Hochtaunus (fk). Was für ein Comeback auf der großen DM-Bühne. Nach rund zwei Jahren verletzungsbedingter Abstinenz bei großen hochklassigen Meisterschaften zeigte Nele Weßel bei den deutschen Hallen-Meisterschaften in Dortmund ein beeindruckendes Rennen. Mit starken 2:05,87 Minuten wurde der Neuzugang beim Königsteiner LV am Ende Vierte und sammelte auf der Zielgeraden noch die deutsche Meisterin Christina Hering (LG Stadtwerke München) ein. „Vielleicht wäre am Ende sogar noch mehr drin gewesen, wenn ich etwas mutiger gelaufen wäre. Das war noch nicht perfekt, gibt mir aber trotzdem großes Selbstvertrauen“, bilanziert Weßel ihren Auftritt. Im Freien scheinen ohne die engen Kurven bei Hallenrennen nun Zeiten im Bereich von 2:04 Minuten durchaus realistisch. „In diese Bereiche soll es auch gehen. Mein großes Ziel ist die U23-Europameisterschaft im norwegischen Bergen. Dafür sind 2:03,80 Minuten notwendig“, bestätigt der Schützling von Bundestrainer Georg Schmidt.
Zur Ausbeute des Taunus-Quartetts in Nordrhein-Westfalen gehörten noch zwei Medaillen sowie eine weitere Endkampf-Platzierungen. Gleich zwei Taunus-Cracks waren im Weitsprungfinale der Männer präsent. Gianluca Puglisi (KLV), im Vorjahr Vizemeister, war gleich im ersten Durchgang mit 7,70 Metern in Führung gegangen. Bei dieser Weite blieb es für den Medizin-Studenten dann auch. Am Ende zogen Titelverteidiger Maximilian Entholzner (LAC Passau/7,85 Meter) und der Jugendliche Simon Batz (LG Landkreis Kelheim/7,73 Meter) noch an Puglisi vorbei, der aber Rang drei sicher hatte. „Man könnte meinen, dass man mit Bronze zufrieden ist, das bin ich aber nicht. Ich hatte mit mehr vorgenommen. Es lag auf jeden Fall an technischen Fehlern. Eigentlich bin ich nämlich super fit und gesund. Meine Saison war mit nur zwei Wettkämpfen im Vorfeld sehr kurz. Da merkt man natürlich, dass da die Routine fehlt. Vielleicht wäre es mit mehr Wettkämpfen besser verlaufen“, verriet der Schützling von Coach Jürgen Sammert. Gleich nach dem letzten Sprung packte Puglisi seine Sachen und düste Richtung Heimat. In den nächsten Tagen stehen in erster Linie Lern-Einheiten fürs Studium im Fokus, da im März wieder diverse Prüfungen warten.
Jüngster Teilnehmer im Feld war Oliver Koletzko (Wiesbadener LV). Der U20er zeigte eine starke Serie mit gleich sechs gültigen Versuchen – alle jenseits von 7,20 Meter. Die beste Weite fiel mit 7,48 Metern gleich zwei Mal, was Platz fünf bedeutete. „Mein Anlauf war eigentlich sehr gut. Doch die beiden letzten Schritte vor dem Brett konnte ich irgendwie nicht richtig in Weite umsetzen. Das ärgert mich schon. Die Serie war zwar gut, doch es fehlte der Ausreißer nach oben“, berichtet der Gymnasiast.
Im Weitsprung der Frauen konnte auch Maryse Luzolo (KLV) ihren Medaillengewinn von Leipzig wiederholen. In Sachsen war es vor ziemlich genau einem Jahr die deutsche Vizemeisterschaft. Bis zum letzten Durchgang sah es für Maryse nach einer Wiederholung dieses Resultats aus. An der Spitze hakte Top-Favoritin Malaika Mihambo (LG Kurpfalz/6,70 Meter) einen weiteren Titel ab. Dahinter lag Luzolo mit 6,51 Metern auf dem Silber-Rang. Doch dann trat „Dauerrivalin“ Merle Homeier (LG Göttingen) zu ihrem letzten Versuch an, konterte mit einem Satz auf 6,55 Metern und verdrängte sie auf den dritten Rang.
„Natürlich ist es durch Corona eine besondere Art von Wettkampf. Aber ich hatte voll Lust auf den Wettkampf, und auch wenn nur wenige Menschen in der Halle waren, herrschte gute Stimmung. Im Training läuft es ziemlich gut. Ich habe ein tolles Team um mich herum, das mein durch die schwere Verletzung von 2017 strapaziertes Knie behandelt. Man merkt, meine Wettkampfroutine kommt immer mehr, und es stabilisiert sich. Natürlich hätte ich mir bei meiner stabilen Serie einen Ausreißer nach oben gewünscht“, so die Biologiestudentin in ihrem DM-Fazit.
