Kunst aus Erfahrung und Emotion

Dass es sich hier um ein Selbstporträt handelt, ist unübersehbar. Durch die leuchtenden Farben springt Florentines Bild dem Besucher der Ausstellung direkt ins Auge. Foto: lm

Von Lilith Mulitze

Oberursel. Acht talentierte Kunst-Schülerinnen des Abschlussjahrgangs der Frankfurt International School (FIS) hatten die Chance, die Werke ihrer Abschlussarbeit in Form einer Vernissage vorzustellen, und alle Eltern, Freunde und weitere Besucher nutzten die Gelegenheit, zu sehen, was die Künstlerinnen über die vergangenen zwei Jahre erarbeitet haben.

1995, vor knapp 30 Jahren, hielt die Schule zum ersten Mal eine Vernissage in der Art einer „IB (International Baccalaureate) Art Exhibition“ ab. Die seitdem gut ankommende Veranstaltung musste in den vergangenen zwei Jahren pandemiebedingt ausfallen. „Ein Grund, zusammen zu kommen und zu feiern“, merkte Kunstlehrerin Jessica Russo Scherr an, die die Schüler seit der zehnten Klasse begleitet. Schulleiter Dr. Paul M. Fochtman blickte darauf zurück, wie die Schule seit 1995 weiter gewachsen ist und sich auch die Vernissage immer weiterentwickelt hat. So änderte sie über die Jahre nicht nur ihren Standort, sondern gewann auch neue Elemente wie Musik und Film hinzu. Er sei stolz auf die Schüler, die all dies zusammen auf die Beine stellten.

Dem schloss sich Jessica Russo Scherr an: „Über zwei Jahre verfolgten die Schüler unterschiedliche Themen und Techniken der bildenden Kunst und gaben einander Feedback und Unterstützung“, sagte sie und dankte den Familien, die „Zimmer zu Kunststudios umbauen ließen und versuchten, Klamotten wieder fleckenfrei zu kriegen“. Sie erklärte zwar die Techniken und half bei der Entstehung, doch was die Schüler ausdrücken und wie sie dies erreichen wollten, das war ihnen selber überlassen.

Wer die entstandenen, ganz unterschiedlichen Werke betrachtete, erkannte schnell: Die Schüler stehen hinter dem, was sie kreierten. Unter ihnen ist Prisha. Sie selber hört mit Hilfe eines Hörgeräts und versuchte, ihre eigenen Erfahrungen und Eindrücke in ihre Kunst mit einfließen zu lassen. Während sie Raum für eine eigene Interpretation ließ, ging es ihr vor allem darum, zu zeigen, welche Kraft in jeder Frau steckt. Als Inspiration zog sie dafür ihre Mutter und Mentorin heran, die sie in einem ausdrucksstarken Selbstportrait neben sich auf die Leinwand brachte. Direkt daneben baute sie eine Geräusche-Installation auf. Man hört Frauen beim Multitasking, aber so, wie Prisha die Welt wahrnimmt.

Noch mehr Techniken wurden von den Schülern angewendet. Jana benutzte Ölfarben, Schnüre und Draht, um die Verbindung zwischen Mensch und Natur darzustellen, die „sie schon als Kind interessierte und noch vieles mehr bietet, als nur die Moderne“. Daneben verarbeitete Whitney die Frage „Wer bin ich?“, indem sie durch Licht, Schatten und Details verschiedene Perspektiven entstehen ließ, aus denen die Werke betrachtet werden können. Dies soll eine Anspielung darauf sein, wie vielen unterschiedlichen Erfahrungen der Mensch ausgesetzt sei, die nun seine Entscheidungen prägen, erzählte sie.

Weitere Themen, die die Jugendlichen mit Hilfe der bildenden Kunst verarbeiteten sind „Eskapismus“ von Izzy, „Derealisation“ von Anais, „Die Wahrheit und Macht von Verletzlichkeit“ von Jenny, „Identität“ von Florentine und „Pop Iconic“ von Natalie. Außer eigenen Erfahrungen und Emotionen flossen bei der Umsetzung auch die Inspiration anderer bekannter und weniger bekannter Künstler in die Umsetzung mit ein, mit denen sich die Schüler auseinandersetzten. Florentine erzählte, dass sie sich bei den leuchtenden Farben, die ihr Selbstportrait schmücken, von der Künstlerin Victoria Lapteva inspirieren ließ. Dadurch will sie „Selbstakzeptanz und auch Positivität im Hinblick auf die eigene Identität“ ausdrücken.

Die Besucher merkten schnell, welches Interesse und welche Zuwendung hinter den Werken steckt. Was sich auch darin zeigt, dass die meisten der Kunst-Schülerinnen nach ihrem Abschluss die Kunst als wesentlichen Bestandteil weiterhin in ihr Leben integrieren wollen. Sei es als Kunsttherapeutin, Lehrerin, im Studium oder als Hobby.ç

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