Filmmusik im Mittelpunkt des Jubiläums

Das Jubiläumskonzert beginnt und endet mit allen „Germania“-Chören gemeinsam auf der Bühne der Stadthalle. Foto: gt

Von Graham Tappenden

Oberursel. An Silvester 1872 beschloss eine Gruppe von singenden Männern in Weißkirchen, einen Verein zu gründen. Dies taten sie gleich am nächsten Tag, und so entstand an Neujahr 1873 der „Gesangverein Germania 1873“. Erster Dirigent des Vereins war damals ein gewisser Josef Schorr, dessen Ur-Ur-Urenkel Thorsten heute nicht nur Erster Kreisbeigeordneter, sondern auch aktives Mitglied im Verein ist.

Das Jubiläum seines 150-jährigen Bestehens feierte der Gesangverein mit einem grandiosen Konzert am Samstag in der Stadthalle. Zugegeben – das Konzert war knapp vor dem eigentlichen 152. Jahrestag, aber die Vorbereitungsarbeiten müssen enorm gewesen sein.Die Wände der Stadthalle waren mit Filmplakaten geschmückt. Auf der Bühne waren Luftballons in Form der Zahlen 1, 5 und 0, sowie eine Filmklappe, ein Regiestuhl und „Olaf“ aus „Frozen“ („Die Eiskönigin – Völlig unverfroren“).

Kurz vor Beginn des Konzerts war die Stadthalle voll. Freie Plätze gab es höchstens auf der Empore. Nacheinander betraten die Chöre die Bühne und wurden jetzt schon applaudiert. Der Applaus wurde noch lauter, als die Kinderchöre auf die Bühne kamen. Gemeinsam sangen alle Chöre „Wir machen Musik“ aus dem gleichnamigen Film. Anschließend verließen die meisten Mitglieder die Bühne, es trat der Männerchor mit „Ein Freund, ein guter Freund“ und „Always Look On The Bright Side Of Life“ auf. Dabei pfiffen auch viele Zuschauer aus dem Publikumsmit. Nun kehrten die Kinderchöre „Nachtigallen“ und „Rotkehlchen“ zurück. Mit Wikingerhelmen und roten Perücken sangen sie gemeinsam mit dem Männerchor die Titelmelodien von „Wickie und die starken Männer“ und anschließend allein „Pippi Langstrumpf“. Der dritte Kinderchor „Zaunkönige“ für Kinder ab zehn Jahren kam ebenfalls dazu für „Sieh auf deinem Weg“ aus dem Film „Die Kinder des Monsieur Mathieu“. Sie blieben alleine auf der Bühne mit ihrem Dirigent Eike O. Müller, während Tische und Becher hereingeholt wurden. Diese Becher unterstrichen den Gesang beim Lied „When I’m Gone“, dem „Cup Song“ aus dem Film „Pitch Perfect“.

Für ein weiteres Lied „Pool Mashup“ aus dem gleichen Film bekamen die „Zaunkönige“ Unterstützung von einem ehemaligen Mitglied: Anjuschka Uher. Sie war von 1996 bis 2008 Mitglied im Kinderchor und sang bereits beim 125. Chorgeburtstag. Ihr damaliger Chorleiter hatte einmal erzählt, dass sie als Kind zunächst unscheinbar im Chor gewesen sei, bis sie zum ersten Mal ein Solo gesungen hat. Inzwischen tritt die Künstlerin beim „Tabaluga“-Musical auf.

Als letzter Chor vor der Pause trat der Pop- und Jazzchor zuerst mit „Ride Like The Wind“ und „True Colors“ auf. Die Sänger hatten auch ein besonderes Highlight im Gepäck: das Lied „Into The Unknown“ aus dem Film „Die Eiskönigin II“ in einem Arrangement für 13 Stimmen. Diese Version haben sie als Leihgabe für das Konzert vom Hochschulchor „Vivid Voices“ aus Hannover erhalten.

Nach der Pause, in der es Popcorn im Foyer gab, ging es weiter mit dem Männerchor unter der Leitung von Peer-Martin Sturm mit „Cabaret“ aus dem gleichnamigen Film und „In der Straße wohnst Du“ aus „My Fair Lady“. Für „Memory“ aus dem Musical „Cats“, gesungen vom Frauenchor, wurde die Bühne in ein blaues Licht getaucht. Auf dem hinteren Vorhang wurde mit einem weißen Scheinwerfer ein Mond projiziert.

Nun war es Zeit für Anjuschka Uher, die Bühne für sich zu haben. Sie erzählte, dass sie schöne Erinnerungen an ihre Zeit im Kinderchor habe und wieviel Spaß sie beim Singen hat: „Man kann die Sau rauslassen“, sagte sie. Mit ihrer kräftigen Stimme interpretierte sie beeindruckend das Lied „Shallow“ von Lady Gaga aus dem Film „A Star Is Born“ und ließ „What A Feeling“ aus „Flashdance“ zu Discobeleuchtung in der Stadthalle folgen. Dabei wurde sie begleitet von Musikern der Musikschule Oberursel: Robert Hurst (Klavier), Sebastian Laue (Gitarre), Sofia Valter (Bass) und Frank Burger (Schlagzeug). Danach begeisterte Uher das Publikum zusammen mit dem Frauenchor mit zwei Liedern aus „Sister Act“: „I Will Follow Him“ und „O Happy Day“. Auch die „Zaunkönige“ kehrten zur Bühne zurück, um mit Uher zusammen „A Million Dreams“ aus „The Greatest Showman“ zu singen. Aus dem gleichen Film stammt der Song „This Is Me“, der vom Pop- und Jazzchor gesungen wurde. Und mit „The Lion Sleeps Tonight“ war der Abend fast vorbei.

Das Konzert wurde von einem weiteren ehemaligen Mitglied moderiert: Maren Weyel, die ab 2019 für zweieinhalb Jahre beim Pop- und Jazzchor mitgesungen hat. „Was wäre ein Film ohne seine Musik?“ fragte sie zu Beginn des Abends. In dessen Verlauf erzählte sie Episoden aus der Geschichte des Vereins. Etwa von der Aktion zur Mitgliederwerbung „Singen ist Männersache“ vom Männerchor. Aber da Singen nicht nur Männersache ist, wurde der Frauenchor im Jahr 1977 gegründet. Sie erzählte auch von der Reaktion in Weißkirchen, als der Jugendchor im Jahr 1984 zum ersten Mal mit einem englischen Lied auftrat. Am Ende des Abends bedankte sich Vereinsvorsitzender Wolfgang Füßle bei den Chorleitern, bei Anjuschka Uher und beim „besten Strippenzieher“ Stefan Hofmann mit kleinen goldenen Trophäen in Form eines bekannten Filmpreises.

Zum Finale wurde das Lied „I Am Light“ aus „Beyond The Light“ von allen Chören gemeinsam unter der Leitung von Alexandra Ziegler-Liebst gesungen. Dabei hielten die Kinder Teelichter in der Hand. Am Ende des Liedes führte die Solistin Eva Rühl die Kinder von der Bühne und durch das Publikum zum Foyer. Die Erwachsenen, nun auch mit Teelichtern, folgten ihnen. Im Foyer blieben sie dann stehen und sangen „I Am Light“ immer und immer wieder und verabschiedeten sich damit vom begeisterten Publikum so lange, bis der Saal fast leer war.

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