Hochtaunus. Ausschlafen, in Ruhe frühstücken, Zeit mit der Familie verbringen, Aufregendes erleben, das schöne Wetter genießen – kurz gesagt: Sommerferien. Endlich bleibt Zeit für das, was man gerne macht, für Radtouren durch den Taunus, für ausgedehnte Joggingrunden, für einen sommerlichen Tag im Schwimmbad oder eine Partie Minigolf mit Freunden. Unsere Sommerserie „Sportlich durch den Taunus“ zeigt, wo Sport so richtig Spaß macht. Im fünften Teil der Ferienserie geht es beim Klettern hoch hinaus.
Gerade mal ein Bruchteil der Strecke ist geschafft, da kommen erste Zweifel auf, ob es die richtige Entscheidung war, den Aufstieg in Angriff zu nehmen. Kein Wunder, bin ich doch unterwegs zum Gipfel des Nanga Parbat. Mit 8125 Metern Höhe der neunthöchste Berg der Erde. Wikipedia weiß zudem, dass der Nanga Parbat aufgrund der zahlreichen Unglücke dort „Killer Mountain“ genannt wird. Und doch ist seine Spitze mein Ziel – obwohl ich in den Stunden zuvor bereits das Tannheimer Tal durchquert habe, die Weißkugel hinaufgekraxelt bin und die Sellarunde absolviert habe.
Gewiss, in den Hochgebirgen dieser Welt wäre eine solche Tortur für jeden noch so erfahrenen Bergsteiger ausgeschlossen – allein aus geographischen Gründen. Der Kletterwald Taunus in Friedrichsdorf-Seulberg aber macht die ultimative Höhentour möglich. Ob Seiser Alm, Mont Blanc oder K2 – sie alle können auf dem Gelände im Hardtwald erklommen werden. Zwölf Parcours bietet der Kletterwald, allesamt nach den hochaufgeschossenen Vorbildern in den Alpen oder im Himalaya benannt. 156 verschiedene Übungen, bei denen dünne Drahtseile oder wacklige Holzplattformen überquert werden müssen, warten auf die Kletterer. Auch wenn es dabei nicht ganz so hoch hinaus geht wie auf den Achttausendern dieser Erde: Der Gipfel der Route Nummer zwölf, in Anlehnung an den zweithöchsten Berg der Welt „K2“ getauft, setzt mit 25 Metern einen Deutschlandrekord.
Einstieg an der Seiser Alm
Anfänger haben in Friedrichsdorf die Möglichkeit, erst einmal ganz klein einzusteigen. Hierfür eignen sich besonders die „Seiser Alm“ und das „Tannheimer Tal“. Beide Routen sind für Kinder ab sechs Jahren in Begleitung eines Erwachsenen freigegeben. In zwei bis drei Metern Höhe bewegen sich die Kletterer hier über die Übungselemente, auf schwankenden Holzbalken wird der Gleichgewichtssinn erstmals auf die Probe gestellt. Bis auf sechs Meter in die Höhe führt Parcours Nummer drei, benannt nach dem Monte Cevedale. Diese Tour ist bereits der zweiten Schwierigkeitsstufe zugeordnet und hält ein erstes echtes Highlight bereit: Eine 50-Meter Rutsche, die die Kletternden schwungvoll durch den Hardtwald sausen lässt.
Die zwölf Routen sind in insgesamt fünf Schwierigkeitsgrade unterteilt. Während die grün und blau markierten Parcours ein langsames Eingewöhnen ermöglichen, erfordert die Besteigung des „Gran Zebru“ und der „Weißkugel“, die beide der roten Kategorie zugeordnet sind, bereits fortgeschrittene Kletterkenntnisse. Junge Kletterer dürfen hier in Begleitung eines Erwachsenen ab acht Jahren hinaufsteigen. Ohne Begleitung beträgt das Mindestalter zehn Jahre, wie auch bei den grünen und blauen Routen.
Was positiv auffällt, ist das Sicherungssystem. „Seilbeißer“ wird die moderne Technik genannt, die ein versehentliches Aushängen während des Kletterns technisch unmöglich macht. Ein selbstständiges Umhängen ist nicht mehr nötig, die Seilbeißer-Sicherung führt die Kletterer nahtlos von Baum zu Baum. Lange Wartezeiten an den einzelnen Stationen haben sie in der Regel nicht zu befürchten, da sich die Besucher auch bei hohem Aufkommen auf dem großflächig angelegten Gelände verteilen.
