(ds). Rolf Anthes, Senta Fischer, Rosemarie Gehlhaar, Hans Henrich, Philip Landgrebe, Marlies Pufahl und Tiny Riebel haben sich zu einem besonderen „Heimspiel“, nämlich open air am Liederbach, zusammengefunden.
Bürgermeisterin Eva Söllner eröffnete die Ausstellung, schon von weitem waren die Rhythmen der Perkussion-Gruppe ImPuls durch die Grüne Mitte zu hören.
Natur - der Begriff bezeichnet in der Regel das, was nicht vom Menschen geschaffen wurde. Liegt nun die Kunst in der Natur oder die Natur in der Kunst?
„Während man noch in Sturm und Drang Kunst und Natur als Gegensatz empfand, formuliert Goethe zu Beginn der klassischen Phase neu. Jedes Kunstgesetz, jedes Regelwerk wurde zuvor als Einschränkung des sich frei entfaltenden Ichs empfunden. IWeiter gab Eva Söllner einen kleinen Abriss des Verhältnisses von Kunst und Natur im Lauf der Zeit. „Und so erleben wir heute Kunst in ihrer ganzen Vielfalt unter freiem Liederbacher Himmel“, freute sich Eva Söllner über das Ereignis. „Ob für Sie dabei Kunst und Natur verschmelzen, eins im anderen enthalten ist, sich kontrapunktisch gegenübersteht oder zu einem Gesamtkunstwerk verschmilzt, das überlasse ich auch heute wieder Ihnen, den Besuchern unserer Ausstellung im Rahmen des Liederbacher Kultursommers“, so die Bürgermeisterin.
Spannend wurde es, als es ans Entdecken der zum Teil etwas versteckten Kunstwerke ging. Kleine Tonfiguren hatte Rosemarie Gelhaar aufgestellt, die kleinen Ameisen auf einem Stein wollten erstmal gesehen werden, leichter war das schon bei den Kaninchen oder dem „Birkenböckchen“. Und dann war da auch noch ein Krokodil, das an den Nil wollte… Gut sichtbar dagegen die neongelbe Männerfigur am Liederbach von Tini Riebel. Die Künstlerin hatte auch Bäumen mit einer selbstgehäkelter Schnur ein neues Outfit verpasst. Ein Baum erhielt sogar ein neues Gesicht mit Augen und Schal. Schwer zu entdecken war jedoch ihr Spinnennetz im Baum.
Das Thema Wasser hatte Marlies Pufahl an die aktuelle Flüchtlingsproblematik erinnert. Sie baute ein (Rettungs-)Boot aus Drahtgitter, dass sie über den Liederbach hing, zu groß die Gefahr, dass sich jemand reinsetzt und damit wegpaddelt oder eher noch, sich verletzt. Von der Künstlerin stammen auch die Stilblüten, die in der Hauptsache an der kleinen Kreuzung vor den Tennisplätzen angesiedelt sind oder waren, je nachdem, ob sich noch Passanten bemüßigt gesehen haben, welche mitzunehmen.
Unbetitelt das Werk von Anthes-Enkel Philip Landgrebe, die Leinwände in neonfarben boten mit der Farbwahl und den geraden Linien einen starken Kontrast zur Natur. Eine Stele mit dem Namen Völkerwanderung, gesponsert von Statikbüro Michael Petrasch und Firma Eyrich & Rink, aus Eichenholz und Metalldraht, wird der Grünen Mitte erhalten bleiben, denn sie ist gleichzeitig ein Geschenk des Künstlers Rolf Anthes an die Gemeinde.
Die Idee zu der Ausstellung in der Natur hatte Dr. Senta Fischer. Ursprünglich habe man den Siesmayer-Park nutzen wollen, aus denkmalschutztechnischen Gründen ist das aber buchstäblich ins Wasser gefallen und man kam auf die Idee am Liederbach in der Grünen Mitte eine Ausstellung zu machen. Ihr Werk „Last Minute“ - eine Figur aus Stoff an einen Baum geklebt, die versucht, noch in einer Gondel - in Form einer Gartenabfalltonne - mitzukommen nahm sich auch hier sehr gut aus. Am Bachufer war auch ein sehr buntes Nest zu finden, das aus unglaublich vielen Netzen von Obst- und Gemüseeinkäufen bestand. Das Thema Einkaufen hatte die Künstlerin, die gerne mit Verpackungsmaterial arbeitet, mit Nestwärme verbunden.
Da so viel Kunst und Kultur auf einmal hungrig macht, hatte der Tennisclub die Bewirtung übernommen und es bildete sich bereits nach kurzer Zeit eine Schlange vor dem Grill. Neben der Trommelgruppe sorgte auch Trainer Samir Mesbah vom Jugendtreff, dem seine Mitstreiter kurzfristig abhanden gekommen waren, mit einer kleinen Breakdance-Vorführung für Unterhaltung.
Die Ausstellung ist - soweit nicht bereits der Natur oder Passanten zum Opfer gefallen - noch bis mindestens Ende des Monats zu sehen. Öffnungszeiten: Von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang.