Begegnung mit Wolken, Sushi-Katzen und Seehunden

Lockere Begrüßung in die Runde: Bernhard Keßeler (links) mit kurzer Einführung animiert die Vernissage-Gäste eher zum eigenen Erleben der Kunst als zum Aufsaugen fremder Deutungen.

Oberursel (js). Die Idee ist so einfach, da muss man erst mal darauf kommen. Also als Titel für eine Ausstellung hat die Idee doch auch den Vorteil, dass man in der Vergangenheit kramen, die Gegenwart abbilden und in eine mögliche Zukunft vorausschauen kann. Das ganze Leben besteht aus Begegnungen, nicht mal sich selbst kann man aus dem Weg gehen, das war auch so ein Gedanke bei den Überlegungen, mit welcher Überschrift man Betrachter auf Pfade locken kann, die sie am Ende natürlich selbst bestimmen. Auf vielleicht sogar ganz neue Begegnungen. Die Farbwerker sind wieder da, ungefähr zehn Jahre „Farbwerke Oberursel“ gilt es, in einer Ausstellung zu präsentieren. Seit fast zehn Jahren ist die Galerie der Stadtbücherei der Ort, wo die Farbwerker ihre neuen und etwas älteren Arbeiten vorstellen. Anno 2024 mit dem Titel „Begegnung mit …“.

Wie jedes Jahr kann man die Künstler bei persönlichen Begegnungen wieder neu entdecken. Und es ist allein deswegen schon spannend, weil hier Menschen als Gruppe auftreten, die nicht in einem gemeinsamen Atelier als Künstler-Kollektiv arbeiten, sondern jeder in „seinem Kämmerlein“ arbeitet. So hat es Bernhard Keßeler bei der Begrüßung der Gäste gesagt und sich diese Begegnungen hier und heute für alle gewünscht. Einer von ihnen, der seiner Linie treu geblieben ist und mit neuen Linolschnitten aufwartet. Geschwungene Linien, elliptisch, Spiegelungen, Erdumdrehungen, kosmische Kreisel, „Begegnung mit … ohne KI“ heißt es bei ihm, schwarz-weiß und dann plötzlich einen Wimpernschlag Begegnung mit … Grün. Das macht beides Hoffnung.

Schade, dass Sängerin Lea Lewalter kurzfristig wegen Krankheit abgesagt hatte. Sie sollte und wollte die Vernissage mit Liedern zum Thema bereichern. Keßelers Idee, vielleicht selbst gemeinsam zu singen, wurde nicht aufgenommen, aber die erquickenden Gespräche nahmen bei Sekt und Snacks lange kein Ende. „Der kann Wolken“, die Anerkennung aus dem Publikum galt in Unkenntnis des Künstlers, der all die schönen, mit Wolken garnierten Bildgeschichten gemalt hat, Arno Flechtner-Löw, der zu den jüngeren Bereicherungen der „Farbwerke Oberursel“ zählt. Es könnten skurrile Geschichten entstehen zu den Bildern, auch ganz einfache Kindergeschichten mit wenigen Worten, Begegnungen sind alle Bilder allemal. Und manchmal enthüllen sie gar ein Mysterium, wenn die Wäscheklammer im Großformat auf einer grünen Wiese – mit Wolken im Hintergrund – auftaucht, die auch eine Cyanotypie mit Stoffcollage von Dagmar Lichtblau auf der anderen Galerieseite dominiert. „Im Stadtleben“ nämlich. Feine kleine Bilder, aufwendig bearbeitete Fotografien, bunte Begegnungen in Mattblau.

Inge Jourdan hat Begegnungen mit ganz besonderen Lebewesen mitgebracht. Mit einem sanften Gehörnten, lange kann man sich in dessen Augen sinken lassen, klare und doch unendlich vielfältige Begegnungen mit einem Schweigsamen erleben. Die Oberurseler Künstlerin, die von Anfang an dabei ist und immer wieder neue Pfade einschlägt, hat auch Begegnungen mit einer Sushi-Katze und mit Seehund Uuups gehabt. Peter Zielatkiewicz, der meist farbenfroh bunte Bilderzähler, fällt in der aktuellen Ausstellung mit eindringlichen Impressionen aus dem Reich nebulöser Dunkelheit auf. Seine Begegnungen mit der Unsicherheit und der Angst nehmen den Betrachter mit in einen zeitlosen Raum, die Begegnung mit sich selbst.

!Die Ausstellung in der Stadtbücherei ist bis Samstag, 7. Dezember, zu den Öffnungszeiten der Stadtbücherei zu sehen.

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