Hochtaunus (js). Sieben Jahre von 2014 bis 2021 war Antje van der Heide Leiterin der Polizeidirektion Hochtaunus und damit Kripo-Chefin im Landkreis zwischen Steinbach und Grävenwiesbach. Nun ist sie auf dem Weg zurück in den Taunus, im fünften Stock des Landratsamts könnte sie im Frühsommer ihr neues Büro beziehen und dabei auch ihr „politisches Herz nach außen tragen“, wie sie es nennt. Auf Vorschlag der SPD Hochtaunus soll die Sozialdemokratin Antje van der Heide die Nachfolge der als Staatssekretärin ins Hessische Sozialministerium gewechselten Kreisbeigeordneten Katrin Hechler antreten. Am vergangenen Freitag, dem Internationalen Weltfrauentag, präsentierte die Kreis-SPD mit dem Fraktionsvorsitzenden im Kreistag und Unterbezirksvorsitzenden Stephan Wetzel und Waldemar Schütze vom geschäftsführenden Vorstand ihre Kandidatin und Hoffnung auf neue Frauenpower im Kreishaus.
Nach dem Abgang von Hechler Richtung Wiesbaden ging alles plötzlich ganz schnell. Wetzel sprach bei der Vorstellung der Kandidatin in kurzfristig eingeladener Presserunde in Bestlaune von einer „Weltrekordzeit“ bei der einstimmigen Entscheidung für Antje van der Heide. Am Montag hatte der Kreistag auf Antrag der CDU/SPD/FW-Koalition einstimmig die schnelle Einsetzung eines benötigten Wahlvorbereitungsausschusses beschlossen, am Mittwoch beim „kleinen Parteitag“ der SPD mit Fraktionsspitze, Vorstand und Beirat gab es ein einstimmiges Votum für die Wunschkandidatin, am Frauentag eine rote Rose für die gewünschte neue und die ausgeschiedene Kreisbeigeordnete. „Danke Antje, für uns Gesicht zu zeigen“, sagte Stephan Wetzel, der auch bei der vorgesehenen offiziellen Nominierung van der Heides beim Parteitag am 23. März in größerer Runde mit einem einstimmigen Votum rechnet und bei den politischen Partnern „großes Wohlwollen“ über deren Nominierung gespürt hat.
Laut Koalitionsvertrag steht der SPD das Recht der Stellenbesetzung zu, im Gegenzug verzichteten die Sozialdemokraten bei der kürzlichen Landratswahl auf Konkurrenz für Ulrich Krebs (CDU). Noch steht kein Wahltermin im Kreistag fest, absehbar ist eine Entscheidung in der Mai- oder Juni-Sitzung, auf jeden Fall noch vor der Sommerpause. Bis dahin soll das bisherige Hechler-Ressort im Kreishaus mit Flüchtlingsmanagement und Ausländerhörde interimsmäßig auf Wunsch von Krebs mit Oberursels Ex-Bürgermeister Hans-Georg Brum (SPD) besetzt werden. Dies hatte Wetzel als „klugen Schritt“ bezeichnet.
Die Entscheidung für van der Heide im Parteivorstand sei ein „einstimmiges Votum aus Überzeugung“ gewesen, sagte Stephan Wetzel bei der Vorstellung der Wunschkandidatin. Sie erfülle alle Voraussetzungen, bringe „extrem hohe Führungserfahrung mit“, verfüge durch ihre frühere Position als Leiterin der Kriminaldirektion in Bad Homburg bereits über ein perfektes Netzwerk mit besten Kontakten zu allen Bürgermeistern, Vereinen, Institutionen und Einrichtungen, fehlende Erfahrung mit Arbeit in politischen Gremien sei kein Manko. „Wer, wenn nicht sie?“, so Wetzel im Überschwang, die perfekte Kandidatin gefunden zu haben. Ihr traue man einen flotten „Kaltstart“ in der neuen Materie zu.
Antje van der Heide verstehe es, „mit allen Menschen auf Augenhöhe und mit Wertschätzung“ umzugehen, lobten auch Katrin Hechler und Waldemar Schütze. Als erstes Stichwort fiel dabei das „Thema Flüchtlinge“, auch mit „Blick auf die Ängste der Menschen“ erwartet man von ihr beim Umgang damit höchste Kompetenz. „Dieser personelle Vorschlag ist kaum zu toppen“, sagte Katrin Hechler über ihre designierte Nachfolgerin. Dies am Weltfrauentag verkünden zu können, sei die perfekte Botschaft nach draußen, denn noch immer seien Frauen in der hauptamtlichen Kommunalpolitik unterrepräsentiert. Als „kommunale Ansprechpartnerin“ genieße die 54-jährige van der Heide großes Vertrauen, ihre Fähigkeiten zur Kommunikation und Menschenführung habe sie in vielen leitenden Funktionen bei der Landespolizei unter Beweis gestellt, bei der ersten Flüchtlingswelle im Hochtaunuskreis ab 2015 habe sie souveräne Arbeit geleistet.
Antje van der Heide hat die Polizeiarbeit von der Pike auf gelernt und bei der Polizei „eigentlich alles gemacht“, fasst sie zusammen. Auf die sieben Jahre in Bad Homburg folgten die Leitung der Polizeidirektion Friedberg und aktuell eine leitende Funktion im Hessischen Innenministerium, wo sie sich mit Ex-tremismusbekämpfung beschäftigt. Nun wolle sie „die Lücke füllen, die Kathrin Hechler hinterlassen hat, am besten für die nächsten zwölf Jahre. Van der Heide wohnt und lebt seit vielen Jahren in Waldsolms-Hasselborn, knapp außerhalb der Kreisgrenze.