Königinnen mutieren zu Maasgrund-Nixen

Die Ex gegen die Aktuelle: Der Kampf der Brunnenköniginnen am Maasgrundweiher endet schon in der ersten Runde damit, dass Verena I. (r.) die amtierende Hoheit Felicitas I. (l.) unsanft in die Fluten befördert. Foto: gt

Von Graham Tappenden

Oberursel. Am Sonntagmorgen bei 30 Grad im Schatten war einer der kühlsten Orte in Oberursel am Maasgrundweiher, besonders wenn gute Aussichten dafür bestanden, baden zu gehen. Trotzdem sorgte die Rekordzahl von 38 Anmeldungen für das 20. Fischerstechen beim Orscheler Sommer für staunende Gesichter. So beliebt war die Veranstaltung noch nie. Der Verein „Kunstgriff“ musste sogar weiteren Anfragen noch Absagen erteilen. „Mit 38 ist eine Grenze erreicht“, sagte Vorsitzender Dirk-Müller Kästner.

Die große Anzahl von Mannschaften führte auch dazu, dass vor dem offiziellen Start um 11 Uhr mit einer Vorrunde begonnen wurde, um die Anzahl der Mannschaften auf 32 zu reduzieren. Vorher waren Seile über den Maasgrund gespannt worden, um das Spielfeld zu markieren und den Abstand zur Enteninsel zu gewährleisten. Auch der Moderationstisch wurde in diesem Jahr etwas verlegt, um seltene Pflanzen am Storchenbrunnen nicht zu gefährden.

Die „Grünen Hüpfer“ waren die erste Mannschaft, die in der Vorrunde baden gehen durfte, gefolgt von den „Flying Shuttles“, der Badmintonmannschaft der TSGO, „Satans Braten“, „Stecher der Ringe“, der „Maasgrund Piraten“ und dem „Club der Denker“. Mit nun 32 Mannschaften konnte die erste Runde mit den Mannschaften „Voll aus Kärnten“ und „Le Napoleon“ starten. „Die österreicher versenken die Franzosen – wenn das Sissi sieht!“ kommentierte Markus Hertle, der wie immer am Mikrofon mit Dirk-Müller Kästner saß. Tatsächlich kamen die Kärnten-Fans auch weiter. Die Mannschaft „DRK II“ versenkte die „Hiking Heros“ der Beratungsgesellschaft Fintegral Deutschland, und die „Bembelstecher“ von Alt Orschel machten Fallobst aus den „Muckis“ vom TV Weißkirchen. Die Ufer am Maasgrundweiher, besonders die Fan-Kurve am Ausgang der Brüder-Winter-Straße wurde immer voller.

Der Name „Maasgrund Piraten“ war wohl einigen Mannschaften bei der Anmeldung eingefallen, und so mussten zwei von ihnen den Namen kurzfristig ändern. So entstanden die „Marsgrund Piraten 19“ – man achte auf das „r“ – und „Orscheler Freibeuter“, beide haben es zum Achtelfinale geschafft. Als starke Mannschaft erwies sich „Zornröschen“, die als Kindermannschaft angemeldet war. Auch sie hat es zum Achtelfinale geschafft. Generell waren viele starke Mannschaften dabei, die oft beim ersten Stoß den Gegner der ersten Runde von der Plattform stießen. Das Kanu-Stechen kam gar nicht zum Einsatz.

Zu einer besonderen Partie auf dem Wasser kam es, als die amtierende Brunnenkönigin Felicitas I. zusammen mit ihrem Brunnenmeister Steff, Lukas Fries, Alexander Alt und ihrem Vater Karl-Heinz Kutz gegen eine Mannschaft der „Ex-Brunnenpaare und ihre Gäste“, bestehend aus Verena I. mit ihrem Brunnenmeister Andreas, Jürgen Aumüller, Charmaine Weisenbach und der Bad Vilbeler Ex-Quellenkönigin Sarah I. antrat. Beim zweiten Stoß hat Verena es geschafft, ihre Nachfolgerin ins Wasser zu befördern und weiterzukommen, ehe sie selbst im Achtelfinale baden ging.

Zum ersten Mal war beim Orscheler Fischerstechen eine Gastmannschaft aus Eddersheim dabei. Die Boote, die auf dem Maasgrundweiher jedes Jahr zum Einsatz kommen, werden in Eddersheim ausgeliehen, dort findet am zweiten August-Wochenende das Fischerstechen auf dem Main statt.

Nach einem Bad im Maasgrundwasser konnten die Stecher sich auf eine Dusche mit frischem Wasser bei der Bommersheimer Feuerwehr freuen. Und auch wenn es zum Glück keine großen Verletzungen gab, war auch das DRK Oberursel anwesend, nicht nur als Sanitäter. Sie nahm mit drei Mannschaften am Fischerstechen teil und erreichte mit einem davon sogar den vierten Platz.

Bald waren es nur noch 16 Mannschaften, der Tag ging zügig mit dem Achtelfinale weiter. Die Partie zwischen „Brians Best“ und den „Orscheler Freibeutern“ musste wiederholt werden, da beide Stecher gleichzeitig ins Wasser gefallen waren und die Schiedsrichter nicht erkennen konnten, wer zuerst von der Plattform ging. Die „Fairy Bitches“ mussten sich auch verabschieden, nachdem sie gegen den Titelverteidiger „Íslenskir Víkinger“ angetretenwaren. Für das Viertelfinale blieben also noch acht Mannschaften, und nun wurde die Sache ernst, wie an der Anzahl der „gelben Karten“ zu erkennen war. „Voll auf Kärnten“, die „Marsgrund Piraten 19“ und „Orscheler Freibeuter“ mussten sich verabschieden. Die „Íslenskir Víkinger“ kamen gegen die „Altkönige“ weiter, sie setzten eine neue Taktik ein: Die Paddler versuchten, ihre Konkurrenten mit Wasser zu bespritzen und so abzulenken.

Im Halbfinale standen die „Sturzbecher Mamas“ der Mannschaft „DRK III“ gegenüber und die „Íslenskir Víkinger“ dem Team „Orangensaft“, das aus Neuntklässlern des Gymnasiums Oberursel bestand. Hier konnten die „Vikinger“ ihre Erfolgsreihe fortsetzen und ins Finale einziehen, bei dem sie schließlich gegen die „Sturzbecher Mamas“ siegten. So wurden die „Íslenskir Víkinger“, die alle aus einer Familie, der Familie Bewer, kommen, nicht nur die Sieger des 20. Fischerstechens, sie sind auch die erste Mannschaft seit Jahren, die ihren Fischerstecher-Titel erfolgreich verteidigt hat.

Bei der Siegerehrung gab es außerdem Preise für die Kostüme der „Flying Shuttles“, die als Federbälle verkleidet waren, und für die „Orscheler Freibeuter“ in ihren Piratenkostümen. Der Kinderpreis ging an die Mannschaft „Zornröschen“.

Alle, die nicht in den Maasgrundweiher fallen durften und immer noch eine Abkühlung suchten, wurden beim Kunstgriff-Getränkestand fündig. Wer Hunger hatte, konnte sich überdas Angebot an der Kuchentheke oder über einen Bio-Grillkäse freuen. Die meisten waren aber schon glücklich, wenn sie einen schattigen Platz fanden und und einfach jede kühle Brise genießen konnten.

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