Mit Kunstgriffen und Sportsgeist auf den Bürgermeistersessel

Oberursel (js). Es kommt Bewegung in das Vorspiel zur Bürgermeisterwahl. Nun hat der erste „Unabhängige“ seinen Hut in den Ring geworfen, ein Mann, der diesen Begriff sehr wörtlich nimmt und für eine politische Linie jenseits von Parteipolitik wirbt. „Ja, ich will“, sagt Dirk Müller-Kästner ohne Parteibasis im Hintergrund, nach Christof Fink (Grüne) und Antje Runge (SPD) ist er der Dritte im Bunde derer, die sich am 14. März 2021 dem Votum der Bürger bei der Direktwahl des neuen Bürgermeisters stellen wollen.

Es ist ein bunter Hut, den Dirk Müller-Kästner da geworfen hat, erst kürzlich hat man ihn mit einem Zylinder auf dem Kopf und Stelzen unter den Füßen mit anderen bunten Gestalten durch die Vorstadt marschieren sehen. Vorneweg, wie es seine Art ist, mit Eigenschaften, die in diesen Zeiten bei vielen Menschen in Stadt und Land hoch in Kurs stehen. Als Motivator, Organisationschef, Macher und Arbeiter im Dienste des Projekts. Da war Dirk Müller-Kästner als Vorsitzender des Vereins „Kunstgriff“ auf der Straße unterwegs. Trotz Corona-Pandemie konnte der bunte Haufen, der Kultur immer auch als Politik versteht, da verkünden, dass der „Orscheler Sommer“ lebt und der umtriebige Verein es mit viel persönlichem Einsatz geschafft hat, die beliebte Veranstaltungsreihe trotz alledem und unter besonderen Vorkehrungen auf die Beine zu stellen. Jetzt will der fast Ur-Oberurseler neuer Bürgermeister in der Stadt werden, in der er schon viel bewegt und die ihn bewegt hat.

„Ich trau mir das zu“, sagt der 59-jährige Journalist Dirk Müller-Kästner selbstbewusst. Vor allem, der frische Wind zu sein, nach dem so gerne gerufen wird. Moralische Unterstützung auch der lokalen Politik hat er schon jetzt, da gibt es in allen Parteien das Daumen-hoch-Zeichen zur Kandidatur des ersten unabhängigen Kandidaten im Rennen um den Chefsessel im fünften Stock des Rathauses, der im kommenden Jahr frei wird, wenn Hans-Georg Brum (SPD) nach drei Amtszeiten und 18 Jahren seinen Hut vom Haken nimmt. „Mach es“, das hat er zuletzt häufig auch aus politischen Kreisen gehört.

Der Netzwerker

Dirk Müller-Kästner gilt als guter Netzwerker, der es schafft, Menschen für eine gemeinsame Sache unter einen Hut zu bringen. Der „Orscheler Sommer“ mit seinem bunten Programm und durchaus auch kulturpolitischem Anspruch, ist ein gutes Beispiel dafür, was politische Koalitionen angeht. Da zapfen die „Schwarzen“ an einem Abend Bier im Rushmoor-Park, schenken die „Roten“ zwei Tage später Wein aus, servieren die „Grünen“ Äppler und Grüne Soße und die anderen Fraktionen sind irgendwie auch mit von der Partie. Der Erlös dient der Finanzierung der für die Besucher stets kostenfreien Veranstaltungen, die Stadt ist seit Jahren mit einem nur sehr bescheidenen Zuschuss dabei.

Politisches Denken ohne Parteiräson, es ist eine Maxime beim Engagement des studierten Diplom-Sportwissenschaftlers Müller-Kästner in vielen Bereichen. Die Arbeit als Elternbeirat, die Übernahme des Vorsitzes, die Gründung eines ersten Stadtelternbeirats, es hat die politischen Sinne des zweifachen Vaters inzwischen erwachsener Kinder geschärft, im Beirat Bommersheim war er lange als Vereinsvertreter unterwegs. Dirk Müller-Kästner, der Vereinsmensch mit Bindung an seinen Wohnort, so sieht er sich, so lebt er mit Wohnsitz Bommersheim seit 1967 in der Stadt. Hat die Geburt in Frankfurt abgeschüttelt, schon die gesamte Schulzeit in Oberursel verbracht, Grundschule, Gesamtschule und Gymnasium besucht und einige schulpolitischen Irrungen und Wirrungen hautnah miterlebt. Dem Turnverein Bommersheim (TVB) ist er seit Jahrzehnten treu, als Volleyballspieler und als Trainer, seit vielen Jahren auch als Vereinsvorsitzender. Vorsitzender ist er außerdem im Verein „Kunstgriff“. Das würde sich als Bürgermeister ändern, „dann werde ich nur noch für die Stadt arbeiten“, so der Kandidat. Warum? „Damit Oberursel attraktiv bleibt. Damit Oberursel noch attraktiver wird.“

„Wie wollen Sie die Bürger meistern?“ Die Frage findet Dirk Müller-Kästner gut. „Frühzeitig in Entscheidungen einbinden“, ist die erste spontane Antwort, Bürgerbeteiligung für ihn ein wichtiges Gut. Schließlich sei der Bürgermeister kein Alleinherrscher im Rathaus, sondern „nur der oberste Verwaltungsbeamte“. Der Menschen, Meinungen, Ideen, politische Ziele so zusammenführen müsse, damit daraus Große Koalitionen entstehen können, die alle mittragen können. Das heiße nichts weniger, als Politik und Wirtschaft, Vereine, Kultur und Soziales zu einem gemeinsamen Netzwerk mit gleichen Zielen zu verweben. „Es muss viel geredet werden, aber dann müssen auch Entscheidungen fallen, die möglichst viele mittragen können.“ Vorrangige Schwerpunkte im wie bei den anderen Kandidaten vorrangig digital geführten Wahlkampf werden auch bei Dirk Müller-Kästner die Themen Stadtentwicklung und Verkehrspolitik, ökologische Weiterentwicklung und eine in die Zukunft gerichtete Energiepolitik in einer „sozialen Stadt“ sein. Weil Oberursel eben „eine tolle Stadt ist, in der es sich super leben lässt“. Eine Stadt, an der „DMK“ jetzt an vorderster Stelle Zeichen setzen will.



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