Oberursel (js). Dem Urvater des Oberurseler Jugendhandballs, Richard Stock, der 1970 die Skandinavien-Tradition mit dem Auftritt seiner damaligen A-Jugend in Oslo begründete, standen die Tränen in den Augen, als er vom TSGO-Aufmarsch bei den „Lundaspelen“ hörte. Mit zwölf Teams – so viel wie noch nie in all den Jahren seit 1979 – wird der TSGO-Tross traditionell am zweiten Weihnachtsfeiertag um 6 Uhr morgens in Richtung Schweden aufbrechen.
Etwa 120 Jungs und Mädchen, ein absoluter Rekord beim 41. Trip in die Universitätsstadt Lund, fiebern dem Abenteuer entgegen, die Trainer und Betreuer ebenso. „Das ist sensationell, total toll, ich bin ziemlich begeistert“, sagt Fahrtleiterin Jutta Stahl. Sie ist zum ungefähr 20. Mal dabei, als Spielerin, Trainerin, Betreuerin, Mama und eben als Organisatorin. Mit drei Bussen werden sie die weite Reise antreten, um bestenfalls vier Tage gegen internationale Konkurrenz anzutreten, wenn sie es in die Finalspiele der Topteams schaffen. Und dann, direkt nach den großen Endspielen vor viel Publikum und nach dem obligatorischen Pizzaessen in der Stadt, geht die Nachtfahrt zurück, damit alle an Silvester wieder zu Hause sind.
Wenn in Oberurseler Handballkreisen das Zauberwort „Lund“ fällt, dann beginnt sofort das große Kribbeln. Bei denen, die schon mal dabei waren in der südschwedischen Stadt mit den großen Nachbarn Malmö und Kopenhagen auf dänischer Seite. Bei den „alten Hasen“ sowieso, aber auch bei denjenigen, die sich auf ihr erstes Mal freuen. So viele Geschichten haben sie schon gehört, so viele Geschichten wurden dort geschrieben, haben sich eingeprägt ins individuelle und ins kollektive Gedächtnis Oberurseler Handballspieler. Darum geht es in Lund, den Aufbruch in neue Welten für junge Sportler. „Creating memories for life!“ – die Veranstalter der legendären „Lundaspelen“ haben dem fünftägigen Handballfest ein passendes Motto gegeben. Jeder kann sich hier seine eigenen Erinnerungen kreieren, als Spieler, als Trainer, als Betreuer und dann als Eltern der nächsten Generation.
Zwei Jahre Zwangspause nach Absagen der Wettkämpfe aufgrund der Coronapandemie haben die Vorfreude noch geschürt. Bei der TSG Oberursel auf jeden Fall keineswegs gemindert, man könnte sagen, alle sind heiß auf Lund. Endlich wieder, das Turnier gehört zu den absoluten Highlights in den noch jungen Karrieren aller Akteure. Zuletzt 2019 waren fast 700 Mannschaften aus 15 Ländern am Start. Traditionell sind der skandinavische Raum, Deutschland und Mitteleuropa mit vielen Vereinen dabei, aber auch „Exoten“ aus Asien und Afrika schauen vorbei, der Ruf von Lund hat sich weltweit herumgesprochen. Die „Lundaspelen“ gelten als größtes internationales Jugendhallenhandballturnier, gespielt wird in ungefähr 20 Sporthallen in Lund und der Peripherie.
Aus der Coronapandemie ist der TSGO-Jugendhandball gestärkt hervorgegangen, in der aktuellen Meisterrunde sind mehr Mannschaften denn je am Start. Vor allem die weibliche Jugend sorgt für Furore, in den drei Altersgruppen A-, B- und C-Jugend spielen alle Teams in der Oberliga Hessen, die vorjährige C-Jugend holte den Hessenmeistertitel. Und alle reisen als Oberliga-Aktive jetzt erstmals mit „Harzerfahrung“ nach Lund, um sich dort mit den starken Mannschaften aus den schwedischen, dänischen und anderen Leistungszentren zu messen, die schon immer auch in der Jugend das beliebte Haftmittel an den Händen benutzen durften. Erstmals ist die TSGO auch mit einer weiblichen E-Jugend des Jahrgangs 2012 am Start, die zehnjährigen Mädchen werden von Coach Jonas Ried und drei Eltern-Trainern betreut. Eine D-Jugend und eine zweite B-Jugend komplettieren die sechs Mädchenteams, bei den Jungs sind A- und B-Jugend, drei C-Jugend-Mannschaften und eine D-Jugend am Start.