnen“, der Satz ging dem Vorsitzenden des SPD-Unterbezirks, Stephan Wetzel, schon am Wahlabend bei der „Mini-Elefantenrunde“ im Landrats-amt so leicht von der Zunge wie lange nicht. Durchschnittlich vier Prozentpunkte hat die SPD in den großen Kommunen im Vordertaunus zugelegt. „Die SPD ist wieder da“, kommentierte die Landtagsabgeordnete und Homburger Parteichefin Elke Barth da lässig. Am Tag darauf noch immer euphorisiert von der Umkrempelung der politischen Welt zugunsten der SPD, nannte sie das Ergebnis „mehr als ein Achtungserfolg“. Und schloss dabei vor allem die Wahlkreiskandidatin Alicia Bokler ein, die auch ohne Sieg zu den Gewinnern der Wahl zähle. Immerhin sei die 27-Jährige dem CDU-Kreisvorsitzenden Markus Koob „gehörig auf die Pelle gerückt“, dem Mann, der seit acht Jahren bereits den Wahlkreis 176 in Berlin vertritt. Zwischenzeitlich lag sie bei der Auszählung der Stimmen sogar vorne.

In der neuen Legislaturperiode werden wieder zwei Oberurseler dem Bundestag angehören. Trotz herber Verluste Markus Koob als Wahlkreissieger, außerdem die Newcomerin Katja Adler, FDP-Parteivorsitzende und Fraktionsvorsitzende der Liberalen im Oberurseler Stadtparlament. Koob wirkte auch am Dienstagmorgen auf dem Weg zurück nach Berlin trotz Freude über den persönlichen Erfolg mit Blick auf die Gesamtbilanz seiner Partei noch angeschlagen. Minus 8,5 Prozentpunkte in Oberursel, minus sieben in der Kurstadt, minus 8,9 in Friedrichsdorf, das hinterlässt Spuren und kratzt persönlich. „Man fährt gnadenlos mit im Fahrstuhl“, so der 43-jährige Politologe, ein passendes Bild. Aber: „Es hat sich angedeutet, von Skepsis bis zur offenen Ablehnung war selbst bei den CDU-Stammwählern alles spürbar.“

Große Freude hingegen bei den Liberalen im Hochtaunuskreis und vor allem in Oberursel, die in allen Kommunen das Bundesergebnis von 11,5 Prozent toppen konnten. Und nach ihrem langjährigen Frontmann Stefan Ruppert (2009 bis 2013 und 2017 bis 2020) aus Oberursel wieder einen Platz im Bundestag besetzen dürfen. Die aus Eisenhüttenstadt stammende 47-jährige Ministerialbeamtin Katja Adler, die seit 19 Jahren in Oberursel lebt, hat es im ersten Anlauf nach Berlin geschafft, das gute Gesamtergebnis der FDP sicherte der Direktkandidatin den Einzug in den Bundestag über den sechsten Platz auf der Landesliste. „Wir haben auf Themen gesetzt, die den Bürgern wichtig sind, und für die FDP ein starkes Ergebnis geholt“, so Adler. Mit dem Slogan „Freiheit wählen!“ hatte Katja Adler zuletzt in Zeitungsanzeigen zusammen mit dem FDP-Bundesvorsitzenden Christian Lindner um Stimmen geworben.

Alicia Bokler (Mitte) freut sich zusammen mit Stephan Wetzel und der Kreisbeigeordneten Katrin Hechler über ihren respektablen Achtungserfolg. Foto: fk

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