Heilung mit Nachhaltigkeitswert

Hochtaunus (how). Jeder, der schon mal das Bein oder den Arm gebrochen hatte, erinnert sich gut, wie es sich anfühlt unter dem Gips: Es kribbelt und juckt, im Sommer schwitzt man unter der schweren Gipshülle. Die modernen Kunstgipse sind zwar etwas leichter, Schwitzen und ein unangenehmes Hautgefühl können aber auch sie nicht verhindern. An den Hochtaunus-Kliniken ist das passé: Statt Gips setzt man hier seit einiger Zeit auf Holz. Das ist nicht nur gut für Umwelt und Klima, sondern vor allem die Patienten profitieren davon. „Der Holzgips ist genauso stabil wie eine herkömmliche Schiene, aber wesentlich leichter und luftdurchlässig. Zudem enthält das Material keine gesundheitsschädigenden Inhaltsstoffe, die häufig Hautirritationen hervorrufen. Die Patienten schwitzen unter dem Gips weniger, und der lästige Juckreiz gehört der Vergangenheit an, was besonders im Sommer ein echtes Plus ist“, schildert Dr. Julia Sebald, Chefärztin Handchirurgie an den Hochtaunus-Kliniken.

„Woodcast“ heißt das Material, das aus Holzspänen und biologisch abbaubarem Kunststoff auf Milchsäure-Basis besteht und in Finnland produziert wird. Wie daraus ein Gipsverband entsteht? Das Rohmaterial wird in unterschiedlich großen Platten geliefert, die erhitzt werden und dadurch leicht formbar sind. „Man kann sie passgenau zuschneiden und modellieren. Das gesamte Prozedere ist unkompliziert und schnell erledigt“, sagt die Chirurgin. Während ein herkömmlicher Gips im Nachhinein nicht mehr verändert werden kann, lassen sich die Holzschienen während des gesamten Heilungsprozesses anpassen – zum Beispiel, wenn eine Schwellung zurückgegangen ist und die Schiene nicht mehr richtig sitzt. „Woodcast“ ist zudem leichter als ein herkömmlicher Gips. Durch die enthaltenen Polymere auf Milchsäurebasis ist das Material wasser- und schmutzabweisend. Kleine Löcher an der Oberfläche sorgen dafür, dass die Luft zirkuliert und der Gips „atmen“ kann. Das steigert den Tragekomfort und beschleunigt den Heilungsprozess nach einer OP.

„Sehr wichtig ist uns der Nachhaltigkeitsfaktor. Schnittreste beispielsweise können weiterverarbeitet werden oder erneut erhitzt und neu modelliert werden. Und am Ende kann man die Schiene einfach umweltfreundlich auf dem Kompost entsorgen“, fügt die Fachärztin an.

Der Holzgips ist genauso stabil wie eine herkömmliche Schiene, aber leichter und luftdurchlässig. Foto: Hochtaunus-Kliniken



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