Hochtaunus (how). Am 22. September wurden sechs Christen aus dem Hochtaunus gemeinsam mit drei weiteren Ehrenamtlichen aus den Dekanaten Kronberg und Wiesbaden im Rahmen eines Gottesdienstes in der Kirche von Dorfweil offiziell durch Propst Oliver Albrecht mit dem ehrenamtlichen Dienst als Lektoren beauftragt. Für das Dekanat Hochtaunus dürfen künftig Dominic-Lucas Broweleit, Christa Himmelreich-Tröger, Kerstin Leuthold, Anja Mahne, Jona-Bennet Rübner und Bettina Vogelsberger in Absprache mit den Pfarrern Gottesdienste mit Lesepredigten halten. Aus dem Dekanat Kronberg dürfen Wim Boiten und Ute Wagler und aus dem Dekanat Wiesbaden Petra Knöll den Dienst in der Kirche versehen.
Oliver Albrecht, Propst für Rhein-Main, betonte in seiner Predigt, wie wertvoll der Dienst der Lektoren in der evangelischen Kirche sei, gerade in Zeiten, in denen es Pfarrer gar nicht mehr schafften, alle Gottesdienste so abzudecken wie bisher. „Sie sind ein Geschenk für die Gemeinden“, so Propst Oliver Albrecht. „Mit all Ihrer Zeit, die Sie in Ihre Ausbildung und auch in den Dienst in den Gemeinden stecken.“ Mit dem Predigttext aus dem ersten Petrusbrief brachte der Propst den Lektoren ein dreifaches Geschenk mit, denn dieser enthalte Antworten auf die Frage nach dem wahren Mut, eine Adresse für unsere Sorgen und einen Hinweis darauf, wo unser Leben gefährdet sei. „Gott widersteht den Hochmütigen, aber den Demütigen gibt er Gnade“ stehe dort, ein Satz der zunächst nicht nach dem Geschmack sei. Aber die Demütigen seien eigentlich die Coolen. „Die Demütigen wissen, was sie drauf haben, was sie können, weil sie auch wissen, was sie nicht können“, legt Oliver Albrecht aus. „Deshalb heißt Demut heute für mich: aufwachen aus dem Alptraum ungelebten Lebens und das Leben, wie es echt ist, anfangen.“ So könne man erfüllt mit mutiger Demut herausfinden, wofür es zu kämpfen lohnt und wofür man auf- und einstehen soll – auch und gerade in schweren Zeiten.
„Alle Eure Sorge werft auf ihn, denn er sorgt für Euch!“ – so sagt Petrus weiter und da spreche er nicht von einem leicht geworfenen Federball, sondern von einem kraftvollen Wurf. „Ich träume von einer jungen Kirche, die wieder mutiger und freier auftritt, nicht nur tröstet sondern auch kämpft, nicht nur Not lindert, sondern auch Ursachen laut beim Namen nennt“, so Oliver Albrecht. „Oder mit den Worten des Petrus: die die Sorgen nimmt und wirft, kräftig und ruhig auch einmal mit ein wenig Wut. Gott hält das aus.“ Das dritte Geschenk des Textes sei die Frage: „Wo liegt die Gefahr?“ Für die Kirche läge sie darin, sich in diesen aufwühlenden und aufgewühlten Zeiten in die private Wohlfühlzone zurückzuziehen und den öffentlichen Raum preiszugeben. Es sei an der Zeit, sich weniger mit sich selbst und mehr mit der Frage zu beschäftigen, was Gott eigentlich von uns wolle. „Kein Credotainment. Keine religiöse Berieselung“, so Oliver Albrecht. „Sondern der Auftrag der Liebe und Barmherzigkeit, die Mission der offenen Herzen und Türen, das Credo der Freiheit und Gastfreundschaft.“ So dürften und so sollten die Lektoren predigen – in aufrechter Demut, ernsthafter Sorglosigkeit und für den Auftrag.
Die Lektoren für den Hochtaunus kommen aus fünf verschiedenen Gemeinden von beiden Seiten des Taunuskamms: Dominic-Lucas Broweleit und Jona-Bennet Rübner kommen aus der Gedächtniskirchengemeinde in Bad Homburg, Anja Mahne aus der Gemeinde Ober-Eschbach – Ober-Erlenbach. Kerstin Leuthold stammt aus der Evangelischen Kirchengemeinde Friedrichsdorf, Christa Himmelreich-Tröger aus der benachbarten Evangelisch-Lutherischen Gemeinde Seulberg. Bettina Vogelsberger ist in der evangelischen Kirchengemeinde in Rod am Berg aktiv. Für dieses Ehrenamt der Wortverkündigung absolvierten die frisch gebackenen Lektoren eine einjährige Ausbildung. Als Lektoren dürfen sie bereits Gottesdienste mit den Gemeinden auf der Grundlage von bereitgestellten Gebeten und Predigten feiern. Die Ausbildungskurse beinhalten jeweils ein Gemeindepraktikum, in dem das Erlernte praktisch eingeübt und umgesetzt wird. Alle angehenden Lektoren werden für die Dauer des Kurses von Pfarrern in einem Mentoring begleitet und halten auch bereits erste Gottesdienste. Für die Dekanate Hochtaunus und Kronberg sind weitere Ausbildungskurse derzeit in Planung – Termine stehen noch nicht fest.