Hochtaunus (js). Als IKF sind sie nicht nur im Bad Homburger Ortsteil Kirdorf ein Begriff. Die IKF (Interessengemeinschaft Kirdorfer Feld) ist vor allem unter Freunden des Kelterns und guten Apfelweins längst zur Institution geworden. Rund 18 000 Liter Süßen hat sie zuletzt im Jahr produziert, zum direkten Genuss und als Grundstoff für Apfelwein und Apfelsekt. Jetzt ist sie mit dem zum dritten Mal vergebenen Klimaschutzpreis des Hochtaunuskreises ausgezeichnet worden. Die IKF bekommt ihn für ihr großes Engagement für den Erhalt jener Feldgemarkung mit Streuobstwiesen und für die Betreuung von Weide- und Mähwiesen sowie Ackerflächen unter Beachtung klimaschonender Prozesse. Dotiert ist der Preis mit 5000 Euro.
„Wir als Kreis wollen beim Klimaschutz eine Vorreiterrolle annehmen, jeder Schritt ist von unschätzbarem Wert“, sagte der Erste Kreisbeigeordnete Thorsten Schorr bei der Begrüßung der Gäste im Landratsamt. Und kündigte an, dass in der nächsten Kreistagssitzung das Klimaschutzpaket für den Hochtaunuskreis verabschiedet werden soll. Hier aber sollten sich die Anwesenden „inspirieren lassen von tollen Initiativen und Projekten, angestoßen von Vereinen, Verbänden und Einzelpersonen“. Die Jury hatte die Wahl zwischen 19 Projekten, die eingereicht wurden, neben dem Hauptpreis wurden ein zweiter und zwei dritte Plätze vergeben. Die, die nicht ausgezeichnet wurden, wie etwa ein Mann aus Oberursel, der demonstriert hat, wie Klimaschutz in hohem Maße am eigenen Haus möglich ist, oder auch das Projekt „Orschel-Leih“ für kostenloses Ausleihen von Arbeits-und Haushaltsgeräten und vielem mehr zum Einsparen von Ressourcen, sollten sich „ermutigt und motiviert fühlen“, so Schorr. Der nächste Klimaschutzpreis soll im nächsten Jahr vergeben werden.
Es war an Homburgs Ex-Oberbürgermeister Michael Korwisi, die Arbeit der IKF vorzustellen, die er schon als Gründungsmitglied mitgestaltet hat und deren Vorsitzender er immer noch ist. Zu erklären, dass es dabei um fast 70 Hektar Land gehe, um ein paar Tausend Bäume, um die sich über 400 Mitglieder kümmern. Um Baumschnitt und Grundstückspflege, um die Sammlung und den Erhalt alter Obstsorten, wobei der Apfel zwar im Mittelpunkt steht, aber auch Kirsche und Mirabelle und andere Obstsorten im Fokus stehen. Die IKF bietet auch Führungen durch das Biotop und Schulungen an, im Vordergrund steht immer die lokale Weiterverarbeitung zu Gelee, Saft, Wein oder reinsten Apfelessig. Kurze Transportwege, zentraler Vertrieb und Eigenvermarktung sind feste Bestandteile des Konzeptes. Ausgezeichnet wurde mit dem Klimaschutzpreis auch der Neubau des Vereinshauses, ein Gebäude, das in Summe im Laufe eines Jahres keine externe Energie benötige, wie es heißt, fast ein Passivhaus.
Auch beim zweiten Preisträger, der „Waldjugend“ in der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald Oberursel (SDW), liegt der Fokus auf dem Erhalt von Biotopen und Arten. Die Waldjugend betreut seit vielen Jahren ehrenamtlich Natur- und Umweltschutzprojekte. Wie das abläuft, erläutert Annika Haas mit Fotos und Graphiken auf der großen Leinwand im Hintergrund. Ein Herzensprojekt der SDW ist nun schon seit 50 Jahren der Erhalt des ganz besonderen Biotops Stierstädter Heide, das ohne kontinuierliche Pflege nicht überleben würde. Immer wieder müssen neu entstandene Humus-Schichten „abgeplaggt“ werden, braucht es eine Mahd der alten verholzten Flächen. Viermal im Jahr gibt es Großeinsätze mit vielen freiwilligen Helferinnen und Helfern. Bei der Pflege der Heide und von Fledermaus- und Vogelnistkästen unterstützen die Kinder und Jugendlichen in der Schutzgemeinschaft die Arbeitsgruppe und sammeln praktisches Wissen. Der 2. Preis ist 2000 Euro wert.
Vergeben wurden auch noch zwei dritte Plätze mit je 1000 Euro Preisgeld. Ausgezeichnet wurde das ehrenamtliche Engagement der „BürgerSolarBeratung“ Neu-Anspach & Usingen. Das sind zehn Leute, jeder hat eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach. Ziel sei es, weitere Menschen zu solchen Schritten zu motovieren Erfahrungen weiterzugeben, so Rudolf Sunkel, der das Projekt vorstellte und schon die passende Visitenkarte entwickelt hat. Darauf steht: „Die Sonne schickt uns Energie im Überfluss. Wir helfen Ihnen, dieses Geschenk zu nutzen.“ Mit kostenloser, nachbarschaftlicher, unabhängiger Beratung. An die 25-jährige studierte Biologin Friederike Graf ging ein Preis für ihren Einsatz in der Umweltbildung von Kindern. Sie betreut eine Gruppe des Kinder-BUND in Usingen-Neu-Anspach und klärt dabei in Theorie und Praxis über verschiedene Themen im Natur- und Umweltschutz auf. Durch Aktionen, Ausflüge und Projekte zeigt sie den Kindern praktische Wege auf, wie jeder unsere Umwelt schützen kann.
Die Preisträger des Klimaschutzpreises freuen sich über ihre Auszeichnung, die ihnen vom Ersten Kreisbeigeordneten Thorsten Schorr überreicht wird. Foto: js