Orgelklang und Chorgesang beim Adventskonzert in St. Vitus

Himmlische Klänge und feierliche Stimmung beim Adventskonzert in St. Vitus. Foto: privat

Oberhöchstadt (kb) – Adventskonzerte, noch dazu solche in Kirchen, bieten normalerweise wenig Überraschungen. Doch Roswitha Bruggaier beweist Jahr für Jahr in St. Vitus in Oberhöchstadt ein glückliches Händchen bei der Programmgestaltung und überrascht die Zuhörer mit ganz besonderen Klängen. Bruggaier lehrt Violoncello und Viola da Gamba an Dr. Hoch‘s Konservatorium in Frankfurt, spielt aber noch weitere Instrumente. Außerdem ist sie musikalische Leiterin der Kirchenchöre von St. Vitus, Oberhöchstadt, und St. Josef, Eschersheim. Beim jährlichen Adventskonzert in St. Vitus hat Roswitha Bruggaier bereits Alphorn und Harfe gespielt sowie ein Orchester mit barocken Instrumenten dirigiert, und dieses Jahr stellte sie die Orgel in den Mittelpunkt. An deren Manualen, Pedalen und Registratur agierte die luxemburgische Kirchenmusikerin Gisèle Kremer. Den Gesang brachten die zwei Kirchenchöre dar, und unter Roswitha Bruggaiers Dirigat fügte sich alles zu einem großartigen Gesamtkunstwerk.

Das Konzert am 1. Dezember in der Kirche von St. Vitus wurde mit Adventsliedern eröffnet. Johann Sebastian Bachs „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ war der eröffnende Weckruf, der schließlich in das „Macht hoch die Tür“ im Satz von Friedrich Silcher endete. Chor und Publikum sangen die Lieder jeweils im Wechsel.

Dazwischen luden zwei Orgelstücke zur meditativen Besinnung ein. Gisèle Kremer hatte dafür ein Ave Maria von Max Reger aus Monologe op. 63 ausgewählt sowie das Stella Matutina op. 7 von Joseph Bonnet.

Im zweiten Teil des Adventskonzerts erklang ein weiteres Werk der französischen Spätromantik, diesmal war der Komponist jedoch nicht Bonnet, sondern sein Landsmann und Zeitgenosse Louis Vierne.

Der 1870 geborene Vierne war Komponist und Organist und bis zu seinem Tod im Jahr 1937 Titularorganist von Notre Dame in Paris. Im Jahr 1899 entstand die Messe solennelle op. 16 für vierstimmigen Chor und Orgel, welche die beiden Kirchenchöre und Gisèle Kremer unter der Leitung von Roswitha Bruggaier an diesem 1. Advent in Oberhöchstadt aufführten. Dabei spielte Kremer das gesamte Reportoire der Orgel von bombastischen bis hin zu ätherisch filigranen Klängen aus. Sie demonstrierte eindrucksvoll, weshalb die Orgel auch als Königin der Instrumente bezeichnet wird.

Die Messe solennelle erlaubte aber auch den Chören zu glänzen. Solistische Passagen der einzelnen Stimmen wechselten sich mit kraftvollen Tutti ab, opulente Harmonien mit zarten, geradezu wehmütigen Melodien.

Die zahlreich erschienenen Zuhörerinnen und Zuhörer applaudierten langanhaltend für diese wunderbare musikalische Einstimmung in den Advent.



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