Kirchliches Leben in fünf Nachbarschaftsräumen

Zuschnitt der Nachbarschaftsräume im Dekanat Hochtaunus. Karte: Kirchenverwaltung der EKHN

Hochtaunus (how). Die 30 evangelischen Kirchengemeinden im Dekanat Hochtaunus werden in Zukunft in fünf Nachbarschaftsräumen das kirchliche Leben rund um den Feldberg gestalten. Der Regionalplan wurde auf der Herbsttagung der Synode am 17. November in Usingen beschlossen und sieht zwei Nachbarschaftsräume im Usinger Land und drei im Vordertaunus vor. Zweiter Schwerpunkt der Synode war der Einblick in die Tätigkeiten der Gemeindepädagogen im Dekanat, die ihre lebendige, vielfältige und zukunftsorientierte Arbeit in den Gemeinden und im Dekanat den Delegierten vorstellten. Weitere wichtige Tagesordnungspunkte waren die Berichte von Präses Susanne Kuzinski und Dekan Michael Tönges-Braungart und ein Ausblick auf die nächsten Schritte des Transformationsprozesses ekhn2030.

Fünf sogenannte Nachbarschaftsräume werden das Dekanat Hochtaunus ab Anfang 2024 gliedern, so sieht es der auf der Synode beschlossene Regionalplan vor. Mit 46 Ja-, elf Gegenstimmen und vier Enthaltungen folgte die Synode der Vorlage des Synodalvorstands um Präses Susanne Kuzinski und Dekan Michael Tönges-Braungart. Im Vordertaunus finden sich die Gemeinden Oberstedten, Heilig-Geist-Kirchengemeinde, Auferstehungs-, Christuskirchen-, Versöhnungs- und Kreuzkirchengemeinde sowie die St.-Georgs-Gemeinde in Steinbach zum Nachbarschaftsraum Oberursel und Steinbach zusammen. In Bad Homburg wird der Nachbarschaftsraum alle Bad Homburger Gemeinden vereinen (Waldensergemeinde Dornholzhausen, Gedächtniskirchen-, Christuskirchen-, Erlöserkirchengemeinde sowie die Gemeinden von Gonzenheim und Ober-Eschbach/Ober-Erlenbach). Der Nachbarschaftsraum von Friedrichsdorf vereint die evangelischen Gemeinden von Burgholzhausen, Friedrichsdorf und Köppern und die evangelisch-lutherische Gemeinde von Seulberg.

Das Usinger Land teilt sich in zwei Nachbarschaftsräume. Im Norden finden sich die Kirchengemeinden von Emmershausen, Gemünden, Rod an der Weil, Weilnau, Grävenwiesbach, Merzhausen-Lauken, Eschbach und Usingen zusammen. Die Gemeinden von Arnoldshain, Rod am Berg, Hausen-Westerfeld, Anspach und Wehrheim decken mit ihrem Nachbarschaftsraum den Süden ab. Der Einteilung war ein intensiver Prozess der Beteiligung und Meinungsbildung mit allen Gemeinden im Dekanat vorausgegangen. Der Entscheidung wurde die Bitte angeschlossen, bei der Pfarrstellenbemessung besonders im Usinger Land die Flächen und Strukturen der Räume angemessen zu berücksichtigen. Präses Susanne Kuzinski bedankte sich im Anschluss an die Abstimmung für den gemeinsamen Weg mit vielen Vorschlägen, aber auch Kontroversen. „Die Abstimmung spiegelt die anspruchsvolle geografische und demografische Situation im Usinger Land wider“, sagte sie. „Ich wünsche mir sehr, dass es uns gelingt, das Ergebnis anzunehmen und unsere Kirche gemeinsam zu gestalten.“

