Akademiker schicken die „Vikinger“ baden

So sehen Sieger aus: Jan, „Meister“, Nina, Maxi und Benni vom Team „Der akademische Jachtclub“ haben den zweifachen Titelverteidiger versenkt und sich den begehrten Pokal geschnappt. Foto: gt

Oberursel (gt). Wer am Sonntagmorgen aus dem Fenster schaute, fragte sich, ob das21. Fischerstechen wohl stattfinden würde. Nach dem Gewitter in der Nacht zuvor nieselte der Regen. Laut einiger Wetterapps sollte es den ganzen Tag auch so bleiben. Am Maasgrundweiher diskutierten die Mitglieder des „Kunstgriffs“, wie es weitergehen sollte. Vorsitzender Dirk Müller-Kästner war dafür, die Veranstaltung zu verschieben, zumindest um zwei Stunden. Am Ende wurde abgestimmt, und die Mehrheit wollte weiter aufbauen und um 11 Uhr wie geplant starten.

So kam es auch, wenngleich einige Teams doch nicht antraten. 25 waren angemeldet, eines hatte abgesagt und 20 waren zum Start erschienen. Etwas mussten die Organisatoren die Veranstaltung aber schon umstellen. Die Wiese stand noch unter Wasser, sodass der Grill und der Moderationsplatz auf die entfernte Seite des Weihers verlegt werden mussten. Dafür wurde am Storchenbrunnen eine Torwand aus Bommersheim aufgebaut. Sollte eine Partie auf dem Wasser unentschieden ausgehen, hätte hier um den Sieg gekickt werden sollen. Sie kam allerdings nicht zum Einsatz.

Zum Start war das schlechte Wetter am Maasgrund vorbeigezogen und Markus Hertle, der wie immer mit Dirk-Müller Kästner am Mi-krofon saß, kommentierte, dass zumindest die Besucher nun doch trocken bleiben würden. Aus 20 Mannschaften sollten zunächst 16 werden und so gab es eine kleine Vorrunde. Zuerst traten „Voll auf Kurs“ gegen die „CDU Oberursel“ an – ein Duell unter Geschwistern, denn Dirk Uhlig stand damit bei „Voll auf Kurs“ seinem Bruder und Stadtkämmerer Jens gegenüber. Dirk Uhlig ging auch als Erster an diesem Tag baden, versenkt von Martin Bollinger von der CDU. Die „Discofrösche“ kassierten eine Gelbe Karte, weil sie Stecherin Petra vom Team „Kaktusse“ von hinten an den Nieren getroffen hatten. Beim nächsten Versuch flog der „Discofrosch“-Stecher von der Plattform, und somit waren die „Kaktusse“ weiter. Die Mannschaft „FKK“, deren Stecherin ein hautfarbenes Kostüm mit entsprechenden Bemalungen trug, erledigte die „Schlafmützen“. Schließlich zeigten die „Íslenskir Víkinger“, warum sie zweifache Sieger sind, denn sie konnten den Stecher der „Bücherfreunde“ sofort beim ersten Durchlauf ins Wasser befördern.

Somit waren nur noch 16 Mannschaften im Rennen und diese traten in acht Gruppen gegeneinander an. Die „Pferdeschwanzgang“ kämpfte als Erstes gegen Team „Orangensaft“. Nachdem die „Pferdeschwanzgang“ fast zu passiv beim ersten Durchlauf war, wurde ihr Stecher mit einem direkten Stoß von „Orangensaft“ ins Wasser befördert. Die Mannschaft „Baywatch“ duellierte sich in ihren roten Badehosen mit den „Piratenpapas“. Beim zweiten Durchlauf ging „Pamela“ von der „Baywatch“-Mannschaft baden und verlor dabei auch die Luftballons aus seinem Badeanzug.

Nun erschien Prominenz auf dem Maasgrundweiher. Brunnenkönigin Janine I. trat als Stecherin auf. In ihrem Boot saßen Ex-Brunnenkönigin Verena I., Ex-Brunnenmeister Andreas, Ex-Brunnenmeister Jürgen, Vater Roland und Hund Meily. Ihr Gegner war die Mannschaft der CDU, deren Fraktionsvorsitzender Jürgen Aumüller nun als Ex-Brunnenmeister im königlichen Boot saß. Unterstützung hatte Martin Bollinger nicht nur von Jens Uhlig, sondern auch von Stadtverordnetenvorsteher Lothar Köhler, Landtagsabgeordneten Sebastian Sommer und von Carsten Trumpp. Bei dieser Partie ging jedoch niemand ins Wasser. Janine kassierte zwei Gelbe Karten, weil sie vom Podest ging und somit war die CDU weiter und die Schärpe trotzdem trocken geblieben. Die Stecher der Mannschaften „Junge Union“ und „Unterhopfung“ landeten bei ihrem Kampf beide im Wasser, aber die „Unterhopften“ wurden wegen eines Kopftreffers disqualifiziert – so kam die Junge Union weiter.

