Oberursel (gt). Am Wochenende fand das ungetaufte Oberurseler Weinfest auf dem Rathausplatz statt. Der Grund für die Neuausrichtung des Fests waren laut Stadt Einsparungen beziehungswise zu erzielende Mehreinnahmen bei Veranstaltungen, die von der Stadtverordnetenversammlung im Haushalt beschlossen wurden. So wurde nicht nur das Fest vom Marktplatz auf den Rathausplatz verlegt, sondern zusätzlich zu den rheingauer auch Weine aus der Bergstraßen-Region angeboten und somit war der Name „Rheingauer“ Weinfest nicht mehr ganz passend.
Nach dem „After work get together“ am Mittwochabend, fand am Donnerstag die offizielle Eröffnung durch den Ersten Stadtrat Christof Fink statt, der von Jana Steinmetz von der Rheingauer Weinwerbung GmbH, von der Kiedricher Weinkönigin Julia Schönberger und von der Geisenheimer Weinkönigin Carina Höhn begleitet wurde. Brunnenkönigin Felicitas I. war durch einen überregionalen Termin verhindert.
In seiner Eröffnungsrede erzählte Christof Fink, wie sehr er sich freue, so viele Menschen auf dem Rathausplatz begrüßen zu dürfen, und wünschte den Besuchern genussvolle Tage. Er vermied jedoch die Diskussion um den Standortwechsel. Steinmetz war direkter. Zwar finde sie das Fest großartig, sie ließ aber nicht unerwähnt, dass „vor einigen Wochen das Fest auf der Kippe stand“. Damit erinnerte sie an die Diskussion aus dem Frühjahr, als die Teilnahme der Rheingauer Winzer in Frage stand.
Das Duo „Herz über Kopf“ ließ Hits aus vergangenen Jahrzehnten von der einen Seite des Platzes aus erklingen, während einige Kinder den Vorteil des Platzes mit dem Brunnen auf der anderen Site nutzten: Im Gegensatz zum Marktplatz durften sie am Rathausplatz im Brunnen spielen.
Elf Winzer hatten am Rathausplatz und auf dem kleinen Parkplatz daneben ihre Stände aufgebaut, zusätzlich zu den beiden Ständen vom Weinsommer. Für alle Weinliebhaber war etwas dabei, ob weiß, rot oder rosé, auch Weißherbst, Sekt und Schorlen wurden angeboten. Hinzu kamen Essensangebote wie geräucherter Fisch, Crêpes, Gyros mit Kraut und Tzatziki, Käsewürfel mit Trauben und Oliven, Handkäs’ mit Musik und ofenfrische Brezeln.Mit 19 Ständen auf kleinem Raum war nicht immer so viel Platz zwischen den Ständen, trotzdem wirkte der Platz abends voll, auch wenn doch leere Sitzplätze auszumachen waren.
Die Verlegung des Weinfests auf den Rathausplatz fanden viele Oberurseler trotzdem nicht gut. „Auf dem Marktplatz ist es gemütlicher“, erzählte ein Paar, während andere Bürger sogar größere Aktionen unternommen haben. Helena Simon vom Ratskeller hat eine Petition gestartet. „Ich finde das sehr traurig“, sagte sie im Gespräch. „Bestimmte Sachen gehören auf unseren Marktplatz“, ergänzte sie. Sie hat die Petition gestartet mit dem Ziel, das Weinfest im kommenden Jahr zurück auf den Marktplatz zu bringen. „Die ständigen Bestrebungen der Stadt Oberursel, Veranstaltungen und Feste vom historischen Marktplatz auf den Rathaus- oder Epinay-Platz zu verlegen, kann nicht länger akzeptiert werden”, heißt es in der Petition „Feste feiern auf dem Marktplatz“. 500 Personen haben sie bereits in den Wochen vor dem Weinfest unterschrieben.
Einige Marktplatz-Anwohner haben – ohne lange zu fragen – einfach ihr eigenes kleines Weinfestchen auf dem Marktplatz gefeiert. Am samstagabend schleppten sie ein paar Tische und Stühle aufs Pflaster, jeder brachte ein paar Leckereien mit und ein paar Flaschen Wein, dann wurde gebabbelt, auch über das Weinfest und die bedauerlichen Gründe, die zu dessen Verlegung auf den Rathausplatz führten. Passanten wurden eingeladen, einen Schluck mitzutrinken, und plötzlich war es fast wie früher beim Rheingauer Weinfest auf dem schebben Marktplatz im Schatten des Alten Rathauses.