Oberurseler Apfelfreunde in Aktion

Die Apfelfreunde Oberursel pflanzen neue Bäume in der Stadt (v. l.): Jürgen Ochs, Kolja Maier, Jörg Markloff, Klaus Kison, Günter Liepach, Martin Weiss, Bettina Eisert und Andreas Medler.Foto: bg

Oberursel (bg). „Wenn ich wüsste, dass die Welt morgen unterginge, würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen.“ Wer kennt sie nicht, dieses optimistische Aussage von Martin Luther, getroffen vor gut 500 Jahren in schwierigen Zeiten. Von denen ließ sich der große Reformator aber nicht beeindrucken und fand es wichtiger, mit dem eigenen Handeln die Welt ein bisschen besser zu machen; so wie die Apfelfreunde Oberursel.

Dies ist eine Gruppe von engagierten Bürgern, die sich für die Pflege und Wiederbelebung von Apfel-Streuobstwiesen einsetzen und den Erhalt alter traditioneller Kelterkultur im Taunus fördern wollen. Dabei ist es ihnen wichtig, die kulturelle und klimatische Bedeutung dieser Biotope für Mensch und Natur deutlich zu machen und um Unterstützung zu werben. Gemeinsam wollen sie dafür sorgen, dass es rund um Oberursel auch zukünftig viele Apfelbäume gibt.

Ein wesentlicher Teil ihres Engagements sind praktische und nachhaltige Baumpflegearbeiten. Die Beschäftigung mit dem alten Manufakturhandwerk zur Herstellung von Apfelsaft und Apfelwein gehört ebenfalls zu ihren Betätigungsfeldern und soll ihre Arbeit für die „Apfelbäume von Morgen“ noch attraktiver gestalten und zum Mitmachen einladen.

25 neue Bäume

Jetzt schreiten sie zur Tat. Auf einer Wiese in der Atzelhöhl sind 25 Löcher ausgegraben. Aufgereiht davor liegen 25 Setzlinge, die alle gepflanzt werden sollen. Dafür ist ein Team quer durch alle Altersgruppen im Einsatz und mit viel Erfahrung über den Umgang, der Hege und Pflege mit Apfelbäumen. Allen voran Jens Markloff, Gartenbaufachmann, Baumexperte und langjähriger hessischer Apfelweinkönig. Bevor die Bäumchen, allesamt Hochstämme, in die vorgesehenen Löcher eingepflanzt sind, werden sie fachmännisch bearbeitet. Die Wurzeln kontrolliert, zum Teil vorsichtig beschnitten, die kleine Ästchen mit zu spitzem Winkel zum Stämmchen entfernt, ebenso wie Triebe die zur Innenseite des Baumes wachsen würden. Auch das Pflanzloch will vorbereit sein. Ein verzinkter Hasendraht wird darin ausgelegt, das hilft gegen Wühlmäuse.

Auch Bürgermeisterin Antje Runge kam auf einen Sprung vorbei. Die Situation der Apfelbäume vor Ort liegt ihr ebenfalls sehr am Herzen. Denn wer für das Klima wirklich etwas tun will, fängt direkt vor Ort an.

Die Atzelhöhl war viele Jahrzehnte im Fokus als zukünftiges Baugebiet. Die Zeiten sind vorbei, aber viele Oberurseler, Firmen und auch die Stadt verfügen über Grundstücke in der grünen Lunge, gelegen zwischen Oberhöchstadter- und Königsteiner Straße. Die Bürgermeisterin will prüfen, ob es noch weitere geeignete Grundstücke gibt und vielleicht auch Sponsoren, die die Arbeit der Apfelfreunde unterstützen. Die Aktion einfach mal so 25 Apfelbäumen zu setzen, kostete neben der „Man-Power“ auch rund 1800 Euro.

Am Ende des Tages waren alle 25 Bäumchen in der Erde und mit Wasser versorgt. Darunter auch Tafeläpfel wie Boskop, Goldparmäne, Cox Orange, Kaiser Wilhelm, aber in der Mehrzahl waren es klassische Kelteräpfel wie Winterrambour, Trierer, Gewürz, Luike, Rheinischer Bon, Hauxapfel, und ein Speierling, die neu gepflanzt wurden. Der Standort ist ideal, denn in nächster Nähe stehen Bienenvölker, die für eine gute Bestäubung sorgen.

Die Apfelfreunde Oberursel finden Äpfel einfach wunderbar und das Beste was ein Apfel werden kann, ist für sie neben Apfelsaft natürlich der Apfelwein. Viele von ihnen sind nicht nur ausgesprochene Liebhaber des „Stöffchens“ sondern auch anerkannte Experten darin, dieses edle Lebenselixier herzustellen. So wurden die Oberurseler Apfelfreunde zusammen bei der letztjährigen hessischen Apfelweinmeisterschaft aus dem Stand Vizemeister.



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