Es folgte eine kleine Showeinlage. Die „Maasgrunder Entenbrüder“ zogen zum Lied „You Can Leave Your Hat On“ von Joe Cocker ihre gelben Anzüge aus und dafür gelbe Ballettkleider an. Dem Liedtext getreu ließen sie dabei rote Zylinder, Fliegen und sogar weiße Handschuhe an. Das Stechen gegen die „FKK“-Mannschaft war sehr knapp, aber die fast nackte Anita hatte ihren Fuß den Bruchteil einer Sekunde zuerst von der Plattform genommen, und obwohl beide im Wasser landeten, kamen die „Entenbrüder“ weiter.

Als Nächstes trat der „akademische Jachtclub“ gegen die „Maasgrundprimaten“ an. Die „Primaten“ gingen baden. Nun kämpften die „Íslenskir Víkinger“ gegen die Mannschaft „Gefängnis Oberursel“ (GO). Sie benötigten einige Versuche, aber irgendwann konnten die „Vikinger“ einen direkten Stoß absetzen, und die GO-Mannschaft war zwar raus, gewann aber trotzdem am Ende den Kinderpokal.

Nach einer kurzen Pause folgte das Viertelfinale und inzwischen hatten sich die Ufer des Maasgrundweihers mit Zuschauern gefüllt. Zuerst traf die Gruppe „Orangensaft“ auf die „Piratenpapas“. Ziemlich schnell floss der „Orangensaft“ ins Maasgrundwasser. Es entsponn sich ein „Generationenkonflikt“, wie Markus Hertle den nächsten Kampf nannte. Die CDU Oberursel trat gegen die Junge Union an. Lukas von der JU hatte Martin Bollinger beim zweiten Durchlauf ins Wasser befördert. Bollinger hätte für seinen Abgang eigentlich einen Preis für den elegantesten Sturz des Tages verdient.

Jetzt war es Zeit für den „Wettkampf mit den besten Kostümen“, wie ihn Dirk Müller-Kästner ankündigte: „Les Napoleons“, deren Kostüme an den französischen Kaiser Napoleon erinnerten, traten gegen die „Maasgrunder Entenbrüder“ an. „Napoleon“ hatte den Stecher der „Enten“ gleich beim ersten Versuch ins Wasser geschickt. Schließlich gelang dem „akademischen Jachtclub“ eine Sensation: Sie gewannen die Partie gegen die „Íslenskir Víkinger“. Der Abgang der Titelverteidiger wurde von den Zuschauern mit viel Applaus belohnt.

Im ersten Halbfinale kämpften die „Piratenpapas“ gegen die „Junge Union“. Die „Piratenpapas“ hatten für mehr Ballast im Boot gesorgt, indem sie einige Kinder mitnahmen. Gegenüber im JU-Boot nahm Martin Bollinger Platz neben seiner Frau Fabiola. Beide Stecher standen so fest auf ihren Plätzen, dass Markus Hertle glaubte, sie seien mit Dübeln festgemacht worden. Beinahe kam es zum Torwandschießen, doch dann fiel Lukas von der JU doch ins Wasser. Im zweiten Halbfinale raste der „akademische Jachtclub“ auf die „Napoleons“ zu und schaffte es, Napoleon ins „Mittelmeer“ zu befördern. Auch bei der Entscheidung um den dritten Platz ging Napoleon schnell baden, zur Freude von Lukas von der Jungen Union, der seinen Sieg mit einem Rückwärtssalto feierte.

Im spannenden Finale standen nun die „Piratenpapas“ und der „akademische Jachtclub“ einander gegenüber. Auch das Finale wurde schnell entschieden. Der Stecher der „Piratenpapas“ landete im Wasser und der gesamte „akademische Jachtclub“ sprang zum Feiern hinterher.

Wegen der Fußball-Europameisterschaft konnte die Feuerwehr ihre Duschcontainer nicht zur Verfügung stellen, eine Duschmöglichkeit für die Mannschaften hatte der „Kunstgriff“ trotzdem in Eigenregie organisiert, wenn auch vielleicht nicht so luxuriös. Das DRK berichtete, dass der Nachmittag ruhig geblieben war. Während die letzten Mannschaften duschten, konnten die Zuschauer sich Würste, Steak, Bio-Grillkäse und Maiskolben vom Grill schmecken lassen und auch kalte Getränke mit und ohne Alkohol wurden angeboten.

Doch nicht nur den begehrten Wanderpokal für den ersten Platz gab es beim Fischerstechen zu ergattern. Auch die ersten drei Mannschaften, die Kindersieger und die beiden Kostümgewinner erhielten selbstgebaute Pokale vom „Kunstgriff“. Sie hatten die Form eines Schiffs auf einem Fisch. Drehte man am Steuerrad, startete eine Spieluhr, die im Inneren der Pokale versteckt war.

Der Verein „Kunstgriff“ hatte Glück mit dem Wetter. Am Ende des Tages hatten die Organisatoren die richtige Entscheidung getroffen und den Tag wie geplant durchgezogen. Sogar die erste Anmeldung für das kommende Jahr wurde abgegeben. Zum Schluss mussten nur noch die Boote nach Eddersheim zurückgebracht werden.

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