Der Beschluss der Nachbarschaftsräume stellt im Dekanat die Weichen für die weitere Ausgestaltung des Transformationsprozesses „ekhn2030“. In diesen Räumen werden in Zukunft Pfarrer mit Gemeindepädagogen und Kirchenmusikern in Teams noch enger als bisher gemeinde- und berufsübergreifend zusammenarbeiten. Dies sowie die Zusammenlegung von Gemeindebüros werden zum Beispiel Vertretungssituationen erleichtern und sicherstellen, dass die Kirche mit den jeweils vorhandenen Ressourcen auch weiterhin am Ort aktiv und lebendig ist. Wie sich dieses Leben in den neuen Nachbarschaftsräumen gestaltet, wird von jetzt an mit und durch die Gemeinden erarbeitet. Der Bericht von Susanne Kuzinski warf ebenfalls einen Blick auf die anstehende Entscheidung zum Regionalplan. Es ginge darum, evangelisches kirchliches Leben kreativ zu gestalten, Kirche am Ort zu sein und zu bleiben. „Wir müssen gemeinsam etwas bewirken und uns in der Gesellschaft zeigen“, erklärte sie. „Wir tragen eine Verantwortung, und das braucht Mut.“

Sie wünschte sich einen gemeinsamen Aufbruch voller Vertrauen auf die Unterstützung Gottes. Nach einem kurzen Überblick über die Stellensituation und die gemeindeübergreifende Trägerschaft für die Kindertagesstätten wandte sich Dekan Tönges-Braungart mit Gedanken zur gesellschaftlichen Situation an die Synode. Angesichts des Terrors der Hamas, der Wahlerfolge von AfD und dem Umgang mit Geflüchteten rief er dazu auf, auch gegen Widerstand die Stimme im gesellschaftlichen Diskurs zu erheben: „Wir müssen Rassismus und Antisemitismus, Islamhass und Demokratieverachtung klar entgegentreten. Zugleich müssen wir die Ängste und Sorgen von Menschen ernstnehmen, damit sie nicht genau dazu führen“, beschrieb er die Aufgabe der Kirche. „Kirche wird hier mit anderen zusammenstehen müssen. Dafür wünsche ich uns die Kraft des Evangeliums, die uns mit vielen anderen verbindet – auch außerhalb unserer Kirchen.“

Einen Blick auf die nächsten Schritte für die Nachbarschaftsräume und das Dekanat gab Nina Seelbach, Transformationsunterstützerin der EKHN und zuständig für das Dekanat Hochtaunus. Sie umriss noch einmal den Prozess „ekhn2030“ und erläuterte mögliche Wege in der Gestaltung und die zur Verfügung stehende Unterstützung. Zu diesen gehört auch das Transformationsbudget, das die Landeskirche zur Verfügung stellt. Es dient als Zuschuss zu Ausgaben im Zusammenhang mit dem Prozess in Dekanat und Nachbarschaftsräumen. Der seitens des Dekanatssynodalvorstandes (DSV) für die Mittelverwendung und -zuordnung vorgelegte Vorschlag wurde in der Synode kritisch diskutiert und per Antrag noch einmal zur Bearbeitung in den DSV zurückgegeben.

Lebendig und zukunftsorientiert, aber auch mit klaren Forderungen präsentierten die Gemeindepädagogen im Dekanat ihre Arbeit. Mit Brückenbau im Gottesdienst, bunten Stellwänden, einer Präsentation und „Segenskeksen“ vor dem Heimweg beeindruckten sie die Synodalen mit der Bandbreite der Angebote, die sie für Kinder und Jugendliche und die Stadtteilarbeit auch mit Familien und Erwachsenen bereithalten. In der Präsentation wurde auch deutlich, dass Gemeindepädagogen heute schon gemeindeübergreifend arbeiten, was viele Potenziale, aber auch Herausforderungen mit sich bringt.

„Jugend braucht Räume“, erklärte Stephanie Schild, Dekanatsjugendreferentin der evangelischen Kirche im Hochtaunus. „Räume, die Jugendliche nur für sich haben und selbst gestalten können. In jedem Nachbarschaftsraum brauchen wir mindestens einen Raum für Jugendarbeit.“ Auch der Wunsch nach einem dekanatseigenen Fahrzeug für die Jugend wurde laut: „Wenn Jugendliche Angebote in Nachbarschaftsräumen nutzen sollen, müssen wir auch über Fahrdienste und ein Fahrzeug dafür nachdenken.“ Die Dekanatssynode endete nach einem Ausblick der Synodalen auf die landeskirchliche Synode und der Terminankündigung für die Verabschiedung von Dekan Michael Tönges-Braungart, für den es die letzte Tagung vor dem Ruhestand war.



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