185 Meter im Flug
Weiter geht es mit dem nächsten Schwierigkeitslevel. Violett gekennzeichnet und damit als anspruchsvoll eingestuft ist Route Nummer sieben. Benannt nach dem in Zentralasien gelegenen Gasherbrum I, bewegt man sich hier bereits in zwölf Metern Höhe. Auch wenn der Blick nach unten dem einen oder anderen schlackernde Knie bescheren dürfte, gehört dieser Parcours zu den Routen mit dem größten Spaß-Faktor. Gleich mehrere Seilrutschen befördern die Kletterer zwischen Baumstämmen und Gestrüpp entlang zur nächsten Plattform. Das Highlight ist die R185, die die Abenteuerlustigen 185 Meter weit quer durch den Wald jagt.
Nur etwas für Wagemutige ist die „Sella Ronda“. Hier geht es bis auf elf Meter hinauf, die größte Herausforderung ist definitiv der Tarzansprung zu Beginn des Parcours. Wie der Dschungelkönig an der Liane schwingen sich die Kletterer in das große Auffangnetz, um von dort bis zum nächsten Baum zu gelangen. Geht unterwegs einmal die Kraft aus oder erweist sich eine Übung als zu schwierig, stehen die Mitarbeiter des Kletterwalds, erkennbar an ihren weißen Helmen, am Boden stets mit Rat und Tat zur Seite. Sie erklären vor dem Start zudem die Regeln und helfen mit der Kletterausrüstung.
Obwohl die erklommenen Gipfel ihre Spuren hinterlassen, soll es zum Schluss noch einmal ganz hoch hinaus gehen. Die Route „Nanga Parbat“ ist schwarz markiert und zählt zur schwierigsten Kategorie. Zwölf Jahre beträgt das Mindestalter, um dort in Begleitung klettern zu dürfen, auf eigene Faust ist die „Besteigung“ erst ab 16 erlaubt. Mit zehn Metern Höhe ist „Nanga Parbat“ nicht der höchste, aber der am meisten Balance und Gleichgewichtssinn fordernde Parcours. Entsprechend wackelig geht es zu in luftiger Höhe, wobei gleich 17 Übungen die Tour ganz schön in die Länge ziehen. Wieder am Boden, sind die Kraftreserven erst einmal aufgebraucht. Der „K2“ muss bis zum nächsten Mal warten.
Auf ihre Kosten kommen Kletterfreunde nicht nur in Seulberg, sondern an gleich mehreren Orten im Hochtaunus. In Schmitten-Oberreifenberg lockt der Eventveranstalter Taunatours mit gleich zwei actionreichen Angeboten: Nahe der Jugendherberge in Oberreifenberg steht der Hochseilgarten. In bis zu zehn Metern Höhe warten auf die Kletterer dort ähnliche Übungen, wie sie auch in Seulberg bewältigt werden müssen. Highlights sind der „Pamper Pole“, ein alleinstehender Stamm, der erklommen werden muss, sowie die Riesenschaukel „Giant Swing“. An Regentagen bieten der Indoor-Hochseilgarten und die Boulderwand in der Taunatours Base Gelegenheit zur sportlichen Ertüchtigung.
Auf die Eschbacher Klippen
In freier Natur und teilweise sogar ohne jegliche Ausrüstung ist das Klettern an den Eschbacher Klippen möglich. Zwischen Usingen-Eschbach und -Michelbach gelegen, bieten die bis zu zwölf Meter hohen Felsen aus Quarzgestein die ideale Gelegenheit, die eigenen Boulderfähigkeiten auszutesten. Auch für Wanderer und Picknicker sind die etwa 60 Meter langen Klippen ein reizvolles Ausflugsziel. Ebenfalls frei zugänglich und ohne Sicherung zu bewältigen ist die Boulderwand des Taunus-Informationszentrums in Oberursel. An dem kleinen und abwechslungsreichen Parcours lassen sich Kraft und Geschicklichkeit hervorragend trainieren. Damit im Anschluss die Gipfel des Seulberger Kletterwaldes gestürmt werden können.
Klettermöglichkeiten im Hochtaunus
Kletterwald Taunus, Seulberg, Landwehrstraße 7, 61381 Friedrichsdorf.
Preise pro Person: Montags bis freitags: zwei Stunden 11,90 Euro; drei Stunden: 13,90 Euro; samstags, sonn-und feiertags: zwei Stunden: 13,90 Euro; drei Stunden: 15,90 Euro; Schulklassen: Zwei Lehrer haben pro Schulklasse freien Eintritt. Schulklassen bekommen zwei Euro Rabatt pro Schüler; Kindergeburtstag: Ab sechs Teilnehmern haben Geburtstagskinder bis 17 Jahre freien Eintritt. Das Angebot gilt auch an anderen Tagen als dem Geburtstag.
Öffnungszeiten: aktuell der Internetseite zu entnehmen; bis zum 11. August in der Regel täglich von 10 bis 19 Uhr geöffnet. Es kann jedoch passieren, dass der Park kurzfristig aus Sicherheitsgründen bei Sturm, Gewitter und starkem Regen schließen muss. Die letzte Einweisung beginnt etwa zwei Stunden vor Schließung der Anlage. Um die Kletterzeit voll ausnutzen zu können, sollten Besucher aber eher früher kommen, da auch die Einweisung etwas Zeit benötigt.
Zu beachten: Minderjährige Kletterer benötigen die schriftliche Einverständniserklärung eines Erziehungsberechtigten. Kinder und Jugendliche müssen von erwachsenen Kletterern begleitet werden. Details in der Betreuungsmatrix auf der Internetseite des Kletterparks.
Anfahrt: Erreichbar mit dem Auto (Parkplatz am Sportzentrum Seulberg) oder mit der S-Bahn-Linie S5 (Bahnhof Seulberg, von dort fünf Minuten Fußweg Richtung Sportzentrum).
Weitere Infos: Im Internet unter www.kletterwald-taunus.de, unter Telefon 06198-5190190 oder per E-Mail an info[at]kletterwald-taunus[dot]de.
Boulderwand am Taunus-Informationszentrum, Oberursel, Hohemarkstraße 192, 61440 Oberursel.
Öffnungszeiten: Frei zugänglich täglich von 9 bis 22 Uhr.
Anfahrt: Mit der U3 zur Endstation „Oberursel-Hohemark“. Mit dem Auto über die A 661 Richtung Oberursel, weiter auf der B 455, Abfahrt „Oberursel-Hohemark“, Parkplätze hinter dem Haus.
Tauna-Tours, Oberreifenberg, Königsteiner Straße 13, 61389 Schmitten.
Hochseilgarten: Buchbar für Gruppen ab zehn Personen. Preis auf Anfrage. Dauer: 30 Minuten bis zu einem Tag. Ganzjährig buchbar. Spezielles Angebot für Kindergeburtstage, Mindestalter acht Jahre.
Indoor-Kletterwand & Indoor-Hochseilgarten: Sonntags zwischen 11 und 18 Uhr. Preise: Indoor-Bouldern pro Person drei Euro; Indoor-Hochseilgarten pro Person neun euro; Indoor-Klettern & Bouldern pro Person neun Euro; Indoor-Klettern, Bouldern & Hochseilgarten pro Person 15 Euro. Preise inklusive Gurt, Material und Sicherungstrainer.
Anfahrt: aus Oberursel/Bad Homburg/Friedrichsdorf mit dem Auto über die L3004 (großer Feldberg) oder die B456 und L3041 in Richtung Schmitten-Oberreifenberg.
Weitere Infos: Telefon: 06082-92410, Fax: 06082-924130, E-Mail: info[at]tauna-tours[dot]de, Internet: www.tauna-tours.de.
Eschbacher Klippen zwischen Eschbach und Michelbach, 61250 Usingen
Öffnungszeiten: frei zugänglich
Anfahrt: A5 Frankfurt-Gießen, Ausfahrt Ober-Mörlen, der B 275 Richtung Usingen folgen bis Eschbach ausgeschildert ist. Der Wanderparkplatz Eschbacher Klippen befindet sich am nördlichen Ortsausgang von Eschbach auf der linken Seite an der Straße nach Michelbach. Vom Parkplatz sind es noch fünf Minuten Fußweg auf einem beschilderten Weg.