Bergwacht auf dem Feldberg ist das ganze Jahr im Einsatz

Jürgen und Jonas (11) Windecker, Norbert Ries und Alexander Wernicke (v. l.) verbringen viel Zeit in der Dienst- und Rettungsstation der Bergwacht auf dem Großen Feldberg. Foto: fch

Hochtaunus (fch). Langweilig ist es den 30 aktiven Mitgliedern der DRK Bergwacht auf dem Großen Feldberg nie. Sie sind Tag und Nacht im Naturpark Taunus im Einsatz, um Menschen in Not zu helfen. „Früher lag unser Einsatz-Schwerpunkt im Gelände im Winter bei Eis, Schnee und Dauerfrost. Heute hat vor allem durch die zahlreichen Mountainbiker die Sommerrettung an Bedeutung gewonnen. Seit 25 Jahren gibt es Mountainbiker im Taunus, jedes Jahr werden es mehr“, berichtet stellvertretender Vorsitzender Jürgen Windecker.

Auf den Straßen, aber auch auf den Routen für Wanderer, den Strecken für Radfahrer und denen für Reiter ist das ganze Jahr über viel los. Nicht immer verlaufen die Sport- und Frei-zeitaktivitäten der Menschen unfallfrei. Die Bandbreite der Einsätze für die Rettungssanitäter der Bergwacht ist groß. Sie reicht vom aufgeschlagenen Knie eines gestürzten Spaziergängers, Wanderers oder Läufers über schwere Stürze von E-Bikern und Mountainbikern mit chirurgischen Verletzungen bis hin zu Einsätzen bei Herz-Kreislaufproblemen. „Kürzlich ist eine Motorradfahrerin in einer Kurve mit einem Auto zusammengestoßen und hat sich schwer verletzt. Wir waren innerhalb von zwei Minuten am Unfallort, der Notarzt traf zehn Minuten später ein“, berichtet der stellvertretende Bereitschaftsleiter und Rettungssanitäter der Bergwacht auf dem Großen Feldberg. „Wir versorgen die Leute direkt am Unfallort, vor allem im unwegsamen Gelände, transportieren sie zur nächsten Straße, um sie dann an die Kollegen im Rettungswagen oder Rettungshubschrauber zu übergeben.“

Damit das Bergwachtteam schnell an allen Unfallorten im Gelände ist, stehen Spezial-Fahrzeuge bereit. Dazu gehören je ein Allrad-Rettungs- und Krankenwagen, die schmaler und tiefer als üblich sind, dafür aber über höhere Fahrgestelle verfügen und somit auch auf Waldwegen fahren können. Im unwegsamen Gelände abseits der Wege sind die Retter mit einem geländegängigen ATV-Quad, falls erforderlich mit Anhänger, oder zwei Elektrofahrrädern unterwegs, zu deren Ausstattung zwei große Taschen mit Erstversorgungsmaterial gehören. „Die Unfallorte, vor allem die der Mountainbiker, sind überall im Wald verteilt. Sie liegen nicht nur auf den Flowtrail-Strecken am südlichen Taunushang oder auf den Downhill-Pisten am Nordhang, sondern auch auf schmalen Pfaden oder breiten Forstwegen. Wichtig für eine optimale Versorgung ist es, schnell beim Patienten zu sein.“

Zwar kennen sich die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter der Bergwacht im Gelände bestens aus, doch eine große Hilfe ist es, wenn die Verunglückten ihre Route nennen können. Oder noch besser: über WhatsApp ihren Standort an die Retter übermitteln. Wie die Übermittlung des Standorts mit GPS auf dem Smartphone geht, zeigen die Bergwachtmitglieder im Internet unter www.gpskannlebenretten.de.

Auch nachts werden die Retter gerufen. Meist dann, wenn alkoholisierte Wanderer vom Fuchstanz unterwegs sind und verunglücken. „Da gibt es immer wieder spektakuläre Einsätze.“ Zu ihnen gehörte die Rettung eines Zechers, der beim Wasserlassen acht Meter tief von der Königsteiner Burgmauer fiel, oder die eines Gleitschirmfliegers, der in Treisberg bei Schmitten in einem Baum landete. Zwar unverletzt, dafür aber hilflos in 20 Metern Höhe in der Luft baumelte. „Wir sind mit Hilfe unserer Steigeisen und Kletterseile zu ihm hoch, haben ihn befreit und nach unten geholt.“ Vor zwei Jahren verunglückte ein Forstarbeiter beim Baumfällen schwer. Da sich der Unfallort weit weg von einer Straße befand, kam die Rettung aus der Luft. Der Rettungshubschrauber der Hubschrauber-Staffel der Polizei aus Egelsbach zog den Verunglückten und einen Retter mit dem Seil nach oben in den Helikopter. „Fünf Minuten später war der Patient in der Klinik in Bad Homburg.“ Unfälle mit Motorrädern und Autos mit tödlichem Ausgang und Suizide im Wald gehören ebenfalls zum Einsatzspektrum, der 1920 in München von Fritz Berger gegründeten Bergwacht.

Anfangs wollten die Bergwachtmitglieder die Alpenflora und -fauna vor Schäden durch den zunehmenden Tourismus schützen. Da viele Touristen nicht passend gekleidet und ausgerüstet im Gebirge unterwegs waren, halfen die Bergwachthelfer immer öfters bei ihren Streifengängen Wanderern und Bergsteigern in Notlagen. So änderte sich das Aufgabengebiet der Bergwacht im Alpenraum vom Naturschutz hin zum Rettungsdienst. 1928 schlossen sich die Vereine zur Deutschen Bergwacht zusammen, 1947 wurde der Landesverband Bergwacht Hessen gegründet. Und 1959 schloss sich die Bergwacht Hessen dem Deutschen Roten Kreuz an. Die DRK-Bergwacht Hessen ist eine der fünf Gemeinschaften innerhalb des DRK Landesverbands Hessen. Zur Grundausbildung gehören ein DRK-Einführungsseminar, Erste Hilfe-Lehrgänge, Grundausbildung Notfallmedizin, Sommer- und Winterrettung, der Erwerb der Funksprechberechtigung „Hessen“, Naturschutz und das Führen von Einsatzfahrzeugen. Bei der Finanzierung der Jugendarbeit, aber auch bei Aus- und Fortbildung sowie Kleidung, ist die Bergwacht auf Spenden angewiesen. Infos gibt es im Internet unter www.bergwacht-feldberg.de